Das Samsung Galaxy S9 im Test

By on 13. März 2018

Berlin – Hatten wir das nicht schon mal? Die Form ist gleich, das Material fühlt sich gleich an. Das Größenverhältnis des Displays von 18,5:9, schön gerundete Kanten, ein Display, das an den Rändern gefühlt ins Nichts davon fließt – ja, hatten wir alles schon.

Samsungs neue Spitzenmodelle Galaxy S9 (5,8 Zoll Display, 4 Gigabyte RAM) und das größere 9+ (6,2 Zoll, 6GB RAM) wirken jeweils wie ein dunkel schimmernder Monolith ohne Ecken und Kanten – und gleichen ihren Vorgängen nahezu bis ins kleinste Detail.

Doch zum Glück gibt es einen Unterschied: Langte man beim S8 als Rechtshänder noch regelmäßig beim Entsperren des Telefons auf die Kameralinse, liegt der Fingerabdrucksensor nun endlich unterhalb der Kameras. Ein Fehler beseitigt, so sieht Modellpflege aus.

Und Modellpflege ist das Galaxy S9 par excellence. Die einzige große Neuerung – neben der üblichen Leistungssteigerung – ist die überarbeitete Kamera. Zwölf Megapixel löst der Sensor der Hauptkamera des S9 auf, beim S9+ kommt noch eine zweite Kamera mit ebenfalls zwölf Megapixeln und zweifacher Vergrößerung hinzu. Gute Bilder schießt man mit beiden, die zweite Linse des S9+ ermöglicht aber bessere Aufnahmen von entfernten Motiven und macht schönere Porträts. Das kleinere S9 schwächelt hier mit seinem selektiven Fokus etwas.

Spannend ist die Technik der dynamischen Blende. Bei Tageslicht und hellem Kunstlicht öffnet die Blende mit f2.4, bei wenig Licht wird auf eine zweite Blende mit f1.5 umgeschaltet. So gelangt mehr Licht auf den Sensor, auch Nachtbilder sollen gut aussehen. Im Profimodus können Smartphonefotografen auch – leicht umständlich – alle Werte selbst einstellen.

Schon das Galaxy S8 war in Sachen Fotografie weit vorn, beim S9 ist aber noch mehr drin. Zum Beispiel die Superzeitlupenfunktion: Nutzer können in diesem Modus Clips von 0,2 Sekunden Länge drehen – allerdings mit 960 Bildern pro Sekunde. Schnelle bewegte Szenen damit beinahe zum Stillstand zu verlangsamen, macht höllisch Spaß, damit es immer zuverlässig klappt, ist aber einiges an Übung nötig.

Freunde animierter Sprachnachrichten und von Effekten in erweiterter Realität (AR) dürften Freude am Kameramodus AR-Emoji finden. Hier lässt sich ein eigener Emoji-Avatar für Nachrichten erstellen oder man lässt sich von der Kamera eine Maske verpassen, die Gesichtsmimik – mal mehr und mal weniger gekonnt – auf kleine Kätzchen, Hasen oder andere Charaktere überträgt. Apples Animojis lassen grüßen.

Eine weitere Neuerung des S9 sind die verbesserten Lautsprecher. Wer es mag, kann Samsungs neuesten Streich dank Dolby Atmos und Stereoton auch als kleines Soundsystem für unterwegs nutzen – mit überraschend basslastigem Klang.

Was sonst macht die Weiterentwicklung eines an sich schon guten Smartphones aus? Das installierte Android 8 im Samsung-Gewand bietet kaum Anlass zur Klage, mit vorinstallierten Nutzlosprogrammen halten sich die Koreaner angenehm zurück – von den üblichen Facebook-Apps und dem nicht deinstallierbaren Officepaket einmal abgesehen.

Knapp 50 Gigabyte (GB) Speicher stehen beim ersten Einschalten noch zur freien Verfügung – per Mikro-SD-Karte sind beim S9+ bis zu 400 GB mehr drin. Samsungs hauseigener Sprachassistent Bixby bleibt für deutsche Nutzer mangels Sprachunterstützung weiterhin hauptsächlich uninteressant. Wer mit seinem Telefon sprechen will, wählt aktuell lieber den besseren Google Assistant.

Fazit: Das Galaxy S9 ist ein flotteres Galaxy S8 abzüglich dessen Fehler. Und der einzige wirkliche Fehler des S8 ist der für Rechtshänder ungünstig platzierte Fingerabdrucksensor. Die einzig spürbare Erneuerung ist die Kamera, die spannende Aufnahmemodi bietet und mit einigen innovativen Konzepten aufwartet. Für aktuelle Nutzer eines S8 oder S8+ fällt der Unterschied allerdings nicht so groß aus.

Samsung bietet das Galaxy S9 mit 64 Gigabyte Speicher für rund 850 Euro an. Für das größere S9+ mit Doppelkamera werden 100 Euro mehr fällig. Ein S9+ mit 256 Gigabyte kostet 1050 Euro. Alternativen zum Galaxy S9 sind Googles Pixel-2-Smartphones oder Sonys angekündigtes Xperia XZ2. Die schärfste Android-Konkurrenz kommt derzeit aber aus dem eigenen Haus: Die Modelle Note 8, Galaxy S8 und S8+ sind annähernd gleichwertig und fallen gerade stark im Preis. Wer schon länger mit einem Galaxy S8 liebäugelt, findet es im Online-Handel aktuell für rund 500 Euro.

Und was, wenn das Glas bricht?

Wie beim Vorgänger bestehen auch beim Galaxy S9 die Vorder- und Rückseite wieder aus Glas. In der Falltrommel von Stiftung Warentest wies das Galaxy S8 zahlreiche Glasbrüche auf. Beim Kauf sollte man sich also besser auch eine Hülle zulegen. In Sachen Reparierbarkeit gibt es vom Portal «ifixit.com» vier von zehn möglichen Punkten für das Galaxy S9. Positiv fallen den Reparaturaktivisten die modularen Bauteile im Innern auf, die sich leicht tauschen lassen. Das gut verklebte Glas an Vorder- und Rückseite sowie eine verklebte Batterie erschweren allerdings den Zugang.

Fotocredits: Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert
(dpa/tmn)

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