Microsoft veröffentlicht geheime Produktdaten
Konzern beugt sich dem Druck der EU
Als Reaktion auf die heftige Kritik der Europäischen Union an der Produktpolitik von Microsoft hat der Konzern nun zugestimmt, mehr technische Informationen über seine Produkte herauszugeben. Die EU will mit ihrer Forderung bewirken, dass der Konzern seine marktbeherrschende Stellung nicht dazu ausnutzen kann, ein Monopol zu errichten. Besonders in der Kritik standen in der Vergangenheit Versuche von Microsoft, die Benutzung des Windows Media Player für auf Windows-PCs quasi obligatorisch zu machen.
Die Interaktion von Anwenderprogrammen anderer Hersteller mit solchen von Microsoft ist vor allem durch die bisherige restriktive Informationspolitik des Unternehmens sehr erschwert worden. Weniger die interne Verrichtung von Aufgaben, als vielmehr die Geheimhaltung der Schnittstellen von Programmen sind dabei große Probleme. Dies erschwert vor allem Herstellern von Plug-Ins ihre Arbeit. Denn diese Programme sind in größere Anwenderprogramme integriert. Wenn nun beispielsweise ein Hersteller ein integriertes Rechtschreibprogramm für die Textverarbeitungssoftware MS Word herstellen möchte, braucht er dazu Informationen über die innere Struktur dieses Programms. Jeder Entwickler muss sich dann an Microsoft wenden, um die begehrten Informationen zu erlangen. Microsoft ist jedoch auch in solchen Fällen bisher nicht sonderlich kooperativ gewesen. Die Folge: Für Klassenschlager des Konzerns wie den Internet Explorer und die Office-Programme gibt es vergleichsweise wenig Plug-Ins und Add-Ons anderer Hersteller, und die existierenden arbeiten oft nur unzureichend mit den sie umgebenden Programmen zusammen. Hingegen sind Open-Source-Systeme wie der Browser Firefox mit mittlerweile tausenden von kostenlosen Plug-Ins gesegnet. Dies könnte den Produkten von Microsoft das Leben zunehmend schwerer machen. Die Entscheidung, nun mehr Daten herauszugeben, muss wohl auch vor dem Hintergrund dieser Situation gesehen werden, wie Microsoft auch selbst angibt. Auch wenn das Office-Paket und der Internet Explorer immer noch unangefochten die Nummer eins sind: Es mehrern sich die Stimmen, die den Open-Source-Lösungen den Vorrang geben. Den Browser Opera hat beispielsweise jüngst das Computermagazin CHIP (1/2008) noch vor dem Explorer zum schnellsten Browser auf dem Markt gekürt. Zudem steht Microsoft durch die zunehmende Konkurrenz internetbasierter Anwendungen wie der Textverarbeitungssoftware von Google oder dem Adobe-Air-System unter Druck.
Tatsächlich enthalten die zu veröffentlichenden Daten vor allem Informationen über Programmschnittstellen. Nach Informationen der New York Times soll zunächst eine 30.000 Seiten umfassende Dokumentation veröffentlicht werden, welche die Interaktion des Windows-Betriebssystems mit Server-basierten Programmen beschreiben.