Die Apple Watch 4 im Praxistest
Berlin – Bei Apple verschwinden die Bildschirmränder. Zuerst bekam das iPhone X vor einem Jahr ein quasi randloses Display. Nun ist neben den neuen iPhone-Modellen auch die Apple Watch dran.
Bei den ersten Generationen der Uhr gaben sich die Designer vor vier Jahren noch Mühe, die dicke Umrahmung des Bildschirms zu kaschieren und das Display optisch größer erscheinen zu lassen. Auf diese optische Täuschung ist Apple nun nicht mehr angewiesen.
Der Bildschirm des neuen Modells
Apple Watch Series 4 ist 30 Prozent größer. Bei einem der neuen Ziffernblätter namens «Infograph» passen so neben der Uhrzeit auch das Datum, Wetterinformationen inklusive UV-Index sowie sechs weitere Informationen auf das Display. Wem das überfrachtet erscheint, kann die Oberfläche frei konfigurieren und sich aufgeräumtere Uhrendesigns auf das Handgelenk bringen.
Das neu gestaltete Gehäuse schmiegt sich angenehm ans Handgelenk. Es ist länger und breiter geworden und hat stärker abgerundete Ecken. Durch diesen Kunstgriff passen die bisherigen Armbänder auch an die neue Apple Watch.
Um sie zu einem vollwertigen Fitness-Computer zu machen, wurden die wichtigsten Sensoren ausgetauscht. Der neue Pulssensor auf der Gehäuserückseite wird nun mit hochwertigen Saphirglas geschützt, nicht mehr mit Plastik. Beim Wandern werden über einen neuen Luftdrucksensor die überwundenen Höhenmeter präziser aufgezeichnet.
Der neue Beschleunigungssensor kann im Zusammenspiel mit dem Kreiselinstrument (Gyroskop) auch erkennen, ob der Träger einer Apple Watch beim Laufen gestürzt oder von einer Leiter gefallen ist, und dann bei Bedarf einen Notruf 112 auslösen. Standardmäßig ist dies ausgeschaltet. Apple weist darauf hin, dass dieser Alarm auch «von Aktivitäten mit heftigen Bewegungen» ausgelöst werden kann.
Noch weiter verbessert hat Apple die Überwachung der Herzschläge. Bislang schlug die Watch nur Alarm, wenn sie einen ungewöhnlich schnellen Herzrhythmus entdeckte. Nun meldet die Uhr auch, wenn das Herz zu selten schlägt. Diese Funktion erhalten alle Modelle bis auf die erste Generation («Series 0»), die generell nicht mehr auf das neue Betriebssystem watchOS 5 aktualisiert werden kann.
Bei der Präsentation in Cupertino führte Apple-Manager Jeff Williams vor, dass man mit der neuen Apple Watch auch ein einfaches Elektrokardiogramm (EKG) erstellen kann, um Herzrhythmusstörungen frühzeitig zu erkennen. Wer die Uhr am linken Handgelenk trägt, hält dazu 30 Sekunden lang einen Finger der rechten Hand an die Krone.
In den USA ist die EKG-Funktion bereits durch die Arzneimittelbehörde FDA freigegeben worden. Dort soll sie mit einem kommenden Software-Update aktiviert werden, genauso wie in Deutschland, wo die Zulassung allerdings noch aussteht. Umstritten ist, wie nützlich die EKG-Funktion ist.
Während manche Kritiker eine Welle von Fehlalarmen befürchten, geht Professor Thomas Deneke von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DKG) davon aus, dass die Apple Watch 4 dabei helfen kann, relevante Herzrhythmusdaten aufzuzeichnen und einen Arzt in der Diagnostik zu unterstützen. «Die Apple Watch sollte aber nicht als Ersatz für einen Besuch beim Arzt verwendet werden.»
Die überarbeitete Krone kann nicht nur Strom für das EKG leiten, sondern bietet auch ein haptisches und akustisches Feedback. Wenn man durch die Menüs scrollt, klickt die Krone so, als würde man bei einer mechanischen Armbanduhr das Datum einstellen. Natürlich werden keine Wellen oder Zahnräder in Bewegung gesetzt. Die Rückkopplung erfolgt über die «Taptic Engine», die sonst den Gehäuseboden in Schwingungen versetzt, um etwa anzuzeigen, dass ein Timer abgelaufen ist.
Optimiert wurde auch die Telefonier-Funktion. Im Test klangen die Stimmen der Gesprächspartner klarer und deutlich lauter. Und dank eines verbesserten Mikrofons war kaum zu unterscheiden, ob man per Apple Watch oder iPhone telefoniert.
Die Apple Watch Series 4 ist mit dem 40-Millimeter-Aluminiumgehäuse ab 429 Euro zu haben, die größere 44-Millimeter-Version kostet 459 Euro. Der Aufpreis für die Mobilfunk-Option (LTE) macht 100 Euro aus. Die Varianten mit Edelstahlgehäuse (alle mit LTE) kosten 699 Euro (40 mm) beziehungsweise 749 Euro (44 mm). Die teuerste Variante ist eine Apple Watch mit Edelstahlgehäuse und einem aufwendigen Milanaise-Armband für 849 Euro. Wer günstiger in das Apple-Watch-Ökosystem einsteigen möchte, sollte sich das Vorjahresmodell anschauen, das Apple ab 299 Euro anbietet.
Fotocredits: Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert
(dpa/tmn)