Trippelschritt vor dem großen Sprung: Das iPhone 8 im Test

By on 25. September 2017

Berlin – Während Apple-Fans auf das in weiten Teilen neu gestaltete iPhone X noch mehr als einen Monat warten müssen, sind die ersten Exemplare des iPhone 8 bereits verfügbar. Zeit für einen ausführlichen Test.

Seit sieben Jahren folgte Apple bei der Erneuerung des iPhone einer Routine. Aus einer neuen Smartphone-Generation mit vielen Innovationen folgt im Jahr darauf ein Modell mit einem S im Namen, bei dem eher kleinere Verbesserungen vorgenommen werden. So folgte auf das iPhone 4 (2010) das iPhone 4S, dem iPhone 5 (2012) das 5S und dem iPhone 6 (2014) das 6S jeweils ein Jahr später.

In diesem Spätsommer wäre demnach eigentlich ein iPhone 7S an der Reihe gewesen, doch Apple präsentierte im neuen Hauptquartier in Cupertino gleich zwei iPhone-Generationen, das iPhone 8 sowie zum zehnjähren Jubiläum des Apple-Smartphones das iPhone X.

Während das iPhone X (von Apple «iPhone Ten» ausgesprochen) erst in mehr als einen Monat in den Läden liegt, sind die ersten Exemplare des iPhone 8 bereits verfügbar. Von der äußeren Form hat sich gegenüber dem Vorgängermodell kaum etwas geändert. Doch im Gegensatz zum iPhone 7 setzt Apple jetzt nicht mehr auf ein Aluminiumgehäuse aus einem Stück, sondern verbaut auf der Rückseite ebenfalls Glas, so dass nur noch der Rahmen aus Aluminium besteht. Damit wird es erstmals möglich, ein iPhone auch drahtlos aufzuladen, in dem man es einfach auf eine Ladematte legt, ohne das Smartphone mit einem Ladekabel anzustöpseln.

Dabei haben die Kalifornier bislang keine eigene Ladematte im Programm, sondern verweisen auf die jeweils 65 Euro teuren Produkte von Belkin (Boost Up) und die Wireless Base von Mophie. Die neuen iPhone-Modelle funktionieren auch mit jeder regulären Qi-Ladematte. Belkin und Mophie sind allerdings mit der für die Apple-Geräte maximal möglichen Ladeleistung von 7,5 Watt ausgestattet, die in einigen Wochen nach einem Software-Update beim iPhone 8 abgerufen werden kann.

Irgendwann später in diesem Jahr will Apple auch selbst eine «AirPower» genannte Matte auf den Markt bringen, mit der man dann auch die Apple Watch und die drahtlosen Kopfhörer «AirPods» kabellos aufladen kann. Das können die herkömmlichen Qi-Matten nicht.

Wer das iPhone 8 besonders schnell aufladen möchte, sollte ein USB-C-Netzteil mit einem Lightning-Kabel einsetzen. Besitzer eines MacBooks der neusten Generation haben so ein Netzteil bereits. Der Schnellladevorgang («50 Prozent Kapazität in einer halben Stunde») funktioniert aber auch mit anderen USB-C-Ladestationen («USB-C mit Power Delivery»).

Der Akku des iPhone 8 verfügt nur noch über 6,96 Wattstunden (Wh). Das iPhone 7 hatte noch 7,45 Wh, das Samsung Galaxy S8 hat sogar einen 11,5-Wh-Akku. Dennoch ging dem neuen iPhone in unserem Test nicht vorzeitig die Puste aus. Allerdings müssen das iPhone 8 und auch das größere iPhone 8 Plus abends an den Stecker beziehungsweise auf die Ladematte.

Die gute Akku-Laufzeit ist vor allem dem neuen iPhone-Chip A11 Bionic zuzuschreiben. Das System verfügt erstmals über sechs Kerne, wobei vier davon vor allem zum Energiesparen eingesetzt werden: Sie übernehmen bei Standard-Anforderungen die Aufgaben des Prozessors, während sich die zwei leistungsstarken Kerne ausruhen. Ist maximale Leistung gefragt, legen sich alle sechs Kerne ins Zeug.

Die Grafikeinheit (GPU) nutzt drei Kerne und rechnet nach Angaben von Apple 30 Prozent schneller als ihr Vorgänger im iPhone 7. Bei gleicher Geschwindigkeit soll sie nur die Hälfte an Energie benötigen. Die Erfahrungen in unserem Test lassen diese Aussagen schlüssig erscheinen. Das iPhone 8 verfügt über Performance-Reserven, die wir nicht ausreizen konnten. Davon werden künftig auch die Augmented-Reality-Apps profitieren, die virtuelle Welten mit realer Umgebung mischen.

Das iPhone 8 mit dem 4,7-Zoll-Display zeigt wie das Vorgänger-Modell 1334 x 750 Pixel an, bei den Plus-Modellen (5,5 Zoll) liegt die Auflösung bei 1920 x 1080 Pixel. Trotzdem fällt eine Änderung sofort auf. Das iPhone 8 unterstützt nun die True-Tone-Technik, die bislang dem iPad Pro vorbehalten war. Sie passt die Farbtemperatur des Bildschirms an das Umgebungslicht an, so dass Farben immer realistisch aussehen. Weiß erscheint immer natürlich wie Papier, egal ob man sich im grellen Sonnenlicht oder abends im Schein einer Kerze befindet. Damit setzt sich das iPhone 8 von vielen Wettbewerbern ab, wo eine weiße Seite sanft in rosa, grün oder blau schimmert.

Ein wenig verbessert hat Apple auch die 12-Megapixel-Kamera. Im Vergleich zum iPhone 7 erscheinen nun noch etwas mehr Details der fotografierten Oberflächen. Dabei macht sich bemerkbar, dass Apple dem iPhone 8 einen größeren und schnelleren Sensor und einen neuen Farbfilter spendiert. Apple hat außerdem eine bessere Isolierung der einzelnen Pixel-Zellen umgesetzt, um Überstrahlen des Lichts besser zu verhindern und somit weniger Rauschen zu produzieren.

Beim iPhone 8 Plus verfügt allerdings nur eine der beiden Linsen über eine optische Bildstabilisierung. Den Verwackelschutz für beide Linsen hat Apple dem künftigen Spitzenmodell iPhone X vorbehalten. Spektakulär ist die neue Kamera-App im Porträt-Modus. Hier kann man verschiedene Lichtszenarien anwenden und unter anderem in einem «Bühnenlicht»-Modus die Person virtuell vor einen schwarzen Hintergrund stellen.

Drahtloses Laden, schnellerer Chip, bessere Kamera. Das iPhone 8 setzt sich behutsam vom Vorgänger ab, hätte aber nach der bisherigen Systematik von Apple wohl eher den Namen iPhone 7S verdient. Die wirklich neue Generation gibt es erst im November, wenn das Phone X auf den Markt kommt. Hier bekommen die Kunden dann einen komplett neuen, quasi randlosen OLED-Bildschirm und die neue Gesichtserkennung FaceID, die den Fingerabdruck-Sensor ablöst. Wie gut die neuen Features in der Praxis funktionieren werden, wissen wir allerdings noch nicht.

Beim iPhone 8 und 8 Plus erhält man ein völlig ausgereiftes Spitzenhandy, das zwar teurer ist als die meisten Android-Flaggschiffe, aber immerhin spürbar günstiger als das kommende iPhone X. Das iPhone 8 mit 64 Gigabyte Speicher kostet knapp 800 Euro, mit 256 GB ist es für knapp 970 Euro zu haben. Das größere iPhone 8 Plus mit einer Doppellinse startet bei knapp 910 Euro (64 GB) und kostet in der größten Version (256 GB) dann knapp 1080 Euro. Für das iPhone X wird Apple knapp 1150 Euro (64 GB) beziehungsweise knapp 1320 Euro (256 GB) verlangen.

Fotocredits: Alexander Heinl
(dpa/tmn)

(dpa)

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