Der SAR-Wert und der persönliche Schutz
Salzgitter/Köln – Es liegt auf dem Nachttisch, steckt in der Hosentasche und hängt auch noch ab und an am Ohr – wer ein Smartphone besitzt, hat es meist auch ständig bei sich.
Viele vergessen dabei: Das Mobilfunkgerät strahlt. «Gerade, wer viel mit dem Handy telefoniert, setzt sich unter Umständen einer großen Menge an elektromagnetischer Strahlung aus, dem sogenannten Elektrosmog», sagt Stefan Winopal vom Online-Portal «
inside-handy.de».
Mobilfunk nutzt hochfrequente elektromagnetische Felder, um Sprache oder Daten zu übertragen. «Wenn man mit dem Handy telefoniert, wird ein Teil der Energie dieser Felder im Kopf aufgenommen», erläutert das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) auf seiner
Website.
«Die Strahlung entsteht vor allem bei der Übertragung von Signalen zwischen Handy und Mobilfunk-Basisstation», erklärt Winopal. Der Wert für Spezifische Absorptionsraten (SAR) gibt hier einen Anhaltspunkt, wie viel dieser elektromagnetischen Strahlung von einem Handy ausgeht. Gemessen wird die Energieaufnahme in Watt pro Kilogramm (W/kg).
«SAR gibt im Endeffekt an, wie stark die Erwärmung ist, die bei der Aufnahme der Strahlung ins Gewebe entsteht», sagt Winopal. So funktionieren zum Beispiel auch Mikrowellenherde. «Nur dass das Essen hier gezielt mit deutlich konzentrierterer Strahlung beschossen wird, die entsprechend eine vielfach höhere Erwärmung zur Folge hat.»
Ob sich die Strahlung negativ auf die Gesundheit auswirkt, sei nicht eindeutig bewiesen, sagt der Experte. Sie stehe im Verdacht, krebserregend zu sein oder unfruchtbar zu machen. «Regelmäßig erscheinen Studien, die entweder die Gefahren durch Strahlung oder deren Unbedenklichkeit belegen wollen», sagt Winopal.
Innerhalb der Grenzwerte gelten die Strahlen jedoch als ungefährlich. Der SAR-Wert eines Handys darf dabei nicht mehr als 2 W/kg betragen. «Dieser Höchstwert wird von der Internationalen Kommission zum Schutz vor nicht-ionisierender Strahlung seit 1998 empfohlen; die deutsche Strahlenschutzkommission und die EU-Kommission schlossen sich dem 1998, beziehungsweise 1999 an», so das BfS. Den Höchstwert unterschreiten laut BfS alle im Handel befindlichen Handys.
«Werte unter 0,8 W/kg gelten gemeinhin als gut, die Jury Umweltzeichen vergibt ihren Blauen Engel sogar nur an Geräte, deren SAR-Wert unter 0,6 W/kg liegt», sagt Winopal. Aktuelle Smartphones unterschreiten die Grenzwerte in der Regel deutlich. «So wurde das Samsung Galaxy S8 mit einem SAR-Wert von 0,38 W/kg getestet, das Huawei P10 kommt auf 0,96 W/kg und das iPhone 7 von Apple auf 1,38 W/kg», erklärt der Experte. Entsprechende Listen mit den SAR-Werten gibt es oft, wenn auch meist etwas versteckt, bei den Netzbetreibern.
Für das Fachmagazin «
connect» ist der SAR-Wert nur die halbe Wahrheit: «Wichtig ist auch die effektive Sendeleistung, die für die Kommunikation zur Verfügung steht und nicht vom Kopf absorbiert wird oder durch ein schlecht konstruiertes Handy verloren geht», heißt es in einem
Test. «Weist das Mobiltelefon schlechte Sendeeigenschaften auf, wird es vom Handynetz angewiesen, in eine höhere Leistungsstufe zu wechseln, und strahlt stärker.» Deshalb hat das Magazin einen eigenen Strahlenfaktor für eine realistischere Einschätzung entwickelt, der sich aus SAR-Wert und Sendeleistung errechnet.
Nutzer können ihre Belastung allerdings selbst verringern. «Wer viel telefoniert, sollte zu einer Freisprecheinrichtung greifen, damit das Telefon nicht an den Kopf gehalten werden muss», sagt Winopal. «Neben kabelgebundenen Headsets kann man hier auch zu Bluetooth-Produkten greifen, denn die emittieren weniger Strahlung als ein Mobiltelefon.» Hier liegen die Werte oft nur zwischen 0,003 und 0,03 W/kg.
Ein empfangsbereites Smartphone strahlt allerdings auch, wenn man nicht telefoniert. Am besten ist hier, das Smartphone nicht am Körper zu tragen, sondern in einer Tasche oder im Rucksack. Wer es als Wecker nutzt, sollte es nicht direkt neben dem Kopf auf den Nachttisch legen.
Auch das BfS gibt Tipps zur strahlungsarmen Verwendung: «Nutzen Sie das Festnetztelefon, wenn Sie die Wahl zwischen Festnetz und Handy haben.» Mobile Telefonate mit dem Handy sollte man kurzhalten und bei schlechtem Empfang ganz vermeiden – dann braucht das Handy nämlich mehr Leistung. Kinder in der Entwicklung reagieren empfindlicher auf die Strahlung. Das BfS empfiehlt deshalb, Handytelefonate bei Kindern möglichst einzuschränken. Hilfreich kann hier auch die Deaktivierung der mobilen Datenverbindungen sein. «Damit ist Ihr Kind telefonisch erreichbar und kann unterwegs offline spielen», so das BfS.
Fotocredits: Christin Klose
(dpa/tmn)