Suchmaschinen besser verstehen

By on 25. Juli 2019

Berlin/Bielefeld – Früher gab es Lexika, Bücher, Zeitschriften und das Telefon. Heute gibt es das Internet und Suchmaschinen. Sie liefern die Antwort darauf, was die Hauptstadt von Kirgistan ist, wo man in einer fremden Stadt übernachten kann oder spucken Käsekuchenrezepte aus.

Die Suchmaschinen haben großen Einfluss darauf, welche Informationen zu den Nutzern durchdringen. Weil es aber längst nicht mehr nur um Triviales, sondern auch um Privates, Gesundheitliches, Sensibles oder Berufliches geht, liegt es nahe, sich einmal zu fragen, wie die Suchergebnisse eigentlich zustande kommen – auch wenn die eigentlichen Suchalgorithmen in aller Regel Betriebsgeheimnis sind.

Erst einmal wichtig zu wissen:

Aus Kostengründen pflegen nur wenige Suchmaschinen überhaupt einen eigenen Index, also eine Sammlung von Schlagwörtern, die schnell durchsucht werden kann, um Seiten mit den gewünschten Inhalten im Netz zu finden, erklärt Christian Pietsch vom Verein Digitalcourage. Die Suchmaschinen mit einem eigenen Index seien schnell aufgezählt: «Google, Bing, Yandex, Baidu. Keine davon ist für ihre Transparenz bekannt.»

Viele Anbieter nutzen darum die Suchtechnologie anderer und bauen diese in ihre Portale ein, wie die Stiftung Warentest erklärt. So nutzen etwa Startpage, T-Online oder Web.de den Suchindex von Google, während beispielsweise Qwant und Duckduckgo auf die Technologie der Microsoft-Suchmaschine Bing setzen.

Die Warentester haben sich im Frühjahr 2019 einige Suchmaschinen genauer
angeschaut. Fazit: Marktführer Google brachte bei den standardisierten Anfragen im Vergleich die besten Treffer – doch die Datensammelei kostete dem Internetkonzern den Spitzenplatz. Auch bei Bing etwa kritisierten die Tester den Umgang mit Nutzerdaten.

Sieger wurde Startpage.

Eine Datenschutzerklärung ohne Mängel und Apps mit unkritischem Datensendeverhalten sprachen für den niederländischen Anbieter. Auch die Suchergebnisse waren gut, wenn auch nicht so gut wie bei Google.

Bleibt die Frage: Macht es eigentlich einen Unterschied, wer eine Suchanfrage eintippt und auf welchem Gerät? Ja, lautet die Antwort. Auch wenn nicht ganz klar ist, wie groß dieser ausfällt.

Google etwa ermittelt anhand der IP-Adresse des Computers dessen ungefähren Standort. Die IP-Adresse sei aber nicht personalisiert, versichert der Konzern. Dahinter steckt die Idee, lokal relevante Ergebnisse anzeigen zu können, also bei einer entsprechenden Suchanfrage etwa das Wetter des Ortes, an dem man sich auch aufhält.

Doch das ist nicht alles:

Die individuelle Suchhistorie, also Suchanfragen aus der Vergangenheit, können die Treffer beeinflussen. Dafür müsste der Nutzer aber bei Google angemeldet sein, erklärt das Unternehmen. Wer etwa sein Google-Konto sowohl privat als auch beruflich nutzt, könne auf den entsprechenden Geräten marginal unterschiedliche Treffer zu gleichen Anfragen bekommen.

In seiner Datenschutzerklärung erklärt Google unter anderem, Cookies zu verwenden, um etwa die neuesten Suchanfragen und die Interaktion des Nutzers mit den Suchergebnissen zu erfassen. Das Ziel: Anzeigen auf den Nutzer zuschneiden. Damit verdient Google gutes Geld.

Aufgerufene Werbung auf einem Gerät oder auch das genutzte Gerät können Ergebnisse beeinflussen. So würden bei mobiler Nutzung Websites bevorzugt, die für mobile Endgeräte optimiert sind. Microsoft handhabe das bei Bing auch so, wie eine Sprecherin erklärt.

Bing

Bei der Microsoft-Suchmaschine werden Suchaktivitäten des Nutzers über Cookies und andere Verfahren gespeichert. Auf Basis der Daten personalisiere Bing Suchergebnisse, so die Sprecherin weiter. Mechanismen, die zu einer Personalisierung führen, unterlägen den jeweils gültigen Datenschutzgesetzen.

Ein
Forschungsprojekt der Universität Kaiserslautern und der Initiative AlgorithmWatch, für das im Vorfeld der Bundestagswahl 2017 über Wochen Daten von Google-Suchanfragen zu Parteien und Politikern gesammelt wurden, kam zu dem Ergebnis: Die Suche lieferte bei allen Nutzern annähernd gleiche Ergebnisse. Anzeichen für Personalisierung wurden kaum gemessen. Die Forscher betonten aber auch, dass die Studie eine Momentaufnahme sei.

Inkognito-Modus

Um einer möglichen Personalisierung zu entgehen, rät die Stiftung Warentest, den Inkognito-Modus seines Browers zu nutzen – so werden Cookies oder ein Verlauf gar nicht erst gespeichert. Google-Suchen, bei denen man eingeloggt war, werden gespeichert. Sie lassen sich aber wieder löschen, ebenso lässt sich die Speicherung deaktivieren.

Das Portal «Klicksafe.de»
rät allen, die nicht in den Filterblasen der Algorithmen landen wollen, die Suchmaschine eines Anbieters einfach nicht zu nutzen, wenn man bei diesem angemeldet ist. Ist das nicht vermeidbar gilt: Regelmäßig Verlauf und Cookies löschen.

Christian Pietsch von Digitalcourage empfiehlt als Schutz gegen Ausspähversuche Werbe- und Tracking-Blocker wie uBlock Origin, NoScript, Privacy Badger oder Ghostery, die als Browser-Erweiterung verfügbar sind. Außerdem könnten Nutzer Meta-Suchmaschinen wie Searx oder MetaGer nutzen, die quelloffen und vertrauenswürdig seien.

Fotocredits: Christin Klose,Robert Günther,Robert Günther,Robert Günther,Andrea Warnecke,Robert Günther
(dpa/tmn)

(dpa)

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