Freiheit für Androiden mit Root und Custom ROMs
Berlin/Hannover – Android-Smartphones werden meist mit einem vom Hersteller angepassten Betriebssystem ausgeliefert. Das erlaubt mal mehr und mal weniger Optionen, was Aussehen und Funktion angeht.
Wer gerne mehr Kontrolle will, hat die Möglichkeit, per «Root» selbst zum Administrator zu werden. Doch was bedeutet das und wie gefährlich ist es? Und: Wie geht das eigentlich? Der Begriff Root kommt aus der Linux-Welt. Übersetzt bedeutet er Wurzel. Ein
Root ermöglicht einen Zugriff auf die Wurzeln des Systems. Nutzer bekommen Rechte eingeräumt, die sie normalerweise nicht hätten – man wird zum Superuser. Doch wozu ist das gut, wenn ein Smartphone ab Werk doch schon alles kann, was es soll?
«Freie ROMs ermöglichen es Anwenderinnen, mehr Kontrolle über ihre Mobilgeräte zu haben», sagt Matthias Kirschner, Präsident der Free Software Foundation Europe. Denn die Hersteller fügen der offenen Android-Grundsoftware oft eigene Software hinzu. Bei diesen Apps oder Funktionen ist häufig nicht nachvollziehbar, was sie genau tun. Möglicherweise verletzen sie die Privatsphäre oder belegen unnötig viel Speicher. Die Lösung heißt Custom ROM oder Freies ROM – so nennt man die zahlreichen verfügbaren Android-Versionen anderer Hersteller und Initiativen. Wer den Systemwechsel vollzieht und sich quelloffene und meist kostenlose Software wie CyanogenMod, Omnirom oder Replicant installiert, kann mitbestimmen, was auf dem Telefon landet.
Doch mit einem Root geht noch mehr. Etwa das komplette
Android-System sichern, erklärt Hannes Czerulla vom Fachmagazin «c’t». Ähnlich wie bei Apples iOS können so alle Daten und Einstellungen gesichert werden, damit sie im Notfall wieder zur Verfügung stehen. Auch komplette Apps lassen sich mit allen bisherigen Daten sichern.
Per Root gibt es auch umfangreiche Einstellungen zum Rechtemanagement. Etwa, ob eine App die Kontaktliste lesen kann oder andere persönliche Daten einsehen darf. Czerulla rät hier aber zur Vorsicht. Gewährt der Nutzer einer App mehr Rechte, als sie eigentlich haben sollte, ist die Sicherheit der eigenen Daten auf dem Gerät gefährdet. «Apps sollten nur die Zugriffsrechte erhalten, die sie unbedingt brauchen.» Werden einer App andersherum zu wenig Rechte gewährt, funktioniert sie möglicherweise nicht mehr richtig.
Aber wie geht nun dieses Rooten? Die Antwort: Je nach Gerät und installierter Android-Version ziemlich unterschiedlich. Detaillierte Anleitungen gibt es im Netz zum Beispiel bei «Androidpit.com» oder «pcwelt.de». Wichtig: Vor dem Root sollten unbedingt alle Daten vom Gerät gesichert werden. Die «PC Welt» rät etwa zur Software «MyPhoneExplorer» oder den Backup-Lösungen der Hersteller.
Das Rooten selbst findet meist durch die Installation und Ausführung einer sogenannten APK-Datei statt. Andere Lösungen setzen auf eine Kabelverbindung zum PC. Hannes Czerulla warnt aber vor Apps, die mit einem automatischen Root-Vorgang werben: «1-Click-Rooting-Apps versprechen eine bequeme Lösung, könnten aber versuchen, den Nutzer auf unseriöse Seiten zu locken oder selbst Daten abzugreifen.»
Ist der Vorgang abgeschlossen, sollte geprüft werden, ob alles korrekt funktioniert hat. Dabei helfen Apps wie «Root Check» oder «Root Checker» aus dem
Play Store. Im Erfolgsfall sind Nutzer nun mit Administratorrechten ausgestattet.
Ist ein Smartphone gerootet, ist auch der Weg für ein anderes Betriebssystem frei. Diese freien ROMs versprechen zum Beispiel mehr Freiheiten für den Nutzer, ein schnelleres Gerät und längere Akkulaufzeiten. Sie können allerdings schwer einzurichten und nicht ganz ohne Fehler sein. Deswegen, und weil bei der Installation Smartphones gelegentlich den Dienst einstellen, ist der Wechsel des Betriebssystems etwas für erfahrenere Nutzer. Die Experten raten, die Installation erst einmal auf einem älteren Gerät zu testen.
Ob man nun nur Administratorrechte per
Root erlangt oder das Betriebssystem wechselt: Man sollte im Hinterkopf behalten, dass es ein Eingriff in das System ist, der von den Herstellern nicht gewollt ist. Im Schadensfall kann der Hersteller die Garantie verweigern, wenn sich nicht ausschließen lässt, dass der Root mit dem Schaden zu tun haben könnte. Die Gewährleistung ist laut Matthias Kirschner davon nicht betroffen. Gut zu wissen: Der einfache Root kann meist recht leicht rückgängig gemacht werden. Wie es geht, unterscheidet sich auch wieder je nach Gerät und genutzter Methode. Meist reichen das Löschen einiger Dateien und ein anschließender Neustart.
Fotocredits: Andrea Warnecke
(dpa/tmn)