Das Honor View 20 im Test

By on 23. Januar 2019

Berlin – Irgendwo muss sie ja hin. Die Frontkamera eines Smartphones steckt im Rahmen, mal oben, seltener unten, neuerdings auch in einer manchmal Notch genannten größeren oder kleineren Einbuchung im Display. Doch im Rennen um das immer rahmenlosere Display ist sie meist einfach nur im Weg.

Die Huawei-Tochter Honor geht beim neuen Spitzenmodell einen Schritt weiter. Wenn man die Kamera schon irgendwo hinsetzen muss, warum dann nicht einfach ins Display hinein? Gesagt, getan: Im Honor View 20 steckt die Frontkamera in der oberen linken Ecke, rundum elegant von leuchtenden Bildpunkten eingefasst. Das 6,4 Zoll große Display nimmt damit nahezu die gesamte Front des Smartphones ein, auf der Rückseite gibt es schöne Farbeffekte im Glas.

Elegante Kamera-Lösung

Die Kameraplatzierung ist ein Designkniff, der sich im Alltag wenig bemerkbar macht. Zugegeben: Es sieht sehr elegant aus, und da man ohnehin eigentlich nur dort richtig scharf sieht, wo man gerade auf dem Display liest, fällt die Lochkamera weniger auf als etwa eine Kamera im Notch. Bei dunklen Hintergründen verschwindet das Guckloch nahezu – und welche wirklich wichtigen Inhalte befinden sich schon am oberen Displayrand?

Die Konkurrenz und selbst Honors eigene Modellpalette ist hier aber auf Augenhöhe, auch ohne Kameraloch im Display. Beispiel Honor 10 Lite: Hier ragt die Kamera als kleiner Halbkreis oben ins Display hinein, Dewdrop (Tautropfen) nennt Honor dies. Beispiel OnePlus 6T: Hier ragt ein kleines Halb-Oval von oben ins Bild. Groß oder störend sind auch diese beiden Varianten nicht. Am Ende muss man nehmen, was optisch am besten gefällt.

Prozessor, Pixel und Software

Ansonsten macht das Honor View 20 alles, was man von einem Gerät dieser Leistungsklasse erwartet. Es hat Huaweis aktuellen Prozessor Kirin 980 an Bord, dazu ordentlich Speicher (mindestens 128 Gigabyte), viel Arbeitsspeicher (6 GB) und mit 4000 Milliamperestunden einen gut dimensionierten Akku.

Die Kamera mit zwei Linsen und 48 Megapixeln liefert gute Bilder und Videos. Die künstliche Intelligenz des Kirin sorgt etwa für viele Bildverbesserungen, erkennt Objekte und Lichtsituationen und stellt die Kamera darauf ein. 48 Megapixel schießt die Kamera aber nur im Aufnahmemodus namens AI Ultra Clarity. Hier werden innerhalb von fünf Sekunden mehrere Aufnahmen gemacht und per Software zu einem sehr scharfen Bild kombiniert. Die normale Fotoauflösung liegt bei 12 Megapixeln.

Interessant ist auch der Nachtmodus. Hier werden mehrere Aufnahmen und Belichtungszeiten per Software zu einem hell belichteten Foto zusammengerechnet. Das klappt in der Praxis bei Nacht ziemlich gut. Im Vergleich zu Googles aktuellem Pixel 3 mit ähnlicher Funktion wirken die Bilder aber weniger scharf, die Farben unechter und die Fotos allgemein etwas hell.

Als Software hat das View 20 ab Werk Android 9 installiert, darüber liegt die neue Huawei-Oberfläche Magic UI. Sie bringt unter anderem ein neues Farbschema, veränderte Icons und eine neue Schrift.

Lästige App-Empfehlungen

Bis Nutzer in ihren Genuss kommen, müssen sie bei der Einrichtung aber ein paar Hürden überwinden. Nach Einrichtung der Google-Software will Honor Nutzern noch ein Huawei-Konto unterjubeln, drängt zur Nutzung der eigenen Cloud-Dienste und will dann noch, dass man am Programm zur Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit teilnimmt. Und als wäre das nicht genug, bekommt man noch diverse «Empfohlene Apps» vorgelegt, die man doch bitte installieren soll. Ganz schön nervig.

Auch nervig sind vorinstallierte Bloatware-Anwendungen von Amazon bis Facebook und der Ordner Top-Apps, der «App-Empfehlungen» geben will. Hier werden Nutzerdaten gesammelt – zum Beispiel die Telefon-ID oder welche Apps man öffnet – und Apps installiert. Das Partymodus-Feature soll Telefone zur parallelen Musikwiedergabe verbinden, will dafür aber weitreichenden Zugriff auf das Gerät. Braucht so kein Mensch.

Fazit: Das Honor View 20 sieht elegant aus, hat ein tolles Display, und ziemlich gute Kameras. Leistungsmäßig kann es mit anderen aktuellen Spitzenmodellen gut mithalten, unterbietet viele davon aber im Preis. Das 128-Gigabyte-Modell kostet rund 570 Euro, für 256 GB werden etwa 650 Euro fällig. In derselben Preis-Leistungs-Klasse befindet sich etwa das OnePlus 6T, auch Huaweis P20 Pro lässt sich mit etwas Glück zu diesem Preis im Handel finden. Die hübsche Kamera im Display hat man dann aber nicht.

Fotocredits: Fabian Sommer,Fabian Sommer,Fabian Sommer,Till Simon Nagel,Fabian Sommer,Fabian Sommer,Fabian Sommer,Fabian Sommer
(dpa/tmn)

(dpa)

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert