König ohne Reich
Viele werden es nicht gewusst haben, aber das weltweit größte Online-Porno-Imperium gehört einem Deutschen. Besser gesagt, es gehörte ihm. Offenbar ist der Gute nun ein König ohne Reich.
Wahrscheinlich geht es euch wie mir. Angucken tue ich mir so etwas nicht, ich kenne alle diese Seiten natürlich nur vom Hörensagen. YouPorn, My Dirty Hobby, PornHub, Brazzers, Men.com, Digital Playground , Reality Kings und wie sie heißen. Sie alle gehören zur Manwin Holding, und dieses Unternehmen wiederum gehörte bis ganz vor kurzem dem Deutschen Fabian Thylmann.
Mächtige Ärger an der Backe
Der trat lange Zeit kaum öffentlich in Erscheinung, was sich Ende 2012 änderte. Der Wahl-Belgier Thylmann wurde in seinem Wohnsitz in einem Brüsseler Vorort verhaftet und dann nach Deutschland ausgeliefert. Der Vorwurf: Verdacht auf Steuerhinterziehung. Im Raum schwebte die stolze Summe von zehn Million Euro. Außerdem wir laut einem Bericht der „Welt“ wegen Verstöße gegen den Jugendschutz gegen Thylmann ermittelt.
Ich kenne seine Seiten ja bekanntlich nicht, aber offenbar ist das Problem die Altersverifizierung. Und da reicht bei den meisten Angeboten wohl ein Klick auf „Ich bin 18“ oder so, und man ist drin. Dass es auch anders geht, zeigt offensichtlich das deutsche Manwin-Portal My Dirty Hobby. Da gibt es es nämlich eine echte, TÜV-geprüfte Altersverifizierung, habe ich mir sagen lassen. Die Kehrseite für den Porno-Unternehmer: So ein Verfahren schreckt den größten Teil der Besucher ab, die Werbeeinahmen sinken.
Es geht um Härte und Werte
Fabian Thylmann scheint also reichlich Ärger an der Backe zu haben und wurde nun offenbar von seinem Management aus dem Unternehmen gedrängt. Für seine Anteile soll er 100 Millionen Dollar bekommen. Warum ich das alles schreibe? In aktuellen Medienberichten wird aus einem internen Schreiben Thylmanns an die Manwin-Mitarbeiter zitiert.
Eher banal ist seine Erklärung, sein Abgang sei „eine der schwersten Entscheidungen im Leben von mir und meiner Frau“ gewesen. Richtig klasse finde ich aber das hier: Thylmann soll seine Hoffnung ausgedrückt haben, dass er dem Management und der Belegschaft „die richtigen Werte beigebracht“ habe. Das sind dann wahrscheinlich Werte wie Durchhaltevermögen, Standfestigkeit, Hingabe, Demut und Experimentierfreude – also alles Werte, wie sie auch in den Filmchen auf den Manwin-Seiten vermittelt werden. Das weiß ich, weil ich mir die jetzt doch mal kurz angeschaut habe. Zu Recherchezwecken.
Foto: Screenshot My Dirty Hobby