Videos angleichen: Viele Quellen für einen Film

By on 10. November 2016

Magdeburg (dpa/tmn) – Fürs Zusammenfügen von Videos verschiedener Dateiformate braucht man natürlich einen Rechner – und das passenden Programm.

«Aktuelle Schnittprogramme sind in der Lage, ohne zusätzliche Software unterschiedliche Formate problemlos zusammenzufügen», erklärt Timm Lutter von IT-Branchenverband Bitkom. Fast alle aktuellen Schnittprogramme bekannter Hersteller enthielten diese Funktion. Unterschiede gebe es etwa in der Systemintegration: «So bieten preislich höher angesiedelte Anbieter cloud-basierte und plattformunabhängige Lösungen an», erläutert Lutter.

Außerdem werden bei unterschiedlichen Formaten auch unterschiedliche Codecs benötigt – und die seien meist anbieterabhängig und somit kostenpflichtig. In Kaufprogrammen seien oft viele Codecs inbegriffen, während kostenlose Software damit häufig sparsamer ausgestattet sei. Viele Betriebssysteme bringen bereits ein Video-Schnittprogramm mit. Mit Windows kommt der Movie Maker, mit Mac OS X das Programm iMovie. «Damit lassen sich einfache Video-Projekte und Formatumwandlungen erledigen», sagt Marcus Kämpf, Video-Producer beim «Chip»-Magazin.

Anspruchsvolleren Windows-Nutzern empfiehlt er etwa die Sony-Software Vegas Pro. Martin Heller, Videochef bei «WeltN24», verwendet auf dem Mac das Apple-Programm Final Cut Pro. «Unter anderem, weil unterschiedliche Dateiformate ohne Umkodieren direkt verwendet werden können.» Allerdings muss man für diese Lösungen jeweils um die 300 Euro einplanen.

Allerdings schaffen es selbst Profiprogramme nicht, krasse Gegensätze völlig anzugleichen. «Wenn man einmal mit dem Handy filmt und einmal mit der Video-DSLR, dann ist das Material unterschiedlich – im Schnitt kann auch das beste Programm diese Unterschiede nicht verschwinden lassen», betont Marcus Kämpf. Er rät deshalb, im Schnitt möglichst wenig Videomaterial aus unterschiedlichen Quellen zu mischen.

«Das Vergrößern der Auflösung, das sogenannte Hochskalieren, ist zwar möglich, doch macht es aus einem kleinen und verschwommenen Webcam-Video kein scharfes Bild, auch wenn die Auflösung dann Full-HD beträgt», erklärt der Experte. «Am besten daher mit nur wenigen unterschiedlichen Kameras filmen», so sein Tipp. Profis arbeiten beim Dreh etwa meist mit mehreren Kameramodellen desselben Typs.

«Wenn es Unterschiede in der Auflösung gibt, sollte man das Video ganz am Ende in der Auflösung des kleinsten Videos exportieren», gibt Timm Lutter einen Tipp für Filme, bei denen die Ansprüche nicht allzu hoch liegen. Oft sei auch eine einfache Farbkorrektur sehr effektiv.

Unterschiede in der Bildrate sind dagegen ein Problemfall. «Wird beispielsweise ein Video mit 29 Bildern in der Sekunde mit einem Video mit 24 Bildern in der Sekunde zusammengefügt, dann wird das Video mit 29 Bildern pro Sekunde regelmäßig springen», erklärt Lutter. Deshalb sollte man immer das Material mit der höheren Bildrate angleichen. Das Video wird dabei zwar insgesamt minimal langsamer, man verhindert so aber Bildsprünge.

Auf Smartphones entstehen viele Videos auch im Hochformat – oft jene, die in sozialen Medien geteilt werden. «Einfach vergrößern bis zum Bildrand – das führt zu sichtbar unscharfen Videobildern», warnt Kämpf. Besser geeignet, um eine Hochkant-Aufnahme mit Videomaterial im breiten 16:9-Format zu mischen, sei ein Trick, den man oft auch im Fernsehen sieht: «Das Hochkant-Video läuft in der Bildmitte, die eigentlich schwarzen Ränder rechts und links füllt eine stark vergrößerte und unscharfe Kopie des Hochkant-Videos», so der Experte. So erscheint ein Bild in der ganzen Breite, der Blick des Zuschauers konzentriert aber auf das Wesentliche.

Im Schnitt lässt sich dieser Trick einfach umsetzen: Man kopiert das Video auf zwei Spuren. «Die vordere Spur zeigt das Hochkant-Video in der Bildmitte, so dass es den oberen und unteren Rand berührt, die zweite Spur liegt dahinter und wird vergrößert, so dass das Bild die voller Breite ausfüllt», erklärt Marcus Kämpf. Die Unschärfe auf dieser Spur erhält man, indem man am Ende darüber einen Weichzeichner-Filter legt.

Soll ein Video am Ende nur auf Smartphones wiedergegeben werden, produziert man es am besten auch auf einem Smartphon, rät Martin Heller: «Einfach mit dem Smartphone filmen, auf dem Smartphone direkt schneiden und bei der Art der Aufbereitung den Smartphone-User im Kopf haben.»

Fotocredits: Inga Kjer

(dpa)