«Gehirn anschalten» bei Technik-Schnäppchen aus Fernost

By on 19. März 2019

Berlin – Seiten und Portale für den Direktvertrieb von Waren aus Asien boomen. «Viele locken die oft fast unglaubwürdig niedrigen Preise für Handys, Technikzubehör, sonstigen Schnickschnack, aber auch Kleidung», erklärt Thomas Moßburger vom Technikmagazin «Chip».

Das kann sich lohnen. «Doch sollten Verbraucher auch bei vermeintlichen Schnäppchen-Preisen ihr Gehirn angeschaltet lassen», warnt der Experte. Es komme immer wieder vor, dass Produkte nicht die in der EU geltenden Sicherheits- oder Umweltbestimmungen erfüllen, erläutert Ralf Diekmann vom Tüv Rheinland.

«Ein Großteil der Beanstandungen ist auf fehlerhafte Aufschriften, fehlende Sicherheitshinweise oder mangelhafte, schlecht übersetzte und unvollständige Bedienungsanleitungen zurückzuführen.» Bei eigenen Stichproben stellten die Sachverständigen auch schlechte Verarbeitungsqualität, Fehler in mechanischen, elektrischen und elektronischen Bauteilen oder erhöhte Schadstoffwerte fest.

Auf CE-Kennzeichnung achten

Achten sollten Verbraucher in jedem Fall auf die
CE-Kennzeichnung. Sie zeigt an, dass ein Produkt auf den europäischen Markt gebracht werden darf. Fehlt das Zeichen oder ergibt sich ein Verdacht auf Marken- oder Produktfälschung, kann etwa der
Zoll das Paket aufhalten und lässt es nach Rücksprache mit den zuständigen Marktaufsichtsbehörden vernichten oder sendet es zurück.

Bei elektronischen Geräten ist meist die
Bundesnetzagentur zuständig. Die berichtet, 2018 bei rund 240.000 Produkten eingeschaltet worden zu sein; man habe in 87 Prozent der Fälle eine Nutzung in Deutschland untersagt. Insgesamt habe die Behörde 2018 den Verkauf von mehr als zehn Millionen Geräten in Deutschland verboten, betroffen waren vor allem Bluetooth-Lautsprecher, Smartwatches und Funk-Kopfhörer.

Damit eine CE-Kennzeichnung gerechtfertigt ist, muss unter anderem eine Bedienungsanleitung in deutscher Sprache beigepackt sein, und das Gerät muss für deutsche Steckdosen geeignete Anschlüsse haben. Das Problem: Die Hersteller selbst drucken das CE-Zeichen auf ihre Produkte, um damit die Konformität ihres Produktes mit europäischen Richtlinien zu bestätigen.

Missbräuchliche Verwendung der CE-Kennzeichnung

Böse Zungen behaupten schon, dass CE für China Export stehe. CE ist jedoch kein Qualitätssiegel und auch kein Prüfzeichen. Die Marktaufsichtsbehörden kontrollieren stichprobenartig, ob die CE-Kennzeichnung zu Recht auf den Produkten steht und gehen Hinweisen auf missbräuchliche Verwendung nach. Doch können die Behörden nur einen Bruchteil der problematischen Sendungen identifizieren und stoppen.

Fernost-Käufer tun also gut daran, beim Betrieb von Geräten Risiken zu vermeiden, wie Tüv-Sprecher Diekmann betont: «Bei Geräten mit Akkus sollte man den ersten Ladevorgang nach wenigen Minuten unterbrechen und überprüfen, ob der Akku übermäßig heiß wird.» Sollte das der Fall sein, darf man nicht weiter laden und sollte den Verkäufer kontaktieren, denn es drohe Brandgefahr.

«Auch sollte man auf scharfe Kanten, schlechte Verarbeitungsqualität sowie untypische Gerüche oder Geräusche achten», rät Diekmann. Unsichere Produkte gelte es dann den Behörden zu melden, etwa der Gewerbeaufsicht.

Ausgiebige Netzrecherche und Preisvergleiche

Bei den verlockenden Schnäppchen bleibt es aber. Wie sollten Käufer also vorgehen? Thomas Moßburger rät zur Netzrecherche, um mögliche Haken zu finden: Bewertungen im Internet könnten Hinweise darauf liefern, ob die jeweilige Seite bei Warenqualität, Versand und Support gut abschneide. Bewertungen könnten aber auch gefälscht werden, etwa zu erkennen an ähnlichen Formulierungen oder durchweg exzellenten Bewertungen.

Man müsse sich zudem klarmachen, dass die Lieferung aus Fernost sehr lange dauern könne. Vier bis sechs Wochen seien keine Seltenheit, sagt Moßburger. «Viele China-Gadgets gibt es auch bei den üblichen Online-Händlern in Deutschland, wo der Verbraucher vielleicht ohnehin ein Konto hat und die Service-Modalitäten kennt.»

Wen auch der Zeitfaktor nicht abschreckt, dem rät Moßburger, zum Testen des Händlers erst einmal ein sehr günstiges Produkt zu bestellen. «Zudem sollte man sich immer fragen, ob der im Shop angegebene Preis realistisch erscheint: 150 Euro für ein Einsteiger-Smartphone aus China ist ein realistischer Preis – 10 oder 20 Euro nicht.» Hier seien auch Preisvergleiche im Internet hilfreich.

Weitere Kosten beim Zoll

Bei Waren, die direkt aus Asien nach Deutschland verschickt werden, können weitere Kosten auf den Käufer zukommen. Nur ein Warenwert von rund 22 Euro Warenwert inklusive Versandkosten bleibt von Zoll und Einfuhrumsatzsteuer befreit. Für welche Produktkategorien ansonsten welche Einfuhrumsatzsteuer oder Zollgebühr fällig wird, erklärt die Zollverwaltung zum Beispiel in der kostenlosen App «Zoll und Post».

Fotocredits: Daniel Bockwoldt
(dpa/tmn)

(dpa)

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