«Pokémon Go» für Harry-Potter-Fans
Berlin – Es ist drei Jahre her, da gingen vor allem junge Menschen zu Tausenden auf die Straße, um Monster zu fangen. Mit ihrem Smartphone waren sie Teil eines der größten Hypes in der jüngeren Games-Geschichte: «Pokémon Go», eines der bis heute erfolgreichsten Spiele in den App Stores.
Das möchte Entwickler Niantic nun wiederholen – mit «Harry Potter: Wizards Unite». Es basiert auf dem Augmented-Reality-Gerüst von «Pokémon Go», macht aber einiges anders.
Spielt zeitlich nach den Romanen
«Wizards Unite» spielt nach den sieben Hauptbüchern der «Harry Potter»-Reihe. Harry und Ron jagen als Auroren schwarze Magier, und Hermine arbeitet im Zaubereiministerium. Im
Spiel selbst geht es um ein Unglück: Menschen, Tiere und Gegenstände aus der Zaubererwelt tauchen plötzlich in der Muggelwelt auf. Eine Taskforce wird ins Leben gerufen, und die Spieler sind Teil davon.
Konkret bedeutet das: Auf ihrem Smartphone sehen Spieler die Straßenkarte der echten Welt, die aber mit kleinen Hexenhäuschen, Gewächshäusern und größeren Festungen gespickt ist. Dazwischen tauchen immer wieder leuchtende Medaillen auf. Kurz angetippt, öffnet sich im Spiel die Kamera, und Spieler müssen nun etwas Magisches in der echten Welt finden. Das kann zum Beispiel ein herumfliegender Schnatz, ein Hippogreifküken oder Hagrid sein, der als erweiterte Realität (AR) ins Live-Bild der Kamera eingeblendet wird.
Zaubersprüche mit Gesten
Diese magischen Dinge werden meist von etwas bedroht oder gefangen gehalten. Indem Spieler eine bestimmte Geste auf dem Smartphone nachzeichnen, sprechen sie einen Zauberspruch und können es befreien. Hat der Zauber geklappt, wandert Schnatz, Hippogreifküken oder Hagrid ins Register. Dieses zu füllen, ist das ultimative Ziel des Spiels.
Wer jetzt denkt, dass das alles doch sehr nach «Pokémon Go» in neuem Gewand klingt, liegt völlig richtig. Und es gibt noch mehr Parallelen: In Gasthäusern laden die Spieler ihre magische Energie wieder auf, womit sie wieder neue Versuche haben, magische Dinge zu befreien. Die gleiche Mechanik steckt hinter den Pokébällen. In den Gasthäusern gibt es auch die Möglichkeit, sogenannte Antiobskuranten zu platzieren, was mehr magische Gegenstände anzieht. Das entspricht den Lockmodulen. Sogenannte Portschatullen muss man öffnen, indem man eine gewisse Distanz zurücklegt – was wiederum den Eiern entspricht.
Spiel setzt auf Rollenspielelemente
Doch «Wizards Unite» ist nicht nur «Pokémon Go» in neuem Look. Die Entwickler haben mehr Rollenspielelemente untergebracht. So können Spieler zwischen drei Berufen (Auror, Magizoologe oder Professor) wählen – jeder mit eigenem Talentbaum, der etwa neue Fähigkeiten bringt, die dann in Festungskämpfen angewandt werden können.
Festungen sind Orte auf der Karte, an denen Spieler allein oder gemeinsam gegen mehrere Feinde wie Werwölfe oder Todesesser antreten. Gekämpft wird mit nachgezeichneten Gesten für Angriff und Verteidigung. Und je nach Beruf können Spieler hier etwa ihre Mitstreiter heilen oder Monster schwächen.
Insgesamt wirkt «Wizards Unite» vollständiger als «Pokémon Go» beim Launch. Das kann zunächst auch überfordern, wenn man beim ersten Levelaufstieg mit diversen Boni überhäuft wird, mit denen man noch gar nichts anzufangen weiß. Erst nach ein paar Stunden Spielzeit stellt sich Vertrautheit und ein Gefühl der Kontrolle ein.
Macht auch in ländlichen Gegenden Spaß
Natürlich nutzt «Wizards Unite» auch diverse Free-To-Play-Mechaniken, um Spieler zum Geldausgeben zu bewegen. Die In-Game-Währung Gold kann für echtes Geld gekauft und etwa fürs Aufladen von Zauberenergie oder zum Brauen von Tränken eingesetzt werden.
Eines scheint «Wizards Unite» deutlich besser zu machen als «Pokémon Go»: Auch wenn keine besonderen Orte wie Gasthäuser in der Nähe sind, gibt es genug Möglichkeiten, magische Gegenstände zu finden. Das sollte das Spiel auch in ländlichen Gegenden spielbar machen.
Ein guter Pokémon-Nachfolger
Insgesamt ist Niantic ein guter Nachfolger für «Pokémon Go» gelungen. Die Musik von John Williams ertönt im Spiel genauso wie die deutsche Synchronstimme von Potter-Darsteller Daniel Radcliffe. Zwar bleibt «Wizards Unite» im Endeffekt nicht mehr als das virtuelle Ausfüllen eines Sammelbildalbums. Aber es nimmt sich das Beste aus «Pokémon Go» und setzt sinnvolle neue Mechaniken drauf. Dass «Wizards Unite» einen ähnlichen Hype auslösen kann, ist aber unwahrscheinlich: Laut App-Analyst Sensor Tower wurde das Game am ersten Wochenende von 3 Millionen Spielern installiert. «Pokémon Go» brachte es demnach in den ersten vier Tagen auf 24 Millionen Installationen – allein in den USA, Neuseeland und Australien.
Fotocredits: Robert Günther,Robert Günther,Niantic,Niantic,Niantic,Niantic,Niantic
(dpa/tmn)