Starker Sound und Siri-Schwächen mit Apples HomePod

By on 19. Juni 2018

Berlin – Gut vier Monate nach dem Start in den USA hat es Apples vernetzter Lautsprecher HomePod auch nach Deutschland geschafft. Auf den ersten Blick kommt der iPhone-Konzern ziemlich spät zu dieser Party.

Amazon hat schon seit drei Jahren seinen Lautsprecher Echo mit der Siri-Konkurrentin Alexa im Programm. Google Home gibt es seit mehr als einem Jahr. Doch der Erfolg des iPad und der Computer-Uhr Apple Watch zeigt: Apple kann einen Markt auch von hinten aufrollen.

Vorgestellt wurde der
HomePod bereits im Sommer 2017. Doch es sollte noch Monate dauern, bis die ersten Exemplare des 2,5 Kilo schweren Lautsprechers im Februar zunächst in den USA, Großbritannien und Australien in den Handel kamen. Ein Vorteil des Wartens: Neben der deutschsprachigen Siri-Funktion funktionieren inzwischen auch der Stereo-Betrieb mit zwei HomePods sowie die Mehrzimmer-Funktion, durch die sich im Haushalt verteilte Lautsprecher vernetzen lassen.

Die Einrichtung des HomePods ist kinderleicht: Man benötigt lediglich ein Apple-Gadget mit mindestens iOS-Version 11.2.5 (iPhone ab dem 5s, ein iPad der fünften oder ein iPod Touch der sechsten Generation). Einstellungen wie das WLAN-Passwort oder die iCloud-Daten werden in Sekunden auf den HomePod übertragen. Einen zweiten HomePod in unmittelbarer Nähe erkennt das System von alleine und bietet an, ihn für den Stereo-Betrieb zu konfigurieren.

Für engagierte Apple-Kunden kann der HomePod eine attraktive Alternative zum Amazon Echo, Google Home oder Soundsystemen von Sonos und anderen Audiospezialisten sein. Schon ein schneller Soundcheck zeigt: Der HomePod spielt klanglich in einer anderen Liga als die Mitglieder der Echo-Familie von Amazon. Das hat auch damit zu tun, dass die Ingenieure im Soundlabor in Cupertino einen anderen Ansatz verfolgen.

Im HomePod steckt ein kräftiger A8-Chip (wie im iPhone 6S). Er analysiert nicht nur Sprachkommandos für Siri, sondern beeinflusst aktiv den Klang. Mit einer Technik, die Apple «Beamforming» (Richtstrahlverfahren) nennt, passen sich die sieben kreisförmig angeordneten Hochtöner an den jeweiligen Song und den Raum an.

Die sechs Mikrofone des HomePod sind nämlich nicht nur dazu da, um die Sprachbefehle für Siri zu hören, sondern erkennen anhand der zurückkehrenden Schallwellen auch, ob der Lautsprecher mitten im Raum oder an einer Wand steht. Im letzteren Fall spielt der HomePod Hauptinstrumente, den Gesang und den Sound der dominierenden Musikinstrumente nach vorne zum Hörer ab – und die Begleitelemente der Musik in entgegengesetzter Richtung zur Wand. Ihr Klang soll von der Wand abprallen und für ein räumlicheres Hörerlebnis sorgen.

Im Stereobetrieb teilen sich die beiden HomePods zusätzlich noch den linken und rechten Kanal, stimmen sich für eine synchrone Wiedergabe ab und vermeiden Interferenzen. Stellt man den Lautsprecher um, erkennt er das durch einen Bewegungssensor und löst eine neue Sound-Messung aus. Das Tuning dauert rund 15 Sekunden.

Tatsächlich klingt der HomePod exzellent, obwohl Apple auf Mitteltöner verzichtete. Egal, ob Pop, Hiphop oder Rock gespielt wird: Die mittleren Töne wirken transparent, die Höhen absolut klar. Die Bässe des unterhalb des Touch-Displays eingebauten Tieftöners klingen bei aktuellen Dance-Songs wie «Fuego» von Alok & Bhaska nicht dumpf und klapperig wie bei etlichen anderen Lautsprechern, sondern tief und satt. Der Einsatz von zwei HomePods als Stereopaar verbessert das Hörerlebnis noch einmal drastisch, sowohl das Klangpanorama als auch die Bässe.

Wäre der Sound das alleinige Kriterium, würde der HomePod die Konkurrenz in den Schatten stellen, selbst gute Lautsprecher wie den Sonos Play:1. Erst mit dem Play:5 ist Sonos wieder mit etwas vollerem Sound im Vorteil. Der größte Sonos-Lautsprecher kostet mit 579 Euro aber auch deutlich mehr als der Apple HomePod für 349 Euro.

Allerdings kann der HomePod derzeit nur im Apple-Universum bestehen. Er ist das, was US-Amerikaner einen «walled garden» nennen, also einen abgeschirmten Garten hinter einer Mauer. Alles ist bequem, sicher und funktioniert. Nur benötigt man für den vollwertigen Betrieb eines HomePods nicht nur ein aktuelles iOS-Gerät, sondern auch die entsprechenden Musik-Dienste mit dem Apfel-Logo.

Zwar kann man via AirPlay 2 vom iPhone aus beliebige Inhalte auf den HomePod streamen. Will man aber ohne iPhone, iPad, Apple TV oder iPod touch auskommen und direkt per Sprachkommando Musik auf dem HomePod abspielen, kommt man um ein Abo bei Apple nicht herum. Mit iTunes Match (25 Euro im Jahr) gelangt die eigene iTunes-Bibliothek in die Cloud und damit auch auf den HomePod. Und für knapp zehn Euro im Monat oder knapp 100 Euro im Jahr gibt es über Apple Music Zugriff auf rund 40 Millionen Songs.

Hier sind sowohl die Amazon-Geräte als auch das Sonos-System viel flexibler und bieten etwa eine direkte Unterstützung für Spotify, um den Streamingdienst direkt auf den Lautsprecher zu bringen. Beim Homepod muss man für die Nutzung von Diensten außerhalb von Apple Music das iPhone oder iPad bemühen und den Sound auf den HomePod umleiten. Der HomePod versteht nur Siri, während andere Hersteller smarte Lautsprecher auf den Markt bringen, die mehrere Dienste unterstützen und beispielsweise neben Amazons Alexa einmal auch den Google Assistant an Bord haben werden – etwa Sonos mit dem Modell One.

Angesichts dieser Konkurrenz könnte es durchaus sein, dass Apple in die Mauer seines «walled garden» doch noch das ein oder andere Tor einbaut. So kann man auf dem Apple TV nicht nur Filme beim Apple-Dienst iTunes ausleihen und kaufen, sondern Videos von Netflix, Sky, Maxdome oder Amazon Prime anschauen. Beim HomePod gibt es aber derartige Ankündigungen bislang nicht.

Wenn demnächst auch andere Lautsprecher-Anbieter die Unterstützung von AirPlay 2 umsetzen, wird man sich aber zumindest ein Heimsystem aus Geräten verschiedener Firmen zusammenstellen können. Direkt am Lautsprecher kann man Siri zwar bisher nur auf dem HomePod nutzen – aber über die Sprachassistentin am iPhone wird man Befehle wie «Spiele Musik von Ed Sheeran im Wohnzimmer» auch für andere AirPlay-2-Geräte umsetzen können.

Die deutsche Siri auf dem HomePod krankt unterdessen an allen Schwächen ihrer iPhone-Schwester – nur dass sie bei reiner Sprach-Kommunikation ohne eingebundenes Display deutlich auffälliger sind. Der englischen Siri spendierte Apple im vergangenen Jahr eine natürlichere Aussprache und andere Verbesserungen. Auf Deutsch spricht Siri dagegen oft holperig, leicht mechanisch und mit falsch betonten Worten. Der Kontrast wird besonders deutlich im Vergleich zur flüssigen Sprache von Amazons Alexa – bei der man genauso wie beim Google Assistant auch schnelle Rückfragen loswerden kann, ohne dass sie noch einmal das Weckwort hören muss. Auch Siri kann sich den Kontext für eine gewisse Zeit merken – muss aber bei jeder Frage erst mit «Hey, Siri» angesprochen werden.

Die Siri des HomePod ist stärker auf den Betrieb in einem Lautsprecher zugeschnitten. Man kann sie unter anderem fragen, von welchem Künstler der aktuelle Song ist oder um Musik für bestimmte Stimmungen bitten. Beim Stereo-Betrieb reagiert standardmäßig der linke HomePod auf die Siri-Anfrage. Wenn man allerdings die Sprachassistentin manuell per Fingerdruck auf den rechten Lautsprecher aktiviert, merkt sich das HomePod-Paar dies für die folgenden Aufrufe.

Will man vom HomePod die Nachrichten hören, bedient sich Siri standardmäßig beim Deutschlandfunk, kann aber alternativ auch auf andere Quellen wie «Tagesschau in 100 Sekunden» zurückgreifen. Fragt man nach der Fahrzeit zu einem Ort, berücksichtigt Siri nur das Auto als Verkehrsmittel – zu anderen Optionen wie öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fußweg kann man bisher nicht umschalten.

Wie auch auf dem iPhone kann HomePod-Siri nur einen Timer gleichzeitig stellen – während bei Amazons Echo/Alexa-Kombination auch mehrere möglich sind. Etwas überraschend für einen vernetzten Lautsprecher kann man sich nicht mit Musik wecken lassen. Immerhin hat Apple aber dafür gesorgt, dass zum Beispiel bei einer Party die Songwünsche der Gäste nicht auf die Personalisierung von Apple Music abfärben – die «Home»-App enthält eine entsprechende Einstellung.

Die HomePods können auch für die Sound-Ausgabe von der Fernsehbox Apple TV genutzt werden – sind allerdings bisher auf Musikwiedergabe zugeschnitten. Ein TV-Modus, bei dem unter anderem die Dialoge zentriert und Sound-Effekte optimal präsentiert werden, ist noch in der Beta-Phase. Der Ton von Games, die man auf dem Apple TV spielt, wird auch bei angeschlossenen HomePods auf dem Fernseher ausgegeben.

Eine Debatte nach dem Start in den USA gab es um Kreise, die der HomePod auf einigen Untergründen aus Holz hinterließ. Apple erklärt das damit, dass Öle zwischen dem Silikon im Fuß und der Oberfläche interagieren. Die
Abdrücke könnten einige Tage später von allein verschwinden – oder es könne helfen, den Untergrund abzuwischen.

Persönliche Anfragen

An einer Stelle der Einrichtung des HomePod sollten Nutzer aufpassen: Wenn sie beim Setup persönliche Anfragen («Personal Requests») erlauben, können auch andere über den HomePod per Sprachbefehl persönliche iMessages senden oder sich vorlesen lassen, wenn sich ein iOS-Gerät im selben Netzwerk befindet. Wer das nicht möchte, sollte diese Funktion nicht aktivieren.

Fotocredits: Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke
(dpa/tmn)

(dpa)

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