So kommt das Festnetz aufs Handy

By on 14. November 2019

Berlin – 21,95 Euro – so viel kostet heute ein klassischer Festnetzanschluss der Telekom. Doch die Zeiten, in denen ein solcher zur Haushalts-Grundausstattung gehörte, sind vorbei. Nahezu jeder hat ein Handy, viele Menschen sparen sich eventuelle Festnetz-Mehrkosten.

Die
Bundesnetzagentur verzeichnet in Deutschland derzeit 139 Millionen Mobilfunk-Teilnehmer. Das bedeutet: Auf jeden Einwohner vom Neugeborenen bis zum Senioren kommen im Schnitt 1,7 SIM-Karten. Dagegen liegt die Zahl der Festnetzanschlüsse bei rund 39 Millionen, wie aus dem laut Jahresbericht 2018 der Behörde hervorgeht.

Es gibt gute Gründe, die für einen Festnetzanschluss sprechen: die teils bessere Sprachqualität zum Beispiel oder eine Backup-Lösung bei leerem Handy-Akku zu haben. Anrufern ohne Mobilfunk-Flatrate kann man außerdem Mehrkosten ersparen, ohne auf den Komfort verzichten zu müssen, nur noch auf dem Smartphone angerufen zu werden.

Homezone-Tarife sind selten geworden

Wie aber landen Festnetzanrufe auf dem Smartphone? Selten geworden sind Tarife, bei denen das Handy daheim qua Tarif als Festnetztelefon dient, weiß Alexander Kuch vom Telekommunikationsportal «Teltarif.de»: «Einen klassischen Tarif mit Homezone, in der man wie mit einem Festnetztelefon Anrufe tätigen und entgegennehmen kann, gibt es nur noch bei Vodafone.» Konkurrent O2 hat seine ab 1998 massiv vermarkteten Homezone-Angebote dagegen längst eingestellt.

Man habe den Service erweitert, sagt Jörg Borm, Sprecher der O2-Mutter Telefónica: Jeder Kunde bekomme bei Abschluss eines Mobilfunkvertrags automatisch eine lokale Festnetznummer zugewiesen, unter der er bundesweit per Handy erreichbar ist – auch wenn er sich nicht im Vorwahlbereich oder in der Nähe seines Zuhauses befindet.

Wer den Anruf bei einer Mobilfunknummer scheut, kann den O2-Free-Kunden also zu Festnetzkonditionen erreichen. Abgehende Gespräche des Mobilfunkkunden laufen immer zu Mobilfunkkonditionen.

Diese Variante gibt es häufiger: Wer eine Festnetznummer so nutzen möchte, kann dies etwa auch bei Telekom, Tarifhaus oder Simquadrat teils ohne Mehrkosten tun. Man sei überall unter der Festnetznummer auf dem Handy erreichbar, erklärt Kuch: «Eingehende Anrufe werden als günstige Festnetzanrufe verbucht, ausgehende aber übers Mobilnetz.»

Voice over IP als weitere Möglichkeit

Als Möglichkeit hinzu kommt die Internet-Telefonie, häufig auch Voice over Internet Protocol (VoIP) genannt, also die Nutzung der Internetverbindung zum Telefonieren. Das funktioniert über sogenannte SIP-Server, die beim Telefonie-Anbieter stehen und bei denen sich der Nutzer per Benutzernamen und Passwort registriert. SIP-fähig sind viele Router und im Prinzip alle Smartphones – entweder direkt mit der Telefon-Anwendung oder über andere Apps (VoIP-Clients).

«Dann bekommt man vom Anbieter eine Festnetznummer mit Ortsvorwahl zugeteilt und ist fortan immer und überall erreichbar, wenn eine Internetverbindung besteht», beschreibt es Kuch. Einen Unterschied zur klassischen Festnetz-Telefonie, die über eine separate Leitung läuft, bemerkt der Kunde nicht. Aus Kosten- und Effizienzgründen sind inzwischen fast alle neu geschalteten Telefonanschlüsse im Festnetz VoIP-Anschlüsse, sie laufen also über das Internet.

Mit der «032» gibt es auch eine reine VoIP-Vorwahl. Doch nach Kuchs Beobachtung hat sie sich ebenso wenig durchgesetzt wie die «0700», die als lebenslange persönliche Rufnummer konzipiert ist. Die Nummern werden eher von kleineren Anbietern vermarktet und laut Kuch kaum genutzt: «Die meisten Verbraucher wissen, dass das teuer ist und die Anwahl von 0700- und 032-Nummern nicht in Flatrates enthalten ist.»

Das Handy im WLAN daheim zum Festnetztelefon machen

Ein Tipp kann aber die klassische Rufumleitung sein: Hat man eine Flatrate für Telefonate aus dem Festnetz auf Mobiltelefone, ließen sich einfach alle Anrufe kostenneutral auf das Handy weiterleiten, erklärt ein Telekom-Sprecher das Verfahren.

Und dann gibt es noch die Möglichkeit, das Smartphone nur im heimischen WLAN als Festnetztelefon zu nutzen. Damit das klappt, stellen die meisten Router-Hersteller spezielle Apps bereit.

Ob daheim die Strahlenbelastung beim Telefonieren übers WLAN geringer ist als übers Mobilfunknetz, ist laut Bundesamt für Strahlenschutz unklar: Die Bedingungen, wie gut der Mobilfunkempfang vor Ort und wie die WLAN-Abdeckung innerhalb des Hauses ist, ließen kaum eine Verallgemeinerung zu. Einen Tipp, die Strahlenbelastung für den Körper in jedem Fall zu senken, gibt es jedoch: Immer ein Headset, eine Freisprecheinrichtung oder die Freisprechfunktion nutzen.

Fotocredits: Christin Klose,Andrea Warnecke
(dpa/tmn)

(dpa)

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