Wie man den passenden Bluetooth-Kopfhörer findet
Berlin – Kopfhörerkabel können extrem nerven. Beim Sport, beim Radfahren oder wenn man den Reißverschluss der Jacke zuziehen möchte. Die Alternative sind Ohrhörer, die mit weniger oder neuerdings gänzlich ohne Kabel auskommen und sich per Bluetooth-Funk mit dem Smartphone verbinden.
Komplett kabelfreie Modelle, die aus einem unabhängigen linken und einem unabhängigen rechten Stöpsel bestehen, werden meist als True-Wireless-Kopfhörer bezeichnet, also als «wirklich kabellos». Denn es gibt auch noch jene Bluetooth-Ohrhörer, bei denen die beiden Stöpsel durch ein Kabel verbunden sind, das beim Tragen hinter dem Nacken verläuft. Da sie zwar keine Kabelverbindung zum Smartphone haben, werden sie auch als wireless, also kabellos bezeichnet, sind es aber nicht wirklich.
Modelle von Audio-Spezialisten
Die Innovationen schlagen sich auch in den Verkaufszahlen nieder: 2018 wurden 12,65 Millionen Kopfhörer und Headsets verkauft, wie aus dem Home Electronics Markt Index Deutschland (
HEMIX) hervorgeht – ein Plus von 5,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Nicht nur Smartphone-Größen wie Apple oder Samsung haben eigene True-Wireless-Kopfhörer auf den Markt gebracht. Längst gibt es solche Modelle auch von Audio-Spezialisten wie Bose, Jabra, Sennheiser oder Sony.
Ob Wireless oder True Wireless: Beide Bluetooth-Ohrhörer-Gattungen können nur mit Akku betrieben werden, müssen also nach einigen Stunden ans Ladegerät oder in die Ladebox. Beim Klang muss man sich kaum Sorgen machen, sagt Bernhard Grill, Institutsleiter und Audioexperte des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS. «Hochqualitative Exemplare verfügen wie ohrumschließende Kopfhörer über einen definierten Ohr-Abschluss, der im Fall der In-Ear-Kopfhörer ergonomisch angepasst ist.»
Gute Qualität ab 30 Euro
Oft bieten die Stöpsel Silikon-Passstücke, damit sie perfekt im Gehörgang sitzen. Auch die Bluetooth-Übertragung habe bei den neuesten Standards keine Nachteile gegenüber der kabelgebundenen Variante mit Stecker am Smartphone, so Grill. Allerdings lägen gute Bluetooth-Ohrhörer in einer Preisklasse von über 100 und bis zu 300 Euro.
Nach vielen Produkttests kann Christoph de Leuw von der Zeitschrift «Computerbild» diese Beobachtung bestätigen: «Für unter 30 Euro gibt es nur miese Klangqualität und kurze Akkulaufzeit von deutlich unter drei Stunden. Oftmals passen Billigmodelle auch schlecht in die Ohren», so sein Urteil. «Ab etwa 150 Euro gibt es wirklich gut klingende True-Wireless-Modelle mit brauchbarer Akkulaufzeit.» Wer diese Investition scheut, sei mit den klassischen kabelgebundenen Kopfhörern besser bedient, meint der Experte: «Durch Akku- und Funktechnik sind Wireless-Kopfhörer gezwungenermaßen teurer.»
Für die Suche nach dem richtigen Wireless- oder True-Wireless-Kopfhörer empfiehlt de Leuw: unbedingt ausprobieren. Denn Ohrhörer müssen vor allem gut in den Ohren sitzen. Das sei mitentscheidend für Klangqualität und Tragekomfort. Und: «Die Akkulaufzeit liegt meist bei etwa vier Stunden. Das muss zum eigenen Nutzungsverhalten passen, ebenso die mitgelieferte Transport- und Ladebox.» Nicht alle passen in die Hosentasche. Wireless-Kopfhörer müssten mindestens so oft aufgeladen werden wie das Smartphone.
Mit Bügelhalterung
Auch Zusatzfunktionen können wichtig für die Kaufentscheidung sein. Etwa Pulsmesser und Schrittzähler für Sportler, elektronisches Noise-Cancelling als Lärmbremse oder integrierte Unterstützung für einen digitalen Assistenen.
Wer regelmäßig Sport treibt, dürfte mit Wireless-Ohrhörern mit Kabel im Nacken stressfreier unterwegs sein. Manche Modelle haben sogar eine stabile Bügelhalterung, die übers Ohr geschoben wird. Vor allem beim Sport, aber auch grundsätzlich sollte man bedenken, dass das Kabel im Nacken verhindern kann, dass die Stöpsel verloren gehen.
Zudem sind die Drahtlos-Ohrhörer mit Kabel im Nacken in der Regel etwas günstiger als True-Wireless-Modelle. Die Stiftung Warentest hat bei Herstellern, die sowohl eine Wireless- als auch eine True-Wireless-Variante anbieten, einen ungefähren Preisunterschied von 50 Euro zwischen den Modellen ermittelt.
Fotocredits: Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Franziska Gabbert,Florian Schuh,Christin Klose
(dpa/tmn)