Sicher in fremden Netzen: VPN-Apps für Smartphones

By on 26. Oktober 2017

Berlin – Die Werbung zeichnet ein rosarotes Bild von VPN-Apps. Mit der simplen Installation einer Anwendung soll der Internetzugang mit dem Smartphone plötzlich sicher und anonym sein.

Sogar der Zugriff auf Online-Dienste, die für das eigene Land nicht freigegeben sind, soll möglich sein. Die Apps sind meist kostenlos – in der Basisversion. Gegen Geld gibt es weitere Funktionen.

Ist die App für ein virtuelles privates Netzwerk (VPN) einmal installiert und eingestellt, verbindet sich das Smartphone nicht mehr direkt mit dem gewünschten Ziel im Netz, erklärt Miriam Ruhenstroth vom Portal «Mobilsicher.de». Stattdessen wird zunächst eine verschlüsselte Verbindung, auch Tunnel genannt, zu einem Server des VPN-Anbieters aufgebaut. Von dort wird der Datenverkehr ans Ziel geleitet – und über den Tunnel wieder zum eigenen Gerät zurück.

Das ist vor allem dann praktisch, wenn nicht klar ist, wie sicher die eigene Verbindung ins Netz ist, etwa in offenen WLAN-Netzen in Cafés, unterwegs auf Reisen, an Flughäfen oder im Hotel. Gibt man sensible Daten auf Webseiten ein, könnten Dritte sie im schlimmsten Fall abfangen. VPN-Apps verhindern dies. Wird der Datenverkehr nämlich über den verschlüsselten Tunnel geschickt, kann niemand mitlesen.

Neben diesem Sicherheitsaspekt haben VPN-Apps einen weiteren Vorteil. Je nach Anbieter kann man sich mit Servern auf der ganzen Welt verbinden. «So kann man etwa vortäuschen, dass der Netzverkehr aus den USA kommt», erklärt Dusan Zivadinovic vom Magazin «c’t». Ruft man so bekannte Streamingdienste auf, sieht der Filmkatalog plötzlich ganz anders aus, und manche US-Serie kann schon früher gesehen werden.

Doch die schöne VPN-Welt ist nicht völlig problemfrei. Geht man per Tunnel ins Netz, spielen einige Apps nicht mit. Manch ein Messenger hat dann etwa Probleme, Kontakt zu seinem Netzwerk aufzunehmen. Auch manche Dienste von Google oder Online-Shops funktionieren mit aktiver VPN-App nicht gut, sagt Miriam Ruhenstroth. Und Videostreamingdienste liefern sich mit VPN-Anbietern ein Katz- und Maus-Spiel: Die einen umgehen die Regionensperre für bestimmte Inhalte mit der Hilfe neuer Server. Und die anderen sperren die IP-Adressen dieser Server wieder.

Ein weiteres Problem ist die Verbindungsgeschwindigkeit. Bei vielen Anbietern hat die Verbindung, bedingt durch den Umweg über den Anbieterserver, eine lange Signallaufzeit, sagt Zivadinovic. Bis sich Seiten öffnen und Inhalte auf dem Bildschirm landen, dauert es seine Zeit. Auch der E-Mail-Versand über VPN hakt gelegentlich.

Viele VPN-Anbieter werben auch mit Anonymität. Aber wirklich anonym bewegt man sich im Netz auch mit eingeschaltetem VPN nicht, erklärt Ruhenstroth. Einzelne Browser oder Geräte lassen sich in vielen Fällen immer noch identifizieren. Und gibt man jenseits des geschützten Tunnels Daten auf einer Webseite ein – etwa beim Einloggen auf einem E-Mail-Portal – ist die Anonymität schon futsch.

Und dann ist da noch die Frage nach der Vertrauenswürdigkeit. Wer seinen Datenverkehr über die Server eines VPN-Anbieters leitet, muss sich letztlich drauf verlassen, dass dieser nicht mitliest. Zwar versprechen das alle Anbieter. «Definitiv belegen kann der Normalverbraucher das nicht», sagt Zivadinovic. «Es gibt sehr viele ganz zwielichtige VPN-Dienste», warnt auch Ruhenstroth.

Es gibt etwa einen US-Anbieter, dem die Bürgerrechtsorganisation Center for Democracy and Technology (CDT) vorwirft, im kostenlosen Angebot eigene Werbung auf Webseiten einzublenden und den Standort der Nutzer zu überwachen. Wieder ein anderer Anbieter steht laut einem Bericht des «Wall Street Journal» in Verdacht, die Datenströme seiner Kunden für Facebook zu analysieren.

Die versprochene Sicherheit sollte man also nicht zu 100 Prozent für bare Münze nehmen, rät Zivadinovic. Aber wie erkennt man einen guten Anbieter? «Ein guter Hinweis ist der Blick auf das Geschäftsmodell», sagt Ruhenstroth. Gibt es nur ein Gratis-Angebot und keine transparente Beschreibung der Geschäfts- und Nutzungsbedingungen, rät sie: «Finger weg.» Ein kostenloses Basisangebot und mehr Funktionen gegen Geld seien in Ordnung.

Auch der Standort des Anbieters ist ein Faktor. Datenschutzbedingungen und die Zusammenarbeit mit Behörden in Europa unterscheiden sich etwa stark von denen in den USA, und von denen vieler asiatischer Länder ohnehin. Ruhenstroth rät deswegen eher zu europäischen Anbietern. Am Ende gilt aber: «Ein Stück weit muss man immer vertrauen.»

Fotocredits: Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Christin Klose
(dpa/tmn)

(dpa)

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