Die Besonderheiten der Schwarzweiß-Fotografie

By on 27. Dezember 2018

Köln – Sie leben vom Spiel mit Licht und Schatten, haben eine ganz eigene Wirkung und werden oft als authentisch und besonders ästhetisch beschrieben: Bilder in Schwarzweiß.

«Bis zur Erfindung des Farbfernsehens waren Farbfotos verpönt, obwohl die Technik schon lange da war», sagt Frank Dürrach, Dozent an der Fotoschule in Köln. Wer etwas auf sich hielt, fotografierte in Schwarzweiß. Heute ist es umgekehrt: Egal ob mit Smartphone, Spiegelreflexkamera oder analog auf Film, die meisten Fotografen beginnen mit Bildern in Farbe. So gelingt der Umstieg:

Konzentration auf Formen und Strukturen

Schwarzweiß fotografieren heißt Konzentration auf das Wesentliche. «Ein Motiv, das durch starke Farben beeindruckt, ist unter Umständen bei der Darstellung in Graustufen enttäuschend», sagt der Fotograf und Fototrainer Rolf Walther. «Schwarzweiß ist abstrahierender», sagt Dürrach, «es ist ein Loslösen vom Gegenstand.» Wenn das knallige Rot oder das melancholische Blau fehlen, ist man gezwungen, sich mehr auf die Bildgestaltung zu konzentrieren.

Wenn die Farbe als Blickfang fehlt, müssen die Bildinhalte sprechen. Das geht dann mit zum Beispiel mit eindrucksvollen Formen und Strukturen oder einer dramatischen Handlung, rät Walther. Dozent Frank Dürrach rät, sich für den Anfang Motive vorzunehmen, die viele Farben haben, und diese unterschiedlich umzusetzen. So bekommt man ein Gefühl dafür, was in Graustufen möglich ist und gut aussieht. Auch minimalistische Bilder mit wenigen Inhalten können ein guter Ansatz sein.

Übungen für Einsteiger

«Die hohe Schule der Schwarzweiß-Fotografie besteht darin, sich bereits vor der Aufnahme das Motiv in Graustufen vorzustellen», erklärt Walther. «Eine gute Übung für angehende Schwarzweißfotografen ist es, bei der Motivwahl die Augen zusammenzukneifen, und durch das verschwommene Sehen Formen und Strukturen intensiver wahrzunehmen», rät er. In manchen Situationen sind Schwarzweißfotos sogar die bessere Wahl. «Man kann ruhig mittags in der prallen Sonne fotografieren», sagt der Buchautor Alexander Waszczenko, der unter dem Künstlernamen Dacos arbeitet. «Die Schatten sind dann oft härter.»

Alexander Waszczenko empfiehlt Einsteigern, in der Kamera die Einstellungen für Schwarzweiß- oder Monochrom-Aufnahme zu wählen und zusätzlich eine RAW-Datei zu speichern. So hat man zwei Bilder: ein JPEG in Schwarzweiß, das man sich direkt auf der Kamera ansehen und prüfen kann, und eine farbige Rohdatei, mit der man in der Nachbearbeitung am Computer herumspielen kann. Manche Kameras bieten im monochromen Modus die Möglichkeit, Farbfilter vorzuschalten. Ein Rotfilter nimmt etwa das blaue Licht des Himmels zurück – Wolken wirken so dramatischer.

Die Nachbearbeitung machts

Bei Schwarzweiß-Aufnahmen passiert viel in der Nachbearbeitung – digital am PC oder analog in der Dunkelkammer. «Der Fotograf ist mehr Regisseur des eigenen Bilds», sagt Frank Dürrach. Programme wie Lightroom, Photoshop oder Affinity helfen bei der digitalen Nachbearbeitung. Je nach Programm gibt es unterschiedliche Methoden und Arbeitsschritte. Um alle kreativen Möglichkeiten auszuschöpfen, sollte man im RAW-Modus aufnehmen und das Bild erst am PC umwandeln.

«Die Kunst der digitalen Schwarzweißfotografie besteht darin, die Lebendigkeit und Haptik analoger Bilder zu erzielen», sagt Fototrainer Walther. Schon mit Einsteiger-Digitalkameras kann man aber sehr gute Bilder machen. Für Profis gibt es sogar Kameras, die nur monochrome Bilder aufnehmen. Auch Smartphones können passable Bilder liefern.

Fotocredits: Rolf Walther,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Rolf Walther,Rolf Walther
(dpa/tmn)

(dpa)

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