Federleichte Lektüre mit E-Books und E-Readern
Frankfurt/Main – Leichte E-Books statt dicker Schmöker: Wer unterwegs viel liest und auch auf Reisen gewöhnlich eine stattliche Zahl an Büchern mit sich führt, greift zur digitalen Version.
Denn E-Books lassen sich nicht nur am PC oder Notebook lesen, sondern vor allem auf Smartphones, Tablets und – besser noch – auf speziellen Lesegeräten, den sogenannten E-Readern. «Ein E-Book ist nichts anderes als mehrere aneinander gehängte HTML-Seiten», erklärt Rainer Schuldt von der «Computerbild». Deshalb lassen sich E-Books über Apps oder Add-ons auch leicht auf Mobilgeräten oder im Browser von Rechnern lesen.
Noch praktischer sind E-Reader. Sie wiegen sehr wenig, so dass es möglich ist, «ganze Bibliotheken mit sich herumzutragen», veranschaulicht Michael Wolf von der Stiftung Warentest. Selbst «Krieg und Frieden» wird so zur federleichten Lektüre.
Reader schonen die Augen
Das Leseerlebnis von E-Books lässt sich zudem individualisieren. «Auf den Readern lassen sich die Schriften vergrößern», erklärt Michael Döschner, Sprecher der Interessengruppe Digital beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels.
Hauptvorteil der Reader ist aber ihre spezielle, augenschonende Display-Technologie (E-Ink), die im Vergleich zu Smartphone oder Tablet größeren Lesegenuss bietet, sagt Warentester Wolf.
Durch einen hohen, papierähnlichen Kontrast ist Lesen selbst am Strand im Sonnenlicht noch möglich. Und weil E-Ink nur beim Umblättern Strom braucht, halten die Reader mit einer Akkuladung oft wochenlang durch.
Viele Geräte haben einen Nachtmodus
Bei den Lesegeräten könne man nicht viel falsch machen, die Unterschiede zwischen den Anbietern seien nur gering, meinen die Experten.
Einige Geräte sind etwa spritzwassergeschützt, die meisten inzwischen hintergrundbeleuchtet, so dass man auch im Dunkeln – etwa im Bett – komfortabel lesen kann. Die Preise starten bei ungefähr 60 Euro, Reader mit Beleuchtung sind ab etwa 80 Euro zu haben.
Im Nachtmodus können viele Reader eine weiße Schrift auf schwarzem Hintergrund darstellen. Teils lässt sich auch die Farbtemperatur der Beleuchtung einstellen, etwa in Richtung gelblich. Darüber kann man sich optisch sehr nah ans gedruckte Buch herantasten.
Bestimmte Formate sind überall lesbar
WLAN ist fast ausnahmslos Standard bei den Readern. Darüber kommen nicht nur gekaufte E-Books aus den Shops auf den Reader, man kann etwa auch etwas in Wörterbüchern und Lexika nachschlagen oder Kommentare teilen, erklärt Rainer Schuldt.
Kaufen kann man E-Books entweder gleich in dem Shop, der auf dem Lesegerät vorinstalliert ist. Sie lassen sich aber auch woanders kaufen und dann auf den Reader übertragen – zumindest, wenn es um EPUB-Bücher geht, dem einen etablierten Format.
Beim anderen handelt es sich um Amazons AWZ-Format, das nur auf Kindle-Readern oder -Apps lesbar ist. Untereinander sind die beiden Formate nicht kompatibel.
Geschlossene Systeme bei einzelnen Anbietern
«Wer also ein E-Book bei Thalia oder Hugendubel kauft, kann das auf einem Kindle in der Regel nicht lesen und umgekehrt», erklärt Warentester Wolf. Besitzt der Leser einen Kindle-Reader, ist er auf Amazons Ökosystem festgelegt. Besitzer von EPUB-Geräten können sich dagegen in vielen verschiedenen Shops umtun.
Wer viele EPUB-Bücher aus verschiedenen Quellen besitzt oder kauft, kann die freie E-Book-Verwaltungs- und Konvertierungs-Software Calibre nutzen. Damit kann man E-Books komfortabel auf dem Rechner zusammenführen, organisieren und per USB-Kabel mit dem Reader synchronisieren.
Der größte Anbieter von EPUB-Readern und -E-Books ist die Tolino-Allianz mit ihren gleichnamigen Lesegeräten. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss aus Buchhändlern wie Hugendubel, Thalia und Weltbild mit dem Internetkonzern Rakuten als technischem Partner, zu dem auch der E-Reader-Hersteller Kobo gehört.
Oft günstiger als gedruckte Bücher
An der Allianz kann der gesamte Buchhandel teilnehmen. «So lässt sich mit dem Kauf eines E-Books auch der lokale Buchhändler vor Ort unterstützen», erklärt Rainer Schuldt.
Der andere große Player mit E-Books im AWZ-Format und den entsprechenden Kindle- Readern und ist Amazon. Daneben gibt es viele Shops, die nur E-Books anbieten, aber auch Firmen wie Pocketbook oder Kobo, die nur Lesegeräte verkaufen.
Ein E-Book ist Michael Döschner zufolge meist 10 bis 20 Prozent günstiger als die gedruckte Version. Man kann E-Books aber auch in öffentlichen Bibliotheken leihen, das Angebot nennt sich Onleihe. Zudem gibt es Lese-Flatrates für E-Books, etwa von Readfy, Skoobe oder Amazon mit Kindle Unlimited.
Kopierschutz und E-Books verleihen
Ein E-Book-Kauf ist etwas anderes als die Anschaffung eines gedruckten Werkes: «Man erwirbt kein Buch, sondern das Nutzungsrecht an einem Text», erklärt Rainer Schuldt von der «Computerbild». Lange waren EPUB-Books ausschließlich durch ein «hartes» DRM (Digital Rights Management) der Softwarefirma Adobe kopiergeschützt und fest an ein Nutzerkonto gebunden.
Verschenken oder an Freunde ausleihen lassen sich solche E-Books nicht – es sei denn, man leiht den Reader gleich mit aus. Amazon arbeitet bei seinem AWZ-Format ausschließlich mit einem «harten» Kopierschutz. Bei EPUB-Books setzen die Verlage Döschner zufolge aber mittlerweile eher auf einen «weichen» Kopierschutz. In der heruntergeladenen Datei befindet sich als Schutzvorkehrung nur ein digitales Wasserzeichen, das das E-Book dem jeweiligen Käufer zuordnet.
In einem Vergleich der Stiftung Warentest aus dem Jahr 2017 enthielten bereits 70 bis 85 Prozent der untersuchten EPUB-Bücher ein Wasserzeichen. Solche «weich» geschützten E-Books erleichtern Käufern das Handling enorm: Sie lassen sich ohne Probleme auf verschiedenen Geräten öffnen und so auch privat verleihen.
Sollte das E-Book aber zum Download im Netz oder bei Tauschbörsen auftauchen, ist der Käufer leicht zu identifizieren. Auf welchen Kopierschutz ein Verlag setzt, steht in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen oder in der E-Book-Beschreibung.
Fotocredits: Jens Kalaene,Andrea Warnecke,Stiftung Warentest,Nico Brinckmann,Katharina Rose,Andrea Warnecke
(dpa/tmn)