Exzellenter Sound hinter Apple-Gartenmauer: HomePod im Test

By on 15. Februar 2018

Berlin – Auf den ersten Blick kommt Apple mit seinem vernetzten Lautsprecher HomePod recht spät zur Party. Amazon hat seit drei Jahren seinen Amazon Echo im Programm. Google Home gibt es seit mehr als einem Jahr. Doch der iPad-Erfolg zeigt: Apple hat schon mal einen Markt von hinten aufgerollt.

Vorgestellt wurde der HomePod bereits im Sommer 2017. Doch es sollte noch Monate dauern, bis die ersten Exemplare des 2,5 Kilo schweren Lautsprechers im Laden stehen – vorerst nur in den USA, Großbritannien und Australien. In Deutschland soll das Gerät «in diesem Frühjahr» verfügbar sein. Deswegen wurde für diesen Praxistest ein HomePod in London gekauft.

Doch wer mit dem Gedanken spielt, in absehbarer Zeit einen smarten Lautsprecher zu kaufen, sollte vielleicht «dieses Frühjahr» abwarten. Denn für Besitzer eines iOS-Geräts könnte der HomePod eine attraktive Alternative zum Amazon Echo, Google Home oder zu Soundsystemen von Sonos und anderen Audiospezialisten sein. Android wird nicht unterstützt.

Die Einrichtung des HomePods ist kinderleicht: Man benötigt lediglich ein Apple-Gadget mit mindestens iOS-Version 11.2.5 (iPhone ab dem 5s, ein iPad der fünften oder ein iPod Touch der sechsten Generation). Einstellungen wie das WLAN-Passwort oder die iCloud-Daten werden in Sekunden auf den HomePod übertragen.

Schon der erste Soundcheck zeigt: Er spielt klanglich in einer anderen Liga als die Mitglieder der Echo-Familie von Amazon. Das hat auch damit zu tun, dass die Ingenieure im Soundlabor in Cupertino einen anderen Ansatz verfolgen. Im HomePod steckt ein kräftiger A8-Chip (wie im iPhone 6S). Er analysiert nicht nur Sprachkommandos für Siri, sondern beeinflusst aktiv den Klang. Mit einer Technik, die Apple «Beamforming» (Richtstrahlverfahren) nennt, passen sich insbesondere die sieben, kreisförmig angeordneten Hochtöner an den jeweiligen Song und den Raum an.

Tatsächlich klingt der HomePod exzellent. Egal, ob Pop, Hiphop oder Rock gespielt wird. Auch Jazz-Klassiker wie «Take Five» von Dave Brubeck spielt der Lautsprecher mit einer beeindruckenden Klangfülle. Die mittleren Töne wirken transparent, die Höhen absolut klar. Die Bässe des unterhalb des Touch-Displays eingebauten Tieftöners klingen bei aktuellen Dance-Songs wie «Fuego» von Alok & Bhaska nicht dumpf und klapperig wie bei etlichen anderen Lautsprechern, sondern tief und satt.

Wäre der Sound das alleinige Kriterium, würde der HomePod die Konkurrenz in den Schatten stellen, selbst gute Lautsprecher wie den Sonos Play:1. Erst mit dem Play:5 ist Sonos wieder mit etwas mehr Wumms im Vorteil. Der größte Sonos-Lautsprecher kostet mit 575 Euro aber auch deutlich mehr als der Apple HomePod.

Allerdings kann der HomePod derzeit nur im Apple-Universum bestehen. Er ist das, was US-Amerikaner einen «walled garden» nennen, also einen abgeschirmten Garten hinter einer Mauer. Alles ist bequem, sicher und funktioniert. Nur benötigt man für den Betrieb eines HomePods nicht nur ein aktuelles iOS-Gerät, sondern auch die entsprechenden Musik-Dienste mit dem Apfel-Logo.

Zwar kann man via AirPlay vom iPhone aus beliebige Inhalte auf den Pod streamen. Will man aber ohne iPhone, iPad, Apple TV oder iPod touch auskommen und direkt per Sprachkommando Musik auf dem HomePod abspielen, kommt man um ein Abo bei Apple nicht herum. Mit iTunes Match (25 Euro im Jahr) gelangt die eigene iTunes-Bibliothek in die Cloud und damit auch auf den HomePod. Und für knapp zehn Euro im Monat oder knapp 100 Euro im Jahr gibt es über Apple Music Zugriff auf rund 40 Millionen Songs.

Hier sind sowohl die Amazon-Geräte als auch das Sonos-System viel flexibler und bieten etwa eine direkte Unterstützung für Spotify, um den Streamingdienst direkt auf den Lautsprecher zu bringen. Zudem bringen immer mehr Hersteller auch Lautsprecher, die neben Amazons Alexa einmal auch den Google Assistant an Bord haben werden – etwa Sonos mit dem Modell One.

Angesichts dieser Konkurrenz könnte es durchaus sein, dass Apple in die Mauer seines «walled garden» doch noch das ein oder andere Tor einbaut. So kann man inzwischen auf dem Apple TV nicht nur Filme beim Apple-Dienst iTunes ausleihen und kaufen, sondern Videos von Netflix, Sky, Maxdome oder Amazon Prime anschauen. Beim HomePod gibt es aber derartige Ankündigungen bislang nicht.

Während man also auf eine Öffnung des «walled garden» nur vage hoffen kann, hat Apple andere Verbesserungen bereits angekündigt. Derzeit kann man weder zwei Homepods zu einem Stereopaar verknüpfen, noch kann man ein Musikstück in mehreren Räumen auf HomePods synchronisiert abspielen. Hier haben andere Anbieter die Nase vorn. Apple will beide Funktionen mit dem erweiterten Standard AirPlay 2 als Update nachliefern, vermutlich noch im ersten Halbjahr 2018.

Wie sich der smarte Apple-Assistent Siri auf Deutsch schlagen wird, wird erst klar, wenn der HomePod auch in Deutschland angeboten wird. Auf Englisch macht er auch in Deutschland eine ganz gute Figur. Am Standort Berlin gab es etwa konkrete Vorschläge für italienische Restaurants in der Umgebung. Die Vielzahl der Audio-Apps («Skills»), die Amazon für seine Echo-Lautsprecher im Programm hat, sucht man bei Apple aber zum HomePod-Start vergebens.

Interessenten aus Deutschland, die sich schon vor dem Marktstart hierzulande einen HomePod in Großbritannien für 319 Pfund (knapp 360 Euro) zulegen wollen, sollten wissen, dass der Lautsprecher mit einem klobigen UK-Stecker ausgeliefert wird. Das Kabel lässt sich zwar mit viel Kraftaufwand abziehen. Ob und wie Ersatzkabel mit Euro- oder Schukostecker zu haben seien werden, ist aber noch unklar. Bis dahin müsste der HomePod per Adapter in deutsche Steckdosen gesteckt werden – und das würde Apple-Chefdesigner Jony Ive gar nicht gefallen.

Persönliche Anfragen

An einer Stelle der Einrichtung sollten Nutzer aufpassen: Wenn sie beim Setup persönliche Anfragen («Personal Requests») erlauben, können auch andere über den HomePod per Sprachbefehl persönliche iMessages senden oder sich vorlesen lassen, wenn sich ein iOS-Gerät im selben Netzwerk befindet. Wer das nicht möchte, sollte diese Funktion nicht aktivieren.

Fotocredits: Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke
(dpa/tmn)

(dpa)

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