Das neue iPhone SE im Praxistest

By on 28. April 2020

Berlin – Für Angeber ist die Neuauflage des iPhone SE kein guter Kauf. Äußerlich gleicht es dem iPhone 8 aus dem Herbst 2017. Sogar die alten Hüllen des iPhone 8 passen Apples neuestem Smartphone wie angegossen.

529 Euro kostet bislang der Einstieg mit dem iPhone 8 in die Applewelt. Mit dem iPhone SE ist das schon ab 479 Euro möglich. Wer von Äußerlichkeiten absehen kann, findet die Unterschiede zum 2017er-Modell im Inneren. Hier hat Apple fast alles neu gemacht. Und das beeindruckt sogar die Szene, die sich vor allem mit der Android-Konkurrenz beschäftigt.

«Das billigste iPhone hat einen leistungsfähigeren Prozessor als das teuerste Android-Handy», titelt «Androidcentral». Beim gepriesenen Chip handelt es sich um den A13-Bionic-Chip von Apple. Er steckt auch im mehr als doppelt so teuren Spitzenmodell iPhone 11 Pro.

Ein Chip wie ein V8-Motor im Kompaktwagen

Der A13 macht das iPhone SE zu einem Langstreckenläufer. Die große Leistungsreserve wird auch dafür sorgen, dass das Gerät über etliche Jahre hinweg mit jeweils aktueller Systemsoftware versorgt werden kann. Es ist nicht absehbar, wann eine künftige iOS-Version das iPhone SE an seine Leistungsgrenzen bringen wird.

Die Leistungsfähigkeit des A13 überzeugt auch im Praxistest. Er ist so üppig ausgelegt, dass normale Nutzer ihn mit heute gängigen Anwendungen nicht ansatzweise ausreizen können. Es gab keine einzige App im Test, die das iPhone SE aus dem Takt bringen konnte. Darunter auch aufwendige Games wie «Crossy Road Castle», «Spyder» oder «Sneaky Sasquatch». Auch beim iPhone-Spiel des Jahres 2019, «Sky: Children of the Light», läuft alles ruckelfrei.

Auch die als Ressourcenfresser bekannte Bildbearbeitungs-App BeCasso läuft auf dem iPhone SE. Dass es nur drei Gigabyte Arbeitsspeicher hat – das ist ein GB mehr als beim iPhone 8, aber auch ein GB weniger als beim iPhone 11 – fällt nicht auf. Nur der Bildschirm könnte bei der Bildbearbeitung manchmal gerne größer sein.

TouchID ist an Bord, 3D Touch wurde abgeschafft

Das LCD ist mit seinen 4,7 Zoll (11,9 cm) Diagonale vergleichsweise klein. Auch die Bildschirmränder sind recht groß, ebenso die Ränder ober- und unterhalb des Displays. Zumindest am «Kinn» des Smartphones muss das so sein. Hier sitzt der «TouchID»-Sensor mit Fingerabdruckerkennung – bei allen anderen Modellen setzt Apple mittlerweile auf Gesichtserkennung.

Wie beim iPhone 11 verabschiedete sich Apple beim iPhone SE von der Funktion 3D Touch. Damit konnte man seit dem iPhone 6S mit einem kräftigen Fingerdruck auf ein Symbol bestimmte Funktionen einer App auswählen, etwa den Selfie-Modus der Kamera. Das iPhone SE bietet dafür nun «Haptic Touch»: Hier drückt man einfach länger auf das Display – für dieselbe Funktion. Das spart den teuren Drucksensor.

Bewährte Kamera – aber besser

Im iPhone SE steckt der gleiche 12-Megapixel-Sensor, den Apple bereits vor drei Jahren im iPhone 8 verbaut hat. Dennoch sehen die Fotos viel besser aus, weil der A13-Chip mit seinem besseren ISP (Image Signal Processor) der Kamera unter die Arme greift. Gegenlichtaufnahmen fallen heller und schärfer aus als beim iPhone 8. Unterschiede zu den Spitzenmodellen bemerkt man in einer hellen Umgebung kaum. Nur in der Dämmerung kann dann das SE nicht mehr mithalten, weil es keinen Nachtmodus hat wie die iPhone-11-Modelle.

Unterschiede kann man auch im Porträt-Modus erkennen, der den Hintergrund schön unscharf erscheinen lässt. Weil das SE nur eine Linse besitzt, wird die Tiefenunschärfe mit Software simuliert. Das funktioniert ganz gut. Manchmal kann man aber auch Freistellungsfehler erkennen, wenn beispielsweise ein Brillenrand oder ein auffällig großer Ohrring über das Gesicht hinausragt.

Die Selfie-Kamera nimmt zwar nur mit sieben Megapixeln auf, produziert dabei aber überraschend gute Porträtaufnahmen. Die Slow-Motion- und Gruppen-Selfies mit erweitertem Bildausschnitt bleiben aber weiterhin den viel teueren Spitzenmodellen vorbehalten.

Kaum einen Unterschied zum iPhone 11 gibt es dagegen bei den Videoaufnahmen. Hier unterstützt das SE eine 4K-Auflösung (3840 zu 2160 Pixeln) bei 60 Bildern pro Sekunde ohne jegliches Ruckeln. Die Ultraweitwinkelaufnahmen der Spitzenmodelle sind aber nicht möglich.

Kein 5G, dafür besseres LTE und WLAN

Wie beim iPhone 11 und 11 Pro ist die fünfte Mobilfunk-Generation (5G) für Apple auch bei iPhone SE kein Thema. Ein erstes 5G-taugliches iPhone wird voraussichtlich erst im Herbst kommen. Immerhin hat Apple bei den Geschwindigkeiten bei LTE und WLAN nachgelegt. Wie die Top-Modelle unterstützt das iPhone SE nun Gigabit-LTE, 2×2 MIMO und 802.11ax WLAN 6 – vorausgesetzt man befindet sich in einem entsprechend aufgerüsteten Netz.

Das vermutlich stärkste Feature des iPhone SE ist aber nicht technischer Natur, sondern der Preis: Mit 479 Euro ist es spürbar billiger als das bisherige Einstiegsmodell iPhone 8 – und dabei viel leistungsfähiger. Und auch die Versionen mit größerem Speicher kosten vergleichsweise moderaten Aufpreis. Die 128-GB-Variante kostet 529 Euro und für die größte Version mit 256 GB verlangt Apple 649 Euro. Das ist eine Kampfansage an die versammelte Android-Konkurrenz.

Das iPhone SE gibt es in drei Farben (schwarz, weiß und rot). Leider zieren sie nur die Rückseite. Vorne sind alle iPhone SE schwarz.

Fotocredits: Apple,Christoph Dernbach,Apple,Apple,Apple,Apple,Apple,Christoph Dernbach
(dpa/tmn)

(dpa)

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