Die CES 2017: Zwischen OLED-Fernsehern und smarten Duschen
Las Vegas – Auch wenn bei der CES in den vergangenen Jahren immer mehr die Autobauer das Rampenlicht auf sich gelenkt haben: Die Elektronikbranche hatte diesmal auch einiges an Spannung zu bieten.
Sony setzt nun auch auf die kontraststarken OLED-Displays, Samsung versucht, mit der Verbesserung seiner LCD-Technik unter dem Namen QLED gegenzusteuern. Im Smart Home etabliert sich die Sprache als Ersatz für Knöpfe und Apps. Und die Vernetzung nimmt mit ausgefallenen Gadgets zum Teil skurrile Formen an.
Von Sony war schon im Vorfeld der Einstieg in den OLED-Markt erwartet worden – und die Japaner enttäuschten nicht. Den Bravia A1E gibt es in den drei Bildschirm-Diagonalen 77, 65 und 55 Zoll (195, 164 und 139 Zentimeter). Das Design ist schlicht: ein minimalistisches schwarzes Rechteck mit extrem dünnem Rahmen um das Display. Sony verspricht auch einen besseren Sound, weil das Gehäuse als Resonanzkörper für die Lautsprecher dienen soll. Preise wurden noch nicht genannt, der Verkaufsstart ist im März.
Für die Hersteller bietet die OLED-Technologie immer noch ein Dilemma: Satte Farben, mehr Kontrast und wirklich tiefschwarzes Schwarz, dünne Gehäuse dank Verzicht auf Hintergrundbeleuchtung. Aber OLED bedeutet auch immer noch einen deutlich höheren Preis. Bisher peitschte hauptsächlich LG den Markt nach vorn – der Konzern ist auch der einzige Hersteller der großen OLED-Panels. Anfängliche Probleme der Technologie wie kürzere Lebenszeiten und hoher Ausschuss in der Produktion seien inzwischen abgestellt, heißt es in der Branche.
Panasonic setzte lange auf Plasma-Bildschirme – die Kunden kauften aber lieber LCD. Jetzt verspricht der japanische Konzern mit dem OLED-Modell TX-65EZW1004 ein völlig neues Heimkino-Erlebnis, «optimiert von Spezialisten aus Hollywood». LG will angesichts so viel neuer Konkurrenz gleich deutlich machen, wer Herr im OLED-Haus ist: Zur CES brachten die Südkoreaner das nur 2,57 Millimeter dünne Modell Signature OLED W nach Las Vegas mit. Es kann mit Hilfe von Magneten direkt an der Wand haften. Elektronik und Lautsprecher sind in einer Soundbar-Box untergebracht, die über ein Kabel mit dem Display verbunden ist. Preis und Verkaufsstart: noch unbekannt.
Samsung, weltgrößter Anbieter von TV-Geräten, setzt lieber auf QLED statt OLED. Die neuen Spitzenmodelle arbeiten mit einer Neuauflage der «Quantum Dot»-Technologie. Samsung verspricht mehr Kontrast und ein tieferes Schwarz, außerdem ein stabiles Bild aus nahezu jedem Blickwinkel. Ob es nun daran liegt, dass sich die großen Hersteller gerade gegenseitig belauern: Preise wurden auch hier nicht genannt.
Alle Anbieter betonen, dass neben dem Display-Typ auch die Chips und Software zur Bild-Aufbereitung entscheidend seien. Wie viel davon im täglichen TV-Konsum bei der in Deutschland gängigen Übermittlungsqualität beim Verbraucher ankommt, ist mit den perfekt getunten Geräten in den CES-Messehallen schwer abzuschätzen.
Einig sind sich alle Hersteller immerhin auch darin, dass der HDR-Technik (High Dynamic Range) für kontrastreiche Bilder die Zukunft gehört. Aber HDR ist nicht gleich HDR, denn es gibt mehrere Formate. HDR10 etwa von Geräteherstellern wie Samsung und Sony – auch um keine Lizenzzahlungen an Dolby für deren Dolby Vision zahlen zu müssen. HLG kommt aus dem Lager der Fernsehsender, die das Format für Liveübertragungen nutzen wollen. Und dann gibt es noch Advanced HDR. Die Formate sind zwar zu großen Teilen kompatibel, aber einige Geräte unterstützen nur einen Teil davon.
Der Chef des Grafik-Spezialisten Nvidia, Jen-Hsun Huang, kündigte in Las Vegas an, seine Firma werde als erste Googles neuen Sprachassistenten auf einen Fernseher bringen. Das liegt im Trend: Die Zahl der Geräte und Anwendungen für das vernetzte Zuhause, die sich per Sprachbefehl steuern lassen, steigt rapide. Dabei zeigt sich auch, wie stark die Sprachassistenz-Plattformen der großen Tech-Konzerne den Markt beherrschen – Alexa von Amazon, HomeKit mit Siri von Apple, der Google Assistant und Cortana von Microsoft. Die Einstiegshürden sind hoch, immerhin versucht der Bosch-Konzern, eine eigene Plattform mit deutschem Datenschutzversprechen zu etablieren.
Auf der CES 2017 konnte vor allem Amazon seine Alexa mit vielen Geräten anderer Hersteller verbinden. Von Lenovo gab es einen vernetzten Lautsprecher, der vom Vorreiter «Echo» des Online-Händlers inspiriert zu sein scheint. Dazu gehören ein Kühlschrank von LG, Hausgeräte von Whirlpool, ein Roboter-Staubsauer von Samsung oder diverse vernetzte Lampen. Für Apples HomeKit gab es unter anderem vernetzte Kameras sowie einen Rauchmelder.
Auch einige absurd wirkende Lösungen sind dabei: So gibt es die vernetzte Dusche zu sehen, die man schon vom Bett aus warmlaufen lässt. Ist die gewünschte Temperatur erreicht, kommt eine Benachrichtigung auf das Smartphone. Eine andere Neuheit ist der smarte Mülleimer, der den Deckel auf Sprachbefehl öffnet.
Bei den Drohnen wird die Software zum automatisierten Flug immer besser. Deswegen waren kleine Selfie-Drohnen in Las Vegas der Renner, die um den Besitzer herum schweben und Fotos oder Videos aufnehmen. Unter ihnen fiel das Modell Hover Camera Passport auf, das in etwa so groß wie ein Hardcover-Buch ist – und sich auch ähnlich aufklappen lässt. Die Rotoren sind zur Sicherheit komplett hinter Gittern versteckt. Ein Exot hingegen dürfte die Unterwasser-Drohne PowerRay von PowerVision bleiben, die Video in 4K-Auflösung aus einer Tiefe von bis zu 30 Metern übertragen kann.
Fotocredits: Andrej Sokolow,Andrej Sokolow,Andrej Sokolow,Andrej Sokolow,Andrej Sokolow,Andrej Sokolow
(dpa/tmn)