8K und Zappen per Sprache – Fernsehtrends der IFA

By on 31. August 2018

Berlin – Die können eigentlich nur verrückt sein. Die – das sind die Fernseherhersteller. Und warum verrückt? Weil sie in diesem Jahr auf der
Technikmesse IFA in Berlin (31. August bis 5. September) den nächsten Technologiesprung durch die Messehallen jagen.

Ob TCL, Samsung, Sharp oder LG – während sich die 4K-Auflösung im deutschen Wohnzimmer gerade ihren Platz erkämpft, heißt es bei den Anbietern schon «Die Zukunft ist 8K». Das bedeutet: 7680 zu 4320 Pixel und damit 33 Millionen bunt leuchtende Bildpunkte auf dem TV-Bildschirm.

Aber brauchen wir diese ganzen Pixel wirklich? Echtes 8K-Material in voller Auflösung ist noch seltener als 4K-Filme, die erst bei einigen Streamingdiensten und auf der spärlich verbreiteten UHD-Blu-ray verfügbar sind. Die meisten Internetleitungen sind nicht schnell genug zum Streamen von 8K, vom Aufnehmen und Speichern solcher hochauflösenden Videofilme ganz zu schweigen.

Entsprechend ist 8K für den Analysten Fernando Elizalde vom Marktforscher Gartner eher ein langfristiges Thema: «Ich glaube es wird noch dauern, bevor wir es außerhalb Japans sehen.» Erste Versuche mit echten 8K-Aufnahmen laufen zum Beispiel beim japanischen Fernsehen NHK, wo Olympische Spiele in 8K gefilmt werden.

Das deutsche Fernsehen hat mittlerweile größtenteils den Sprung auf Full HD geschafft. Beim Elektronikriesen Samsung sieht Business Director Leif-Erik Lindner die Zeit allerdings schon reif für mehr Pixel. Er setzt auf die Early Adopter genannten Frühkäufer, die neuen Technologien als erste eine Chance geben. Ein großes Budget für TV-Geräte brauchen sie aber auch: Samsungs neue 8K-Fernseher gibt es direkt nach der IFA in 65 Zoll Größe zu Preisen ab 4999 Euro aufwärts. Das Spitzenmodell mit 85 Zoll liegt bei 14 999 Euro.

Für den technischen Vorsprung muss man also zahlen. Dass es kaum 8K-Filme gibt, ist für Samsung kein Problem. Was an Pixeln im Originalmaterial fehlt, wird einfach hergerechnet. Samsung setzt dabei nicht nur auf normales Hochskalieren, sondern will auch künstliche Intelligenz einsetzen: Der Fernseher soll erkennen, was er abspielt und entsprechend das Bild optimieren.

So soll auch 4K- oder HD-Material auf dem größeren Schirm ohne Krümel, Treppchen und blasse Farben dargestellt werden können. In einer Demonstration am IFA-Messestand sieht das meist ganz gut, teils auch etwas künstlich aus. Normales Fernsehmaterial zeigten die Riesenschirme hochgerechnet ganz passabel. Wie es im echten Leben aussieht, wird man sehen.

Doch obwohl es Zukunftsmusik ist, sollte man 8K nicht weglächeln. Die hohe Auflösung hat durchaus Vorteile. Die Fernsehzuschauer wollen laut Zahlen des Branchenverbandes gfu immer größere Bildschirme mit 55 Zoll und mehr. Das Problem: In normalen Wohnungen und Häusern gibt es selten genug Platz für ausreichenden Sitzabstand. Denn sitzt man zu nah am 4K-Bildschirm, wirkt selbst die eigentlich hohe Auflösung pixelig. 8K mit der vierfachen Pixelmenge soll das beheben. Das Plus an Pixeln schafft hier eine bessere Bildqualität auf dem größeren Bildschirm, ohne dass man weiter von ihm entfernt sitzen müsste.

Bis es soweit ist, steckt Potenzial in den aktuellen 4K-Modellen. Hier gibt es Detailverbesserungen bei Herstellern wie Metz, Loewe oder Philips – zum Beispiel bei der Farbdarstellung, der Helligkeit oder beim Klang. Sony zum Beispiel setzt mit seinem Bildprozessor X1 in den LCD- und OLED-Spitzenmodellen ZF9 und AF9 auf detailgetreue Bilddarstellung, sehr helle Weiß- und sehr dunkle Schwarzwerte.

TV-Geräte-Käufer sollten allmählich auch auf die Helligkeit der Bildschirme in der Einheit Nit schauen. Je höher, desto heller und besser gilt hier. Das ist zum Beispiel für die Darstellung von HDR-Filmmaterial wichtig. Dahinter steckt die Anzeige von größeren Kontrasten und Farbräumen, also insgesamt ein besseres Bild mit mehr Details. Hier wird es für Käufer gerade einfacher.

Im Kampf der Standards gewinnt neben dem zum Beispiel von LG genutzten DolbyVision Samsungs HDR10+ an Boden. Panasonic und Philips wollen bei neuen Geräten auf den offenen Standard setzen, manche bereits verfügbaren Panasonic-Geräte sollen per Firmwareupdate nachgerüstet werden.

Updates gibt es auch bei LG. Auch hier steht zwar am Messestand ein großes 8K-Display. Es soll aber nur zeigen, dass 8K auch mit LGs OLED-Technik funktioniert. Momentan sehe man dafür noch keinen Markt, heißt es auf Nachfrage. Die eigentliche IFA-Neuheit heißt Sprachsteuerung: Alle neueren LG-Fernseher der ThinQ-Reihe werden bis Ende 2018 mit dem Google Assistant ausgestattet, zusammen mit LGs Assistenten Cloi soll eine komplette Sprachsteuerung des Fernsehers möglich werden.

Kommandos wie «Schalt um auf Arte» oder «Schalte auf einen Sportsender» funktionieren am Messestand schon gut, auch Nahverkehrsverbindungen oder Reisetipps können per Sprachbefehl in die Fernbedienung auf dem großen Bildschirm angezeigt werden. Auch Philips und Metz setzen bei ihren Android-TV auf den Google Assistant, Grundigs zwei TV-Spitzenmodelle haben Amazons Alexa.

Einen interessanten Beitrag zur TV-Landschaft gibt es von Technisat. Ihr in Deutschland gefertigter UHD-Empfänger Sonata1 ist gleichzeitig eine Soundbar. Sie soll das Problem lösen, dass Flachbildfernseher öfters auch flachen Sound haben. Der Empfänger mit Satelliten-, Kabel- und DVB-T2-Receiver kann an jeden Fernseher, Beamer oder Bildschirm angeschlossen werden. So lassen sich für 999 Euro neue Funktionen und Empfangswege oder besserer Klang auch bei älteren Geräten nachrüsten.

Ein weiter Trend beim TV: Der Fernseher wird mehr und mehr unsichtbar oder wirkt im Raum weniger wie ein technisches Gerät. Das erreichen die Hersteller durch ein verändertes Design, indem sie zum Beispiel Bildschirm und Empfangseinheit trennen, so dass die schwarze Kiste mit den ganzen Kabeln im Schrank bleibt und das Display über nahezu durchsichtige Kabel verbunden wird. Spezielle Anzeigemodi wie Samsungs QLED Ambient bilden auf dem TV-Display die umgebende Wand ab. Wird der Fernseher gerade nicht genutzt, wirkt er wie die Tapete oder zeigt Informationen wie Uhrzeit, Kalender oder Nachrichten an.

Fotocredits: Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Robert Günther
(dpa/tmn)

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