Ist Virenschutz für Androiden notwendig oder überflüssig?

By on 16. Mai 2019

Hamburg – Das Smartphone ist heutzutage ein ständiger Begleiter. Man benutzt es nicht nur zum Chatten oder Spielen, auch Bankgeschäfte erledigen viele mobil. Für Hacker und Kriminelle sind die Geräte deshalb äußerst attraktiv.

Geräte mit Android gelten als besonders gefährdet. Zum einen, weil es das am meisten verbreitete Betriebssystem ist. Zum anderen, weil die Software tendenziell anfälliger ist als iOS von Apple.

«Apple-Handys werden zentral, regelmäßig und meist sogar flächendeckend aktualisiert», erklärt Georg Oevermann von der Zeitschrift «Computer Bild». «Bei Android liegt das in den Händen vieler verschiedener Geräte-Hersteller.» So könnten beispielsweise wichtige Sicherheitsupdates bei einem Hersteller früher zur Verfügung stehen als bei einem anderen. Zudem werden Geräte von Apple deutlich länger mit neuen Updates versorgt als vergleichbare Android-Modelle. So können Sicherheitslücken auf dem Gerät entstehen.

Googles eigenes Virenprogramm

In vielen Fällen können sich Android-Nutzer eine Antivirus-App trotzdem sparen, meint Ronald Eikenberg vom Fachzeitmagazin «c’t». Wer Apps nur aus dem Play Store von Google bezieht und anstehende Updates direkt installiert, sei demnach schon gut abgesichert.

Denn Google hat ein eigenes Virenprogramm eingebaut, zumindest für seinen App Store. Play Protect scannt alle Apps, zeigt Warnungen an und entfernt die Anwendungen gegebenenfalls. Um diesen Prüfprozess zu verbessern, hat Google in den letzten Jahren viel unternommen. Doch das System ist noch nicht perfekt. «Im Play Store tummelt sich noch immer Böses», sagt Oevermann.

Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen empfiehlt deshalb, die Bewertungen von Apps zu lesen und auf brandneue Anwendungen eher zu verzichten. Denn anders als bei Apple werden die Programme im Play Store von Android teilweise erst nach Veröffentlichung geprüft.

Gefährliche Apps

Eine größere Gefahr sind Apps, die am Play Store vorbei auf dem Gerät installiert werden. Bei Android ist das im Vergleich zu Apple möglich. In der Theorie ermöglicht das eine größere Auswahl an Apps, praktisch kann der sogenannte Sideload jedoch ein Einfallstor für Viren und Trojaner sein. «Die Installation von externen Apps sollte man deshalb gar nicht erst zulassen», rät Eikenberg. In der Regel ist diese Funktion auf Androiden aber auch standardmäßig deaktiviert.

Ansonsten rät Hauke Mormann von der Verbraucherzentrale NRW, die gleichen Sicherheitstipps wie beim Computer zu beherzigen: Zugänge mit Passwörtern schützen und Links oder Mail-Anhänge von unbekannten Absendern nicht öffnen oder unbekannte Dateien installieren.

Kostenlose Antivirus-Apps

Doch selbst wenn man das beherzigt: Viele klicken schneller als gedacht und das auch mal an der falschen Stelle. Aus Sicht von Georg Oevermann ist eine zusätzliche Antivirus-App für Android deshalb trotzdem empfehlenswert – vor allem für Nutzer, die unbekannte Apps und Websites nutzen wollen. Einige Programme gibt es sogar kostenlos, etwa von
Avira,
Eset oder
Bitdefender. Im Test von «Computer Bild» schnitten kostenpflichtige Apps allerdings tendenziell besser ab.

Die Investition kann sich nicht nur im Kampf gegen Schadsoftware lohnen. «Viele Apps bieten Sonderfunktionen wie Diebstahl- oder Kinderschutz oder verschlüsseltes Surfen mit einem VPN an», erklärt Eikenberg. Auch Firewall und Backup-Funktion sind nützlich.

Der wichtigste Faktor ist aber, wie gut die jeweilige App Schadsoftware erkennt. «Hier sollte man Testberichte vergleichen und entscheiden, welcher Anbieter einem am vertrauenswürdigsten vorkommt», sagt Mormann.

Nutzer ist bester Virenschützer

Ob man am Ende eine Antivirus-App für sein Android-Gerät braucht, lässt sich nicht pauschal beantworten. Der beste Virenschutz ist in jedem Fall der Nutzer selbst.

Wer Apps nur aus dem Play Store bezieht, Updates regelmäßig installiert und Dateien sowie Links von unbekannten Quellen nicht anklickt, ist bereits sehr gut geschützt. Die Verbraucherschützer empfehlen außerdem regelmäßige Daten-Backups. Etwa einmal im Monat seien diese ratsam. So sind zumindest wichtige Daten gesichert, wenn es doch mal ein Virus auf den Androiden schafft.

Übrigens: Dass das Smartphone gehackt wurde oder eine Schadsoftware auf dem Gerät gelandet ist, ist für Nutzer nicht immer direkt ersichtlich. Eine teurere Telefonrechnung, höherer Daten- oder Akkuverbrauch oder ungewöhnliche Bewegungen im Mailpostfach oder auf dem Bank- oder Kreditkartenkonto können Anzeichen dafür sein.

Fotocredits: Robert Günther,Robert Günther,Robert Günther,Computer Bild,Melissa Ramson,Verbraucherzentrale NRW,Robert Günther
(dpa/tmn)

(dpa)

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