Twitter bedroht die Bloggerszene
Microblogging verdrängt traditionelle Blogseiten zunehmend. Denn das Konzept ist für Firmen wie für Privatpersonen häufig attraktiver
Eigentlich ist es merkwürdig: Was kann man schon auf 140 Zeilen mitteilen? Der im Herbst 2006 gestartete Bloggingservice twitter.com bietet genau diese Möglichkeit und hat damit einen irren Erfolg.
User von Twitter.com bekommen einen Account und können datierte Textnachrichten auf einem eigenen Thread eintragen. Die Besonderheit gegenüber üblichen Blogs ist einerseits, dass die User nicht ihre eigenen Webseiten haben. Vor allem aber können sie die kurzen Nachrichten auch indirekt über Instant Messaging oder gar SMS an den Server von Twitter senden, der sie dann im Userthread veröffentlicht. Das Konzept ist in den USA mittlerweile so erfolgreich, dass Twitter.com stolz die Zahl von 2,2 Millionen eingetragenen Usern vermelden kann. Ein Grund für den Erfolg sind die vielen unterschiedlichen Anwendungen, die Firmen und Privatpersonen mittlerweile für den Service gefunden haben. Da sind zum Einen die Autoren, die wirklich nur so interessante Nachrichten wie „jetzt noch schnell was essen, bevor die Geschäfte zu machen“, senden. Wenn sie witzig sind, bekommen allerdings auch sie eine staatliche Anzahl von „Followers“, also eingetragenen Lesern. Wichtiger sind vielleicht Threads zu bestimmten Expertenthemen. Wenn etwa ein Meeresbiologe von einer Expedition aus Nachrichten sendet. Aber auch kommerzielle Anwendungen werden gefunden, so können Unternehmen zeitnah über relevante Neuigkeiten berichten. Schließlich wird Twitter auch im US-Wahlkampf genutzt, Barack Obama hat schon seit langem einen Account.
Für traditionelle Blogseiten ist der Erfolg von Twitter eine Gefahr; denn die Bloggingszene lebt von wechselseitigen Verlinkungen, die sie für die Suchmaschinen leichter findbar machen. Bei den Twittereinträgen fällt diese Vernetzung häufig weg, weil alle Threads ja zentral von der Twitterseite aus aufgerufen werden.