Nächster Schritt im Internet der Dinge: Alles hört aufs Wort

By on 6. Januar 2017

Las Vegas – Alles, was vernetzt werden kann, wird auch vernetzt, wurde auf der CES schon Jahr für Jahr gebetsmühlenartig wiederholt. Jetzt können immer mehr Geräte mit dem Internet verbunden werden – und es stellt sich heraus, dass das nur der erste Schritt war.

Nun rücken neue Fragen in den Vordergrund: Wie kann man Geräte verschiedener Anbieter bequem steuern? Wie zieht man einen Nutzen daraus, dass sie miteinander Daten austauschen können? Und was ist überhaupt sinnvoll und was nur Spielerei?

Die Anbieter tasten sich erst einmal vor und lassen die Nutzer entscheiden. Alles wird ausprobiert. Da ist auf der CES zum Beispiel die vernetzte Dusche, die nach dem Einschalten per Smartphone-App via Kurzmitteilung bescheid gibt, wenn das Wasser die nötige Temperatur erreicht hat. Der Spaß kostet rund 1000 Dollar. Eine spannende Frage ist, wie viele Leute das für eine gute Investition halten werden. Oder den Mülleimer, der auf Sprachbefehl den Deckel öffnet.

Sprache jedenfalls wird zum zentralen Weg, vernetzte Geräte im Haushalt zu steuern, das ist eine ganz klare Botschaft der diesjährigen CES. Doch gute Spracherkennung ist aufwendig, und so zeichnet sich ein Konkurrenzkampf um diese Schnittstelle direkt am Menschen zwischen den üblichen Tech-Schwergewichten und ihren digitalen Assistenten ab: Amazon und Alexa, Apple und Siri, Google mit dem Google Assistant, Microsoft mit Cortana.

Amazon gelang ein Überraschungshit, als der Online-Händler 2015 Alexa in den vernetzten Lautsprecher «Echo» packte, mit dem man sich unterhalten kann. Zur CES zog Alexa in alle mögliche Technik anderer Anbieter von weiteren Lautsprechern über Hausgeräte bis hin zum neuen Ford ein.

Google landete zwar weniger Treffer, sicherte sich aber einen starken Verbündeten im Grafik-Spezialisten Nvidia. Der will den Google Assistant nicht nur in seine Plattform für vernetzte und selbstfahrende Autos bringen, sondern ihm auch helfen, im Haus allgegenwärtig zu werden. Nvidia-Chef Jen-Hsun Huang demonstrierte in Las Vegas das kleine Mikrofon «Spot», das direkt in die Steckdose kommt. Per WLAN schalten sich die Mikrofone mit dem Google Assistant, der in Nvidias Konsole «Shield» läuft, zusammen und bilden so ein lückenloses Netz.

Wenn mehrere «Spot»-Mikrofone in einem Raum seien, könne man sogar die genaue Position des Nutzers bestimmen, betonte Huang. Das könnte einerseits die Möglichkeit geben, Licht oder Raumtemperatur punktgenau anzupassen. Andererseits ist es auch eine ganz neue Dimension der Transparenz eines Verbrauchers für Online-Dienste, gerade nachdem vor wenigen Tagen ein Versuch von US-Ermittlern bekannt wurde, sich Alexa-Daten bei der Aufklärung eines Mordfalls zu sichern. Amazon blockte zunächst ab.

Doch Steuerung per Sprache dürfte sich im Haushalt aber trotz aller Bedenken durchsetzen, weil sie schlicht die direkteste Bedienmethode ist. Wenn man zum Beispiel Lampen per Smartphone einschalten wolle, müsse man es erst entsperren und dann die App öffnen – in der Zeit könnte man eigentlich auch zum Lichtschalter gehen, sagt der Chef des französischen Smarthome-Spazialisten Netatmo, Fred Potter. «Stimme ist deutlich schneller.» Netatmo, das zur CES unter anderem vernetzte Rauchmelder vorstellte, will seine Geräte mit allen großen Plattformen zur Sprachsteuerung verknüpfen.

Der deutsche Elektrokonzern Bosch hingegen will mit seinem HomeConnect selbst eine Alternative zu den US-Plattformen schaffen und sieht sich durch die Expertise in vielen Bereichen von der Spracherkennung bis hin zur Produktion von Sensoren dafür gut gerüstet. Dabei will Bosch auch die Angebote stärker auf die einzelnen Nutzer zuschneiden. «Wir sehen in der Personalisierung den nächsten großen Vernetzungstrend», betonte auf der CES der zuständige Bosch-Manager Werner Struth.

Ein Beispiel dafür ist das Auto, das über die eingebauten Kameras den Fahrer erkennt und auf seine bevorzugten Einstellungen von der Sitzposition bis hin zur Temperatur zurückgreift. Dabei verspricht Bosch aber transparenten Datenschutz: «Der Nutzer kann entscheiden, welche Daten er uns zur Verfügung stellt und erfährt vor der Entscheidung, was wir damit tun.»

Fotocredits: Andrej Sokolow
(dpa)

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