Das Huawei P30 Pro im Test

By on 27. März 2019

Paris – Vier Kameras, fünffacher optischer Zoom, große Lichtausbeute und ein ISO-Wert von 409.600 – Huawei ist beim P30 Pro alles andere als bescheiden. Bei der Präsentation des neuen Foto-Smartphones folgt ein Maximum dem anderen.

Bei der P-Reihe liegt der Fokus klar auf der Fotografie. Huawei hat hier mit Apples iPhone XS, Samsungs S10-Modellen oder dem Nokia 9 mit Array-Kamera starke Konkurrenz. Das P30 Pro hat daher eine komplett neue Kamera erhalten. Das beginnt beim Sensor der 40-Megapixel-Hauptkamera. Statt der üblichen roten, grünen und blauen Sensorpixel gibt es nun gelbe statt grüne Pixel. Das – so verspricht Huawei – soll für viel mehr Lichtausbeute führen. Geradezu fantastisch klingende ISO 409.600 sollen möglich sein.

Gute Bildqualität bei Dunkelheit

Im Praxistest lässt sich das schwerlich überprüfen. Die Ausleuchtung von Fotos bei wenig Licht kann sich allerdings sehen lassen. Selbst Bilder bei annähernder Dunkelheit zeigen Farben und Details, wo andere Kameras nur unecht wirkende Farben, Schwarz oder Rauschen liefern. Das heißt nicht, dass mit dem P30 Pro perfekte Bilder im Dunkeln möglich sind, zeigt aber deutlich, wohin die Reise bei der mobilen Fotografie geht.

Verstärkung erhält die Hauptkamera von einer 20-MP-Weitwinkelkamera und einer Telefotolinse mit fünffacher Vergrößerung. Weil deren viele Linsen zu dick auftragen würden, stecken sie um 90 Grad versetzt quer im Telefongehäuse – Licht fällt über ein Prisma auf den 8-MP-Sensor. Komplettiert wird das Dreiergespann durch eine Time-of-Flight-Kamera. Sie macht keine Fotos, sondern misst die Zeiten, die Licht von den einzelnen Objekten vor der Linse bis zum Sensor braucht. So sind extrem genaue räumliche Messungen möglich.

Gemeinsam sorgt das Kameraquartett für viele Möglichkeiten beim Fotografieren – von großen Panoramen über Porträts und Detailaufnahmen bis hin zu Makrofotos. Besonders der Zoom überrascht. Fünffache Vergrößerung ist nahezu ohne Qualitätsverlust möglich. Eine echte Bereicherung im Vergleich zu anderen Spitzenmodelle, die nur zweifache optische Vergrößerung bieten. Bei höherer Vergrößerung greift der so genannte Hybridzoom, der auf eine Mischung aus optischer und digitaler Vergrößerung setzt und maximal das 50-Fache herausholt. Jenseits von Zoomfaktor 10 ist allerdings eine feste Unterlage oder ein Stativ nötig.

Verbesserte Bildsoftware

Neben optischer Stabilisierung der Kameralinsen kommt reichlich Software zu Einsatz, die Verwackler und andere Bildfehler herausrechnet, Einstellungen an erkannte Motive oder Lichtsituationen anpasst und immer wieder etwas mehr aus einem Bild herausholt.

Im Gegensatz zum Vorgänger hat Huawei dazugelernt. Mit den richtigen Farbeinstellungen sehen Fotos deutlich realistischer aus als noch beim P20 Pro, das gern mal durch unecht knallige Farben auffiel.

Neben dem beeindruckenden Kamera-Quartett wirken die weiteren Leistungsdaten des P30 Pro geradezu gewöhnlich. Im Inneren setzt Huawei weitgehend auf die schon vom Mate 30 bekannte Hardware. Es gibt den Prozessor Kirin 980, wahlweise 128 oder 256 Gigabyte (GB) Speicherplatz und 8 GB Hauptspeicher. Das 6,47 Zoll große OLED-Display hat etwas mehr als Full-HD-Auflösung und im unteren Bereich einen Fingerabdrucksensor unter dem Glas eingebaut.

Neue Anordnung von Kamera und Lautsprecher

Die Frontkamera ragt am oberen Rand nur minimal ins Display hinein. Das hat Folgen für die Sensorik. Eine aufwendige Gesichtserkennung mit 3D-Erkennung gibt es nicht, nur die leichter zu überlistende Erkennung per einfacher Kamera.

Der Blick an den oberen Displayrand offenbart aber mehr: Der klassische Lautsprecher für das Telefonier-Ohr ist verschwunden. Stattdessen wird beim P30 Pro der obere Teil des Displays zur Erzeugung von Tönen genutzt. Das klingt zunächst einmal gut – beim Telefonieren. Spielt man Musik über die Lautsprecher ab, erklingt aber nur am unteren Geräterand Ton. Stereo gibt es nicht.

Neben dem P30 Pro wird es mit dem P30 eine leicht reduzierte Version geben, mit 6,1 Zoll großem Display, etwas weniger Speicher, kleinerem Akku und nur drei Kameras. Außerdem dürfte es wieder ein deutlich günstigeres Lite-Modell geben, zu dem Huawei aber noch keine Details genannt hat.

Huaweis neue P30er gibt es ab rund 750 Euro (P30 mit 128 GB Speicher), knapp 1000 Euro (P30 Pro mit 128 GB Speicher) und rund 1100 Euro für das P30 Pro mit 256 GB Speicher. Der Verkauf im Laden beginnt am 5. April.

Fazit: Schon das Huawei P20 Pro war eine starke mobile Kamera mit Funkanschluss. Das P30 Pro setzt mit der Vierfachkamera, der Lichtstärke und den vielen Möglichkeiten zum nachträglichen Fokussieren und Bearbeiten noch einen drauf. Dass das Smartphone wie nebenher noch voller leistungsstarker Hardware steckt und ziemlich elegant aussieht – geschenkt. Hinter den Möglichkeiten der mobilen Kamera verblasst das alles etwas.

Fotocredits: Andrea Warnecke,Till Simon Nagel,Till Simon Nagel,Till Simon Nagel,Till Simon Nagel,Till Simon Nagel,Till Simon Nagel,Till Simon Nagel,Till Simon Nagel,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Till Simon Nagel,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke
(dpa/tmn)

(dpa)

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