Internetbetrug hat viele Facetten
Berlin – Auf den ersten Blick wirkt die E-Mail wirklich so, als bräuchte ein Freund Hilfe. Er ist im Ausland im Krankenhaus, die Kosten steigen. Er bittet um finanzielle Unterstützung mit Hilfe einer Kreditkartenzahlung, die man mittels eines Links in der E-Mail auslösen kann.
Doch wer jetzt seine Daten eingibt, bei dem hat die Falle zugeschnappt. Denn hier sind ziemlich sicher Betrüger am Werk. Der vermeintliche Freund liegt vermutlich am Strand und sonnt sich.
Das Tückische an dem Betrugsversuch: Die Nachricht könnte tatsächlich über die richtige E-Mail-Adresse des Freundes geschickt worden sein. «Es kann durchaus sein, dass Hacker durch einen Cyberangriff Zugriff auf das Mailkonto des Bekannten bekommen haben», sagt Fabian von Keudell von der Fachzeitschrift «Chip».
Häufig greifen Betrüger auch zu Mailadressen, die einer bekannten Adresse zum Verwechseln ähnlich sehen, jedoch minimale Abweichungen aufweisen. «Mit genug krimineller Energie lassen sich auch Mailadressen so fälschen, dass diese echt aussehen und keine Fehler enthalten», sagt von Keudell.
Romantik als Betrugsmasche
Eine andere Betrugsmasche ist sogenannte Romance-Scamming. Der Name verrät es schon: Über Singlebörsen oder ähnliche Plattformen werden Nutzer unvermittelt und meist auf nette Art und Weise kontaktiert. Eine knappe Mail in englischer Sprache mit einer Chat-Einladung dient oft als Lockmittel. Allerdings gebe es auch viele, die perfekt Deutsch beherrschen, berichtet Harald Schmidt, Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes.
Zunächst gibt es Liebesschwüre, und es wird ernsthaftes Interesse bekundet. Sehr schnell kommt es aber zu Geldforderungen – für die Behandlung nach einem angeblichen Unfall oder weil der Chef keinen Lohn gezahlt hat. Alles vorgetäuschte Szenarien, natürlich.
Lottogewinne werden nicht per E-Mail verkündet
Und wer plötzlich mit einer E-Mail über ein unverhofftes Erbe oder einen hohen Lotteriegewinn in Kenntnis gesetzt wird, sollte zunächst einmal gründlich den Absender kontrollieren. Es könnte sich um Post von der sogenannten
Nigeria-Connection handeln.
Die Absender geben sich in der Regel als hochrangige Staatsbürger, Adelige, Rechtsanwälte, Bankmitarbeiter oder Soldaten aus, erklärt Hans-Joachim Henschel vom
Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen. Die Betrüger stellen viel Geld in Aussicht, tatsächlich wollen sie aber nur finanzielle Vorleistungen sowie Dokumente wie Ausweiskopien oder Bankdaten ergaunern, die für weitere Betrügereien verwendet werden.
Betrügerische Mails löschen
Wenn Nutzer eine betrügerische E-Mail erkennen, sollte sie diese löschen und als Spam markieren. So lässt sich der eigene Mailfilter anlernen, so dass künftige Nachrichten dieser Art gleich im Spamordner landen. Außerdem bietet das LKA Niedersachsen an, dass Nutzer die Polizei darüber
in Kenntnis setzen. Die Mails können an die Adresse trojaner@polizeilabor.de weitergeleitet werden.
Im Fall von Romance-Scamming empfiehlt Schmidt, den Kontakt sofort zu blockieren und auf keine Forderungen einzugehen. Auch sei es sinnvoll, alle Mails und Chat-Protokolle zu sichern und damit zur Polizei zu gehen. Bei einer vermeintlichen Kontaktaufnahme durch einen Bekannten oder Freund empfiehlt es sich, denjenigen im Zweifel zum Beispiel durch einen telefonischen Anruf direkt zu kontaktieren und nachzufragen, ob die Nachricht sicher von ihm kam.
Fabian von Keudell rät: «Wer keine Möglichkeit hat, den Bekannten telefonisch zu erreichen, der fragt per Mail nach einer Information, die nur der Bekannte kennt.» So lasse sich die Identität checken.
Fotocredits: Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Polizeiliche Kriminalprävention,CHIP Studios
(dpa/tmn)