Musik aus dem Netz: Neun Streaming-Dienste im Überblick
Berlin – Glaubt man der Musikindustrie, gehört dem Streaming die Zukunft. Immer mehr Dienste bieten Musik zum Abruf über das Internet an. Doch welcher ist der richtige?
Auf den ersten Blick sind sich die Anbieter ähnlich: eine kostenlose Testphase, mobile Wiedergabe und Offline-Funktion, monatliche Kündigungsfrist. Auch beim Musikkatalog und der Audio-Qualität gibt es kaum Unterschiede.
«Das Produkt Musikstreaming ist schon sehr ausgereift», sagt Gunnar Schwan von Stiftung Warentest. Unterschiede gibt es jedoch in Sachen Bedienung und Datenschutz. Er rät, verschiedene Dienste im Probemonat zu testen. «Man sollte testen, mit welcher Benutzeroberfläche man gut klarkommt.» So lasse sich auch der Datenverbrauch im Alltag prüfen. Ein Überblick:
– Spotify: Bei
Spotify können Nutzer ihre Playlisten mit einer kostenlosen Version in der Zufallswiedergabe hören, Lieder aber nur begrenzt überspringen. In regelmäßigen Abständen läuft Werbung. Die kostenpflichtige Premiumversion (9,99 Euro) kommt ohne Werbung und Einschränkungen und bietet besseren Ton und eine Downloadfunktion. Für 14,99 Euro im Monat gibt es ein Familienpaket, mit dem sechs Nutzer gleichzeitig hören können. Der Haken: Das Angebot gilt nur für Personen, die wirklich unter einem Dach wohnen.
– Napster: Hier kostet die Music-Flatrate 9,95 Euro im Monat an. Nutzer können streamen oder nach dem Download offline hören – sowohl auf dem PC als auch auf mobilen Geräten. Die Stärke von
Napster: Der Dienst kann im Auto oder in Home Entertainment Systeme integriert werden. Allerdings bietet Napster weder eine kostenlose Version noch ein Paket zur Nutzung mit mehreren Personen an.
– Deezer: Der Streamingdienst
Deezer hat sein Angebot ähnlich wie Spotify strukturiert: eine kostenlose Basisversion mit Zufallswiedergabe und Werbung, ein Premiumpaket für 9,99 Euro mit Offline-Funktion und verbesserter Qualität und ein Familienangebot für sechs Nutzer gleichzeitig. Hier setzt Deezer zudem auf eine Funktion, die Inhalte kindgerecht zusammenstellen kann. Der Anbieter behält sich vor, die Familienzugehörigkeit und einen gemeinsamen Wohnsitz der Nutzer im Familientarif zu prüfen.
– Apple Music: Apples eigenen Streamingdienst gibt es sowohl für iOS-Geräte als auch für Android-Smartphones. Aktuell sind die ersten drei Monate noch kostenlos. Danach kostet
Apple Music 9,99 Euro im Monat (Studenten 4,99 Euro). Es gibt ein Familienpaket für 14,99 Euro, dafür keine kostenfreie Version. Eine Nutzung über den PC ist nur mit dem Programm iTunes möglich. Die Stärke bei Apple Music liegt in der Kombination mit anderen Apple-Geräten und Diensten. Dafür verbraucht ein Album im Stream circa fünfmal so viel Datenvolumen wie bei Napster.
– Amazon Prime Music: Amazon hat das Musikstreaming in sein großes Angebot für Prime-Kunden integriert: Für 49 Euro im Jahr erhalten die Kunden eine abgespeckte Version von
Prime Music gratis zum normalen Prime-Zugang hinzu. Das Angebot umfasst nur 2 Millionen Lieder, dafür gibt es keine Werbung, und die Musik kann auf allen Geräten auch offline gehört werden. Wer eine ähnliche Musikauswahl wie bei vergleichbaren Anbietern will, braucht das Unlimited-Paket für 9,99 im Monat (7,99 Euro für Prime-Kunden). Auch bei Amazon gibt es für 14,99 Euro ein Familien-Angebot für sechs Mitglieder.
– Tidal: US-Rapper Jay-Z hat mit
Tidal seinen eigenen Musikstreaming-Dienst gegründet. Tidal verfügt deswegen immer wieder über exklusive Alben und steht im Vergleich zu anderen Streaming-Diensten eher auf der Seite der Künstler. Der Dienst ist besonders wegen handverlesener Musikempfehlungen und einer großen Auswahl von Musikvideos gefragt. Das Standard-Paket kostet 9,99 Euro im Monat und bietet eine Offline-Funktion und Stream auf allen Geräten. Eine kostenlose Version gibt es nicht, dafür ein HiFi-Paket für 19,99 Euro, das Musik und Videos in verlustfreier Qualität überträgt. Beide Angebote bei Tidal gibt es auch für Familien mit fünf Konten für 14,99 beziehungsweise 29,99 Euro im Monat.
– qobuz: Auch der Dienst
qobuz setzt auf hohe Klangqualität. Seit Mai gibt es für 349,99 Euro im Jahr sein Sublim+ Abonnement mit Hi-Res-Audio (maximal 24 Bit und bis zu 192 Kilohertz) im verlustfreien FLAC-Codec. «Dafür braucht man allerdings spezielle Stereoanlagen», sagt Sven Hansen von der Fachzeitschrift «c’t». Für 9,99 Euro pro Monat bietet qobuz allerdings auch eine Standardversion mit einem marktüblichen Katalogumfang. Einen Mehrnutzer- oder kostenlosen Tarif gibt es nicht. Die Testphase bei qobuz beträgt 15 Tage.
– Juke: Hier gibt es mit der Musik-Flatrate für 9,99 Euro im Monat nur ein Paket mit Offline-Funktion und Nutzung auf allen Geräten. Eine kostenlose oder Mehrfachnutzung ist nicht möglich. Lob gibt es von Stiftung Warentest für den Datenschutz. Dafür aber Tadel für die Bedienbarkeit. «Die Bedienung ist bei
Juke eher schlecht», sagt Gunnar Schwan. Sowohl am PC als auch mobil sei der Dienst nicht so benutzerfreundlich wie vergleichbare Anbieter.
– Aldi life Musik: Der Streamingdienst vom Discounter nutzt den Musikkatalog von Napster, kostet aber nur 7,99 Euro im Monat. Der Dienst ist im Datenverbrauch am sparsamsten, die Qualität hält trotzdem mit anderen Anbietern mit. Zusätzlich zur Offline-Nutzung kann
life Musik auch Lieder aus dem Radio erkennen. Einen kostenlosen oder Mehrnutzer-Tarif bietet jedoch auch Aldi nicht an.
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(dpa/tmn)