Apps für einen nachhaltigen Lebensstil
Dessau/Düsseldorf – Sie haben zum Teil Downloadzahlen von über einer Million: Apps und Webseiten mit Tipps und Informationen für einen nachhaltigen Lebensstil. Eine umfangreiche Übersicht findet sich etwa auf der Plattform
Utopia.
Einige, etwa der ökologische Fußabdruck der Hilfsorganisation
Brot für die Welt oder der
CO2-Rechner, betrachten unser gesamtes Verhalten. Bei anderen, wie der
Regio-App oder dem
nachhaltigen Warenkorb, geht es allgemein ums Einkaufen. Eine dritte Gruppe spezialisiert sich auf einzelne Produktgruppen, so der
WWF-Fischratgeber.
Oft gibt es zur Webseite gleich die App, doch nicht immer lohnt sich der Download. Michael Bilharz, der beim Umweltbundesamt den CO2-Rechner und das
UBA-Verbraucherportal betreut, ist skeptisch bei Apps, die nicht vom Nutzer her gedacht sind. Man nutze eine App, um zu wissen, wie man von A nach B komme, meint Bilharz, aber: «Ihre CO2-Bilanz rechnen Sie höchstens einmal im halben Jahr aus, da haben sie die App schon vergessen und suchen wieder bei Google.»
Häufig nachgefragt werden laut Bilharz Angebote, die sich ums Essen drehen: Bei den
Klimatariern schiebt man sich zum Beispiel virtuelle Zutaten auf den Teller und bekommt dazu die CO2-Emissionen angezeigt. Der
Klimateller rechnet die Emissionen verschiedener Gerichte aus und hält Tipps und klimafreundliche Rezepte bereit. Bei
Too Good To Go gibt es günstiges Essen aus Überschüssen.
Aufgepasst bei zu viel abgefragten Daten
Allerdings werden viele Apps oder Webseiten nicht mehr aktualisiert. Das hänge nicht zuletzt von den jeweiligen Erlösmodellen ab, sagt Utopia-Chefredakteur Andreas Winterer. «Es gibt etliche mit viel Enthusiasmus gestartete Apps, wo dann leider nicht viel mehr passiert, sobald der Enthusiasmus der Startphase einmal weg ist.» Aufschluss geben können die Angaben zu den Apps aus den jeweiligen App-Stores oder die Zahl der Downloads und die Nutzerkritiken.
Wollen Betreiber vor allem Geld verdienen, werden oft viele Nutzer-Informationen verlangt. «Wenn eine App Zugriff auf Ihre auf dem Smartphone gespeicherten Medien oder gar Ihr Telefonbuch möchte, sollten Sie überlegen, ob sich die Informationen bzw. Funktionen nicht auch auf einer Webseite finden lassen», rät Christine Steffen, bei der Verbraucherzentrale NRW zuständig für digitalen Datenschutz.
Gerade bei Apps können viele persönliche Daten anfallen, die nicht immer für das Funktionieren erforderlich sind. So können auch Daten im Hintergrund gesammelt werden, ohne dass die App in Gebrauch ist. Um dies zu verhindern, sollte man regelmäßig in den Einstellungen festlegen, auf welche Daten die App zugreifen darf.
Besser wichtigste Siegel im Kopf haben
Was fehlt, ist laut Kerstin Etzenbach-Effers von der NRW-Verbraucherzentrale eine App, die Produktgruppen-übergreifend bewertet und möglichst von einer unabhängigen Organisation wie Stiftung Warentest betrieben wird. «Genauso fehlt eine App, die nicht nur die Schadstoffe im Endprodukt beurteilt, sondern auch die Umwelt- und Sozialstandards bei der Produktion oder die technische Sicherheit der Produkte.»
Insgesamt rät die Expertin, sich von jeder Produktgruppe die zwei wichtigsten, anspruchsvollsten Siegel zu merken. Neben dem Blauen Engel, der für viele Produktgruppen gelte, sei das im Bereich Kleidung/Textilien das Label GOTS (Global Organic Textile Standard). Bei Naturkosmetik lohnt es sich, auf eine Zertifizierung nach BDIH-Standard oder das Natrue-Siegel zu achten. Bei Bauprodukten und Farben sind es das Natureplus-Siegel, das Eco-Institut-Label und der Blaue Engel.
Bei Spielzeug und Elektroartikeln garantiert das GS-Zeichen (geprüfte Sicherheit) zumindest eine Einhaltung der gesetzlichen Anforderungen. Eine
Übersicht der Top-Siegel und weitere Empfehlungen gibt es auf dem UBA-Verbraucherportal.
Fotocredits: Robert Günther,Robert Günther,Sandrine Hinrichs,Verbraucherzentrale NRW,Verbraucherzentrale NRW,Benjamin Nolte
(dpa/tmn)