Dunkle Wolken über der Cloud

By on 22. August 2013

Laut Schätzungen könnte der NSA-Skandal den US-Cloud-Anbietern Milliarden-Einbußen bescheren. Die Enthüllungen um das massenhafte Abgreifen von Daten vor allem durch US-Geheimdienste scheinen nun also auch wirtschaftliche Folgen zu haben. Mich wundert das nicht.


Ich weiß nicht mehr genau, wann es mit dem Hype losging, aber seit ein paar Jahren gilt Cloud-Computing als das neue Super-Ding in der IT-Branche und alle müssen/sollen mitmachen. Die Grundidee ist ja eigentlich auch nicht schlecht. Statt selber eine teure technische Infrastruktur aufzubauen, bucht man Serverkapazitäten eines Dienstleisters und speichert bei dem seine ganzen Daten. Die sind in der Theorie über das Internet immer abrufbar, vor Verlust geschützt und auch vor fremden Blicken sicher.

US-Wolken in stürmischen Wetter

Dass mit dem „vor fremden Blicken sicher“ kann man angesichts der Enthüllungen der vergangenen Wochen getrost als ziemlich zweifelhaft ansehen. Jetzt gibt es erste Prognosen, die den Vertrauensverlust in die Cloud-Anbieter beziffern. So schätzt eine Stiftung namens ITIF Information, Technology und Innovation, dass der Schaden für Cloud-Dienstleister aus den USA in den nächsten drei Jahren bis zu 35 Milliarden Euro betragen könnte. Kunden aus aller Welt würden Aufträge stornieren, da sie an der Sicherheit ihrer bei den US-Cloud-Anbietern geparkten Daten zweifeln. Wen wundert’s.

Euro-Clouds in sonniger Stimmung

Die europäischen Cloud-Anbieter reiben sich nun offenbar die Hände, hoffen auf einen Kundenansturm von Firmen, die den US-Anbietern den Rücken kehren. Ich frage mich bloß, ob es überhaupt einen Unterschied macht, ob die Daten auf US-amerikanischen oder europäischen Servern lagern. Das Erschreckende am NSA-Skandal ist doch, wenn ich es richtig verstanden habe, dass die eh an alles rankommen, wenn sie nur wollen. Firmen lassen sich unter Druck setzen, und die europäischen Regierungen mischen eifrig mit beim Abgreifen, Abhören und Weitergeben von Daten. Die haben weder ein Interesse noch sind sie in der Position, den USA Paroli zu bieten.

Unsichere Großwetterlage

Als Firmenchef würde ich mir sehr genau überlegen, welche Daten ich überhaupt noch auf fremden Servern speichere. Egal, wo die Server stehen. Wirklich sensible Daten würde ich keiner fremden Cloud anvertrauen, sondern nur in meiner eigenen lokalen Datenwolke. Die Sorge, dass zum Beispiel US-Geheimdienste in irgendeiner Form Firmeninterna an Unternehmen aus den USA weitergeben, so unberechtigt ist die meiner Meinung nach nicht. Und die ganzen IT-Firmen, die den Geheimdiensten gehorsam bei der Datenschnüffelei sekundieren, müssen sich über den Vertrauensverlust in ihre Branche nicht wundern. Selbst schuld, wenn die jetzt im Regen stehen. Ich bin echt gespannt, wie es jetzt mit der Cloud-Computing-Branche weitergeht.