Diese Cybercrime-Fallen lauern in der Corona-Krise
Berlin – Forschungsergebnisse, bestätigte Erkrankungen, Präventions-Tipps: Informationen zum neuartigen Corona-Virus werden hoch gehandelt. Doch bevor man vermeintliche Tracking-Apps aufs Smartphone herunterlädt, zweifelhafte Info-Webseiten und interaktive Karten öffnet oder auf Links oder Anhänge in Mails klickt, gilt mehr denn je: Zwei Mal nachdenken. Denn die Gefahren sind groß.
– Apps mit Schadsoftware: Tracking-Apps, die anzeigen, wo Covid-19-Erkrankte wohnen oder unterwegs sind? Das macht neugierig, wissen Kriminelle ganz genau. Sie missbrauchen die aktuelle Diskussion um das Erfassen von Daten und Bewegungsmustern zum Eindämmen der Infektionswelle, um Nutzerinnen und Nutzern Malware-Apps unterzujubeln, warnt die Initiative Deutschland sicher im Netz (DsiN).
Tatsächlich werden etwa in Südkorea die Standortdaten nachweislich infizierter Menschen bereits anonymisiert veröffentlicht – damit andere wissen, welche Orte sie meiden sollten. Und in Österreich versucht das Rote Kreuz, ein anonymisiertes Kontakt-Management per
App zu etablieren.
In Deutschland gibt es das alles noch nicht. Trotzdem versuchen Kriminelle, Anwenderinnen und Anwendern angebliche Covid-19-Tracker unterzujubeln – mit dem Ziel, Schadsoftware vom Banking- bis zum Verschlüsselungstrojaner auf Smartphones und Tablets zu schleusen. Wer solche Apps aus zweifelhaften Quellen lädt, dem drohen Kontoplünderung oder ein blockiertes Mobilgerät mit Lösegeldforderung.
Deshalb Anwendungen am besten nur aus den offiziellen App-Stores installieren.
– Apps mit falschen Informationen: Wie auf zahllosen Internetseiten und in sozialen Netzwerken verbreiten Kriminelle und Trolle ihre Falschmeldungen auch über Apps. Ist deshalb die Rede von vermeintlich exklusiven Informationen, sollte man gleich hellhörig werden und skeptisch sein, rät die DsiN-Initiative.
Da es gerade in Krisenzeiten wichtig ist, amtliche Meldungen so schnell wie möglich zu erhalten, sind Apps unentbehrlich. Sicher und vertrauenswürdig sind hier insbesondere die Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundesamts für Bevölkerungs- und Katastrophenschutz (BBK), Nina genannt, sowie die Anwendung Katwarn des Fraunhofer-Fokus-Instituts. Und natürlich gibt es auch seriöse Apps, die rund um Covid-19 informieren – allen voran die der Welt-Gesundheitsorganisation
WHO.
– Manipulierte und kopierte Webseiten: Auf diese gelangt man oft über Suchmaschinen-Treffer, weil Reizwörter wie Corona oder Covid-19 Teil der Internetadresse sind. Aber auch per Mail kommen Links zu solchen gefährlichen Pseudo-Angeboten. Entweder infiziert sich der Rechner aufgrund einer Sicherheitslücke gleich beim Öffnen der Seite. Oder Nutzer werden dazu gebracht, einen Download zu starten.
Doch statt der erhofften Informationen, etwa eine Virus-Ausbreitungskarte, gelangt Schadsoftware auf den Rechner. Eine der am häufigsten gefälschten Corona-Karten ist die der US-amerikanischen
Johns-Hopkins-Universität. Wer sie aufrufen möchte, sollte die richtige Adresse genau, nämlich
https://coronavirus.jhu.edu/map.html, genau kennen. Und auch bei der
Covid-19-Fallzahlenkarte des Robert Koch Insituts merkt man sich die Seite
https://corona.rki.de besser.
Denn laut dem IT-Sicherheitsforscher Brian Krebs wimmelt es im Netz nur so vor guten Fälschungen, die sogar mit akkuraten und aktuellen Zahlen befüllt werden. Der
Hintergrund: Auf Untergrundmarktplätzen würden ganze Bausätze zum Erstellen von Kartenfälschungen angeboten, die Browser- und Rechner-Schwachstellen ausnutzen um Schadsoftware wie etwa Verschlüsselungstrojaner auf Computer zu schleusen.
– Malware- und Phishing-Mails: Auch Malware-Dauerbrenner wie der Verschlüsselungs-Trojaner Emotet kursieren weiter – und kommen etwa in Mails mit vermeintlichen Neuigkeiten, Warnungen und Informationen zum Corona-Virus ins Haus. Und natürlich gibt es auch ihn bereits: Einen Computervirus, den seine kriminellen Schöpfer «CoronaVirus» getauft haben. Ihn hat das Malwarehunter-Team entdeckt, das Opfern von
Ransomware, also erpresserischer Verschlüsselungssoftware, hilft.
Spam- und Phishing-Mails beinhalten oft Fake-Angebote rund um gefragte Waren wie Atemschutzmasken oder Desinfektionsmittel, versprechen bahnbrechende Neuigkeiten, verbreiten Panik wegen angeblicher Schließungen oder spielen mit der Angst der Menschen.
So kursieren etwa – natürlich jeder Grundlage entbehrende – Drohungen, dass die ganze Familie mit dem Virus infiziert werden könnte, wenn der Empfänger einen geforderten Betrag nicht zahlt. Auch die Namen von Universitäten und selbst der der WHO werden missbraucht, um gefährliche Covid-19-Post unters Volk zu bringen.
Doch so groß Angst, Interesse oder Neugierde auch sein mögen: «Prüfen Sie lieber zweimal die Absenderadresse und den Inhalt jeder E-Mail. Im Zweifelsfall klicken Sie nicht auf Links und öffnen Sie keine Anhänge», warnt der Verband der Internetwirtschaft (Eco). Denn sonst holt man sich Schadsoftware auf den Rechner oder landet auf Seiten, die sensible Daten wie etwa Zahlungsinformationen abjagen wollen. Besser: Solche Mails gleich löschen.
(dpa/tmn)
(dpa)