Du willst es doch auch

By on 20. Januar 2014

Prima Sache: Amazon weiß bald, was man sich als nächstes kaufen will – auch wenn man das selbst noch nicht weiß. Also nicht wundern, wenn der Paketbote läutet, obwohl man kein Päckchen geordert hat.

Antizipieren – im modernen Fußball ist das ein Muss, wie uns die fachkundigen TV-Kommentatoren bei so ziemlich jedem Spiel lang und breit erklären. Klingt aber auch zu gut, so ein Fremdwort. Antizipieren steht auch bei Amazon hoch im Kurs. Der Versandhändler hat laut „Wall Street Journal“ ein Patent auf „anticipatory shipping“ angemeldet, zu Deutsch etwa „vorausschauender Versand“.

Das bedeutet, Amazon will in die Glaskugel schauen und ein wenig die Zukunft voraussagen, zumindest die zukünftigen Einkäufe seiner Kunden. Und die Ware losschicken, bevor sie der Kunde gekauft hat. Ab ins Päckchen, ab in den Laster und schon mal raus in Richtung Kunde. Auf diese Weise will Amazon die Wartezeiten auf Bestellungen verkürzen, die sind dem Konzern ein Dorn im Auge. Denn das ist unbestreitbar ein Vorteil herkömmlicher Läden: Man geht rein, kauft sein Zeugs und nimmt es gleich mit. Da kann Amazon nicht mithalten.

Da Amazon aber als anständiges Internetunternehmen fleißig die Daten seiner Kunden sammelt, glaubt das Unternehmen die Kaufentscheidungen seiner Nutzer vorhersagen zu können. Zumindest einige. Laut dem „Wall Street Journal“ wird Amazon dafür die bisherigen Bestellungen, die Wunschzettel, die eingetippten Suchbegriffe, die dem Einkaufswagen wieder entrissenen Waren und die Retouren analysieren. Da das aber alles etwas langweilig ist, will Amazon auch noch etwas tiefer in die Datentrickkiste greifen und etwa auch auswerten, wie lange man bei einem Suchergebnis verweilt und was man da so mit dem Mauszeiger treibt.

Zukunftsvision – der lungernde Paketbote

Ich schaue auch mal in die Glaskugel – und sehe Tausende von Paketzulieferern, die vor Häusern rumlungern und darauf warten, dass die Bewohner endlich auf den „Kauf“-Button klicken und sie ihr Päckchen abliefern können. Über ihnen kreisen Tausende von Drohnen – die will Amazon ja auch für den Paketversand einspannen – und warten darauf, dass der Besteller endlich nach Hause kommt und sie ihm ihre Ladung vor die Füße werfen können. Die Zukunft wird spannend und gut.