Warum der Game Boy auch nach 30 Jahren noch fasziniert
Berlin – Ein Game Boy durfte es nie sein. Die Eltern waren dagegen. Selbst kaufen, ja das ginge. Aber woher sollte denn bitte ein Achtjähriger 1991 das Geld für einen Game Boy nehmen?
Als der Game Boy damals zum Statusobjekt wurde, waren weder seine Rechenleistung noch sein grün-schwarzes Display herausragend. Dafür war er mobil, und die Laufzeit war nicht allzu schlecht.
Zum 30. Geburtstag der Handheld-Konsole ist es Zeit für ein Wiedersehen. Für knapp 70 Euro gibt es beim Online-Gebrauchthändler ein gut erhaltenes Exemplar samt «Super Mario Land». Fast neuwertige Exemplare werden für 100 Euro aufwärts gehandelt.
Die Technik weckt fast schon Nostalgie
«Paling!» – das erste Einschalten ist eine Reise zurück in die Vergangenheit. Ein Druck auf Start, und Mario stürzt sich in die Prinzessinen-Rettung. Das Klempner-Abenteuer, damals einer der Start-Titel, ist nach vielen Stunden mit dem geliehenen Game Boy im Kinderzimmer selbst Jahre später noch ins Hirn gebrannt.
Das Klickern der lilafarbenen Knöpfe, krümelige Grafik, die ikonische Musik, das unbewusste Mitbewegen des Spielgeräts bei schwierigen Manövern. Es ist, als seien die 90er Jahre erst gestern gewesen.
Trotz der langen Pause geht das Spiel ziemlich leicht von der Hand. Aber früher war die Kombination aus Steuerkreuz und der A- und B-Tasten, mit gut koordinierten Sprüngen und Sprints für viele einfach völlig neu.
Nicht alle Spiele machen heute noch Spaß
In den 90er Jahren dauerte es Wochen, bis endlich der letzte Endgegner in «Super Mario Land» bezwungen war – 2019 ist das Spiel nach gut einer Stunde geschafft.
Cracks auf Youtube spielen es in knapp 11 Minuten durch. Die 30 Jahre haben den Klassikern wie «Tetris» aber nicht geschadet. Es macht Spaß wie am ersten Tag.
Fragt man Game-Boy-Enthusiasten wie den Hamburger Spielesammler Philip Zub, liegt das am cleveren Level-Design. «“Super Mario Land“ zum Beispiel ist relativ kurz, erzeugt viel Spannung und hat einen hohen Wiederspielwert», sagt er. Und mit jeder Partie gebe es die Chance, neue Dinge zu entdecken.
Einge andere Game-Boy-Spiele wirken daher mittlerweile wie aus der Zeit gefallen. Etwa «Pokémon Rot», ein eher textlastiges Trainerabenteuer. Nach vielen Jahren Pause macht es leider kaum noch Spaß. Zubs Vermutung: «Der Game Boy ist nicht das Medium, um große Geschichten zu erzählen.»
Sprung auf die Switch-Konsole?
Manche auf dem Game Boy gestarteten Spiele haben nie den Sprung in die Moderne geschafft, andere findet man heute als Neuauflagen oder Weiterdrehs für neue Konsolen. Klempner Mario etwa lebt in Neuauflagen auch auf Nintendos aktueller Konsole Switch weiter. Auch die «Pokémon»-Reihe gibt es in moderner Form.
Ob es einmal alle alten Game-Boy-Spiele auch auf der Switch geben wird, ist nicht sicher. Aber mit Nintendo Switch Online hat Nintendo immerhin schon einmal ein paar Klassiker der Konsole Nintendo Entertainment System (NES) auf die Switch geholt.
Gebrauchte Game Boys und Spiele vor dem Kauf prüfen
Für 20 Euro im Jahr gibt es Zugriff auf «Super Mario Bros.», «Kirby’s Adventure» oder «Dr. Mario». Wer die alten Klassiker lieber auf der originalen Hardware spielen will, findet im Netz, Gebrauchthandel oder auf dem Flohmarkt etliche gut bis schlecht erhaltene Game Boys – vom Classic bis zum Advanced.
Sammler Philipp Zub rät, besonders bei den Spielen auf Schäden an den Kontakten zu achten. Auch leere Batterien in den Spielmodulen kommen häufig vor. Dann kann man keine Spielstände mehr speichern.
Und was kommt am Ende beim Schwelgen in Kindheitserinnerungen mit dem Game Boy heraus? Auf jeden Fall mächtig Spaß und ein paar ziemlich steife Daumen. Und ein neuer persönlicher «Super Mario Land»-Rekord.
Fotocredits: Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Robert Günther,Christin Klose,Robert Günther,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke
(dpa/tmn)