Microsoft kauft Nokias Handy-Sparte
Diese Meldung versetzte die Finanzmärkte in Aufregung: Der Software-Konzern Microsoft erwirbt das Handy-Geschäft Nokias, das sich in schwierigem wirtschaftlichen Fahrwasser befindet. Microsoft erhofft sich davon, auf dem Smartphone-Markt besser Fuß zu fassen.
Microsoft-Konzern eröffnet sich neue Marktchancen
Einige Analysten sprechen von einem trojanischen Pferd: 2010 wechselte der Microsoft-Manager Stephen Elop in die Führung Nokias, nun geht er mitsamt des Kerngeschäfts des finnischen Unternehmens den umgekehrten Weg. Die 32.000 Beschäftigten von Nokia dürften diese Nachricht aufatmend zur Kenntnis genommen haben, seit einigen Jahren kämpft der Handy-Hersteller ums Überleben. Microsoft profitiert von der Misere, die Übernahme kostet nur sieben Milliarden Dollar. Vor drei Jahren lag der Wert Nokias noch bei 33 Milliarden Dollar. Künftig besitzt Microsoft damit nicht nur Produktionsstätten, sondern eine Vielzahl an Patenten. Das erspart die Entwicklung eigener Produkte. Der Konzern folgt dem Beispiel anderer Internet-Giganten wie Apple oder Google, die sich innovative Technologien ebenfalls durch Zukäufe gesichert haben.
Dringender Aufkauf: Microsoft zuletzt mit Problemen
Microsoft handelte aber nicht nur aufgrund des attraktiven Preises, sondern auch aus wirtschaftlicher Notwendigkeit. Das Betriebssystem Windows Phone 8 läuft zu achtzig Prozent auf Smartphones der Marke Nokia. Bei einer Insolvenz des Konzerns hätte Microsoft einen massiven Rückschlag im Softwarebereich verkraften müssen. Schon bisher kann das Unternehmen auf dem Markt an mobilen Geräten nicht reüssieren. Weltweit nutzen nur 3,3 Prozent Betriebssysteme von Microsoft, Apples iOS und Googles Android liegen uneinholbar vorne. Bisherige Versuche, eigene Hardware wie das Tablet Surface zu vertreiben, scheiterten. Die bloße Übernahme Nokias löst diese Schwierigkeiten noch nicht, es verhindert nur ein weiteres Abrutschen. Microsoft zielt darauf, mit dem Know-how des finnischen Unternehmens innovative Smartphones zu entwickeln. Dabei sollten die Verantwortlichen den Preis im Blick haben: Momentan kosten Geräte mit Windows-Betriebssystem im Schnitt doppelt so viel als Konkurrenz-Produkte mit Android.
Möglicher Ertrag zeigt sich erst in der Zukunft
Microsoft erwirbt zu einem günstigen Preis Nokia, pure Notwendigkeit und Entwicklungschance zugleich. Eine Insolvenz Nokias musste der US-Konzern abwenden, da Microsoft-Betriebssysteme auf diesen Modellen bisher den Hauptumsatz ausmachen. Ob auch der anvisierte Schritt gelingt, attraktive Geräte zu konzipieren und so bei der Hardware und zugleich bei der Software zuzulegen, bleibt abzuwarten.
Bild: Alexander Aisenstadt