Glücksspiel in Onlinewelten
Dass es unzählige Menschen auf der Welt gibt, die ihr ganzes Geld in Casinos verzockt haben, ist weitläufig bekannt. Aber die Spielsucht in virtuellen Welten wird oft unterschätzt und hat schätzungsweise bereits Millionen fest im Griff. Glücksspielmöglichkeiten innerhalb der Onlinewelten tragen dem noch seinen Teil bei.
Als Beispielobjekt des Artikels habe ich das populäre Browsergame Freewar ausgewählt. Grafisch nicht besonders herausragend zieht es durch seine immense Spieltiefe und die reife Community tausende Spieler fest in seinen Bann. Im Gegensatz zu manch anderem Onlinespiel hat man in Freewar nie alles erreicht, immer gibt es ein Ziel, das man noch nicht erreicht hat, immer gibt es eine Fähigkeit, die der Kontrahent höher trainiert hat, immer gibt es einen Gegner, den man noch nicht besiegt hat. Eine weitere Zutat sind die verschiedenen integrierten Casinos, in denen der Spieler sein erspieltes Ingame-Gold vermehren oder aber, wie es meistens der Fall ist, verlieren kann.
Denken wir uns einen imaginären Spieler namens Hans. Hans liebt verwobene Fantasywelten über alles und hat sich deshalb auch schnell von Freewar überzeugen lassen. Gerade weil er in der realen Welt unter leichter Spielsucht leidet, denkt er sich, dass er in einer virtuellen Welt schnell von der Sucht loskommt, die ihm bereits den Großteil seines Realvermögens gekostet hat. Anfangs läuft auch alles ganz gut, schnell sind die ersten Monster bezwungen und der Charakter von Hans wird stärker. In den folgenden Tagen sammelt Hans immer bessere Items, kämpft gegen verschiedene andere Spieler und erarbeitet sich ein ansehnliches kleines Ingame-Vermögen. Doch da entdeckt er das Casino.
Rechnerisch besteht eine Gewinnchance von knapp unter 50 Prozent… das klingt doch ganz gut, denkt sich Hans und setzt die ersten fünf Goldmünzen. Gewonnen! Gleich mal 100 Goldmünzen gesetzt… und schon wieder gewonnen! Das läuft ja wie am Schnürchen, denkt sich Hans und setzt 1000 Goldmünzen, genau so viel, wie er gerade im Inventar hat. Doch da erscheint er, der gefürchtete Schriftzug am Monitor: Verloren! Verärgert beschließt Hans, sich das sauer erarbeitete Geld zurückzuholen und macht sich auf den Weg zur Bank, sein Konto zu plündern. Mit 12.000 Goldmünzen in der Tasche kehrt er zurück zum Casino und setzt 1000 Goldmünzen. Schon wieder verloren! Sofort werden die nächsten Einsätze gemacht. Knappe 15 Minuten später ist Hans pleite. Er merkt, wie seine Hände anfangen zu zittern und ihm eine Träne die Wange hinunterrollt. Das waren seine Ersparnisse des letzten Wochenendes. Er beschließt, die Nacht durchzuspielen, um am nächsten Morgen wieder das Konto füllen zu können. Tatsächlich gelingt es ihm einige Tage, die Finger vom Casino zu lassen, doch sein Ärger über seinen Verlust ist noch ungetrübt und er schließlich macht den fatalen Fehler, sein Vermögen zurückgewinnen zu wollen.
Genauso wie unserem Hans geht es vielen Spielern, nicht nur in Freewar. Tatsächlich zeigen Statistiken, dass sich immer mehr Spieler auf Grund hohem Goldverlust im Casino löschen und dem Spiel den Rücken zukehren. Das Team von Freewar hat dem kürzlich einen Riegel vorgesetzt, indem es die freiwillige Möglichkeit einführte, für 6 Monate das Casino für sich selbst zu sperren. Möchte man also wirklich nicht mehr zocken, kann einem diese Funktion unter Umständen dabei behilflich sein. Wenn sich auch andere Spiele daran ein Beispiel nehmen würden, könnte man die Spielsucht in kurzer Zeit erheblich eindämmen.
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