Mit «Civilization VI» von der Steinzeit bis zum Marsflug
Berlin – «Nur noch eine Runde» – was viele am Wochenende an der Kneipentheke sagen, ist für Spieler der «Civilization»-Reihe Fluch und Segen zugleich. Und mit dem sechsten Teil gibt Entwickler Firaxis den Fans der Aufbaustrategie viele Runden neuen Spielstoff.
Am Grundprinzip wurde in
«Civilization VI» nichts geändert. Man beginnt mit einem Siedler und einer Kriegertruppe im Jahr 4000 vor Christus und muss ein Imperium aufbauen. Das geschieht mit dem Bau von Städten, Gebäuden, Weltwundern und Einheiten. Mit der Zeit trifft man andere Zivilisationen, handelt und trifft Abkommen mit ihnen – oder man lässt die Waffen sprechen und zieht gegen sie in den Krieg.
Gewinnen kann man in «Civilization VI» auf mehrere Arten. Etwa durch kulturelle Dominanz, Eroberung der anderen Kulturen – oder, indem man auf dem Mars landet. Weil eben dieses Grundprinzip gleich geblieben ist, stecken die Innovationen im Detail. Hier hat sich viel getan, allein schon optisch. «Civilization VI» hat einen deutlicher an Comics angelehnten Stil gewählt als in den vorhergehenden Teilen. Das sieht man vor allem an den Staatsoberhäuptern anderer Zivilisationen: Die Augen sind größer, die Nasen etwas knubbeliger. Die Landschaft ist auch etwas bunter als in den vorherigen Teilen. Das mag manchen Fan etwas stören, man gewöhnt sich aber schnell an den anderen Look.
Taktisch hat sich vor allem beim Städtebau einiges geändert. Das Prinzip der Bezirke wurde eingeführt: Über das Stadtmenü kann man einen Bezirk auf die Karte setzen, der sich spezialisiert – zum Beispiel einen Hafen oder ein Industriegebiet. Darin kann der Spieler dann Gebäude wie Leuchttürme oder Fabriken bauen. Auch Weltwunder werden so auf der Karte platziert und nehmen ein ganzes Feld ein, das sonst bewirtschaftet werden könnte. Durch Synergie-Boni zwischen den Feldern kann man diesen Verlust durch kluges Setzen der Gebäude aber ausgleichen. Insgesamt ist kluge Stadtplanung nun deutlich wichtiger als in den Vorgängern.
Nach wie vor werden auch mit Arbeitern Geländefelder verbessert, doch auch hier ist einiges anders. Die Arbeiter schaffen nur eine bestimmte Zahl von Aktionen. Ein Trupp kann zum Beispiel drei Bauernhöfe bauen, dann löst sich die Einheit auf. Straßen werden nun von Händlern gebaut, die man in andere Städte schicken kann. Bewegt sich der Händler weiter, erscheint unter ihm eine Straße.
Bei der Erforschung von Technologien gibt es jetzt sogenannte Heureka-Momente. Werden bestimmte Bedingungen erfüllt, bringt das die Erforschung der entsprechenden Technologie einen großen Schritt nach vorne. Auf diese Weise werden Mini-Quests eingeführt, die das Spiel für Neulinge etwas zugänglicher machen. Es gibt nun auch zwei Technologiebäume: einen für Forschung und einen für die Entwicklung von Politiken, die verschiedene Boni geben können.
Stark verändert hat sich auch das Diplomatie-System: Es fühlt sich deutlich detailreicher an als im Vorgänger. In «Civilization V» konnte es passieren, dass man in der Antike einen Krieg erklärt hat und die anderen Zivilisationen dies bis zum Spielende nicht vergessen wollten. Weitere diplomatische Handlungen wurden so quasi unmöglich. Nun gibt es Casus-Belli-Kriege, die man unter bestimmten Bedingungen erklären kann. Die betroffene Nation wird einem das weiterhin übel nehmen, die anderen Zivilisationen drücken dann aber ein Auge zu.
Insgesamt hat Firaxis der Reihe mit «Civilization VI» eine angenehme Kur verpasst. Kleine Fehler wie eine nicht ganz passende Übersetzung oder wenig aussagekräftige Icons können noch mit späteren Updates beseitigt werden. Generell macht der sechste Teil im Vergleich zum Vorgänger einen kompletteren Eindruck. Ein Problem von «Civilization V» war, dass wichtige Mechaniken wie Religion, Handel, Tourismus oder Spionage im Grundspiel nicht enthalten waren. Dies ist bei «Civilization VI» anders: Das Spiel fühlt sich schon in seiner Grundversion rund an. Alle Mechaniken, die man auch aus dem Vorgänger kennt, sind da – sogar die großen Kunstwerke.
«Civilization VI» ist für PC erschienen, kostet rund 60 Euro und ist für Spieler ab 12 Jahren freigegeben. Eine Mac-Version soll noch erscheinen. Der genaue Zeitpunkt steht allerdings noch nicht fest.
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(dpa/tmn)