Honor View 10 im Test: Der 500-Euro-Angriff

By on 22. Februar 2018

Berlin – Dieser Preis ist eine Kampfansage. Für 500 Euro enthält das Honor View 10 nahezu die gleiche Hardware wie das Spitzenmodell Mate 10 Pro von Konzernmutter Huawei. Allerdings für knapp 200 bis 300 Euro weniger. Kann das funktionieren?

Wer Honor kennt, weiß: Die junge Marke von Huawei will gern etwas bunter und flippiger sein als die Konzernmutter. Die Smartphones sind bei ähnlicher Ausstattung meist deutlich billiger, stecken in weniger aufwendiger Verpackung und werden nur im Direktvertrieb verkauft. Kunden sind nicht Kunden, sondern Fans. Honor will Smartphones als Lifestyle-Objekte vermarkten. Das View 10 ist der Versuch, dieses Konzept nun auch mit Spitzenhardware zu kombinieren.

Im Inneren stecken ähnliche Komponenten wie im Mate 10 Pro. Huaweis Prozessor Kirin 970 mit für künstliche Intelligenz optimierter Recheneinheit (NPU), 128 Gigabyte Speicher, 6 Gigabyte Arbeitsspeicher, Doppelkamera und Android 8. Dem Trend zu mehr Display folgend, hat auch das Honor einen Bildschirm im 18:9-Format, der 5,99 Zoll misst und mit 2160 zu 1080 Pixeln auflöst. Das alles steckt in einem Aluminiumgehäuse, das es wahlweise in leuchtendem Blau oder in Schwarz gibt. Die Rückseite macht im Gegensatz zum Rahmen keinen sonderlich robusten Eindruck.

Eine Revolution beim Design ist Honor hier aber nicht gelungen. Das View 10 wirkt – mal abgesehen vom ungewöhnlichen Blau – recht gefällig, um nicht gewöhnlich zu sagen. Mit seinen angenehm runden Kanten liegt es gut in der Hand, man sollte ihm aber eine Schutzhülle spendieren: Zum einen weil es recht rutschig ist. Durch die Platzierung des Fingerabdrucksensors vorne am unteren Ende des Geräts wird zum anderen die Bedienung mit einer Hand schwierig: Achtlosen Nutzern flutscht das View 10 beim Entsperren gern mal aus der Hand.

Im Alltag erlebt man das flache Riesensmartphone als verlässlichen Begleiter. Apps, Internet, Messaging oder Filmchen laufen tadellos. Auf Eingaben reagiert das View meistens flott und flüssig, bis auf einige Ruckler der EMUI-Benutzeroberfläche. Etwas nervig: Ab Werk sind mehrere Spiele und diverse kommerzielle Apps vorinstalliert, die sich teilweise nicht deinstallieren lassen. Teils liegen sie auch im so genannte HiFolder, der nach einem Tipp auf das Info-Icon offenbart: Hier werden Nutzungsdaten gesammelt. So etwas braucht kein Mensch.

Bei der Kamera wird erstmals deutlich, wie viel 200 bis 300 Euro Preisunterschied ausmachen können. Grundsätzlich machen die beiden Kameras mit 20 und 16 Megapixeln Auflösung gute Bilder und liefern über die Kamera-App gute Einstellungsmöglichkeiten. Auf der anderen Seite fehlt leider der optische Bildstabilisator. Unterm Strich langt es für schöne Fotos und Porträts, gute Videos und interessanten Spielereien mit animierten Gesichtsfiltern und ähnlichem. Die Qualität der Mate-10-Kamera erreicht das View 10 allerdings nicht.

Von der künstlichen Intelligenz des Kirin-Prozessors merkt man im Alltag wenig. Laut Huawei hilft er etwa, die Kamera per Objekterkennung auf die fotografierten Szenen optimal einzustellen oder Videos zu optimieren. Überprüfen kann ein Normalnutzer das nicht. Weitere Anwendungen mit künstlicher Intelligenz sind etwa die Verbesserung des Nutzungserlebnisses durch Analyse häufig genutzter Apps oder Funktionen. Weitere Anwendungen für die NPU sollen sich durch die Öffnung der Plattform für Entwickler ergeben.

Fazit: Für 500 Euro bekommt man mit dem Honor View 10 ein Smartphone, das sich recht gut im Feld der Spitzengeräte schlägt. Verarbeitung und Leistung sind in Ordnung, auch die Kamera liefert – mit kleinen Abzügen – gute Leistung und der Akku bringt einen gut über den Tag. Aber im direkten Vergleich mit Huaweis aktuellen Flaggschiff Mate 10 Pro fehlt es noch an einigen Ecken – etwa am Bildstabilisator für die Kamera oder an einer völlig ruckelfreien Benutzeroberfläche. Auch auf Wasser- und Staubschutz müssen View-10-Käufer verzichten und ab Werk viel vorinstallierten Unsinn ertragen. Und wie sich die künstliche Intelligenz des Prozessors auswirken wird, muss die Zukunft noch zeigen.

Für einen Platz ganz an der Spitze bei Galaxy S8, Huawei Mate 10 Pro, Google Pixel 2, LG V30 oder iPhone X reicht es für das Honor nicht. Dafür punktet es mit einem ordentlichen Gesamtpaket für einen relativ niedrigen Preis.

Fotocredits: Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert
(dpa/tmn)

(dpa)

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