Wie smart muss Fitness sein?
Berlin – Fitnessarmbänder sind kein Hexenwerk: Sie zählen Schritte, messen Puls wie Zeit und zeichnen teils Strecken und Höhenmeter mit Hilfe von GPS und einem Barometer auf. Wobei die letzten beiden Features oft nur bei GPS-Sportuhren oder Smartwatches zu finden sind. Mit diesen Geräten lässt sich also die persönliche Bewegungs- oder Sportleistung zu Fitness- oder Gesundheitszwecken nachverfolgen, weshalb sie oft auch Fitnesstracker genannt werden.
Meist besteht die Möglichkeit – oder sogar der Zwang -, die Tracker mit dem Smartphone oder einem Rechner zu verbinden. Die gesammelten Daten werden dann übertragen, gespeichert und in der Regel ausgewertet. Diese Analysen finden oft direkt in der App statt, teils muss man sie aber auch auf einer Seite des Herstellers einsehen, zu dessen Server die Daten vom Mobilgerät übertragen worden sind.
Schrittzähler, Stoppuhr und Pulsmesser wichtig
«Diese Grundfunktionen – Schrittzähler, Stoppuhr und Pulsmesser – sollte ein Fitnessarmband meines Erachtens haben», sagt der Mathematiker Thomas Camminady, der am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) zu maschinellem Lernen forscht und selbst GPS-Uhren beim Laufsport nutzt.
Die Schrittzähler einfacher Fitnesstracker ohne GPS funktionieren über einen Bewegungs- oder Beschleunigungssensor. Deshalb kosten solche Geräte in der ersten Kategorie auch am wenigsten- im Schnitt zwischen 100 und 150 Euro. Sehr günstige Tracker mit Schrittzähler, und Herzfrequenz-Messung sind aber durchaus auch schon um die 30 Euro zu haben – und ohne Nutzerkonto oder gekoppeltes Smartphone nutzbar.
GPS hilft bei der Orientierung
«Für jemanden wie mich, der regelmäßig läuft, ist das Navigations-Feature sehr wichtig, weswegen ich mich für eine GPS-Uhr entschieden habe», sagt Camminady. Die Karte hilft beim Orientieren. Und: «Wenn ich vor dem Lauf einen Kurs hochgeladen habe, brummt die Uhr an der Kreuzung, wenn ich abbiegen muss.» Tracker oder Uhren mit GPS starten um 150 Euro und die Preise reichen herauf bis 900 Euro.
Vor dem Kauf gilt es herauszufinden, was man mit dem Gerät erreichen will und welche Funktionen dazu notwenig sind. Sonst landet der Tracker ebenso schnell in der Ecke wie die guten Vorsätze. «Man sollte sich fragen, wieso man – auch mit längerfristiger Perspektive – überhaupt Sport macht oder machen möchte und welche unterstützende Rolle eine Smartwatch oder ein Fitnesstracker dabei übernehmen könnte», rät Sportwissenschaftler Prof. Lars Donath von der Deutschen Sporthochschule (DSHS) in Köln.
Wie kann ein Fitnesstracker unterstützen?
Man sollte sich etwa überlegen, wie man gerne Sport treibt. Reicht mir der Keller mit Fitnessgeräten, oder brauche ich den sozialen Austausch während des Sports? Welche Ziele habe ich konkret? Wie kann ich mich belohnen, wenn ich etwas erreicht habe? Welche Funktionen eines Fitnesstrackers können mich im sportlichen Alltag wirklich unterstützen? Es gehe darum, den individuellen Prozess des Trainings mit einem geeigneten Gerät zu begleiten und zu monitoren, so Donath.
«Bei unteren Trainingsintensitäten ist ein Fitnessarmband meistens vollkommen ausreichend», sagt Donath. «Mit einem gewöhnlichen Fitnessarmband weiß man immer, wie viel und wie intensiv man sich in etwa bewegt hat. In Kombination mit Apps ist das oft schon ausreichend.»
Sportuhren und Smartwatches können oft einiges mehr als Fitnessarmbänder: Sie verwalten Trainingspläne, erkennen Geräteübungen oder erinnern per Vibration an die nächste Trainingseinheit. «Das muss man schon mögen», sagt Donath. Denn nicht alle Menschen wollen ständig begleitet werden.
Datenabfluss ist ein großes Problem
Über die gekoppelte App werden die Daten meist mit dem Hersteller-Server synchronisiert oder auch an anderen Orten gespeichert. «Der Datenabfluss bei gekoppelten Geräten ist natürlich ein großes Problem», sagt Donath. Auch wenn das kaum jemand mache, sei es eigentlich essenziell, die AGBs von Herstellern und Dienstanbietern durchzulesen. Denn dann würde vielen bewusst, dass meist völlig intransparent sei, wohin die Daten fließen.
Mit den Daten lassen sich aber auch Dienste im Sinne der Nutzer gestalten. Einige Anbieter ermöglichen es, Trainingsverläufe oder Lauf- und Radstrecken mit Fotos, Kartenmaterial und anderen Angaben zu dokumentieren und mit Freunden oder Trainingspartnerinnen zu teilen, sagt Thomas Camminady. «So bringt man das Training über die Software in eine Art sozialen Rahmen. Wer will, kann sich vergleichen, oder zum Beispiel Ideen für neue Laufstrecken sammeln.»
Info-Kasten: Von der Fitness zum Lifestyle
«Eine Smartwatch ist auf jeden Fall auch ein Lifestyle-Produkt», sagt Prof. Lars Donath von der Deutschen Sporthochschule Köln. «Man sollte sie gerne tragen, nicht nur zum Sport.» Die Geräte sähen immer mehr aus wie Uhren und könnten natürlich auch allesamt die Uhrzeit anzeigen.
Zudem klappe das Laden des Akkus immer schneller und auch die Genauigkeit der Sensoren werde laufend verbessert. «Die Zukunft werden Uhren sein, die auch eine E-Sim-Karte haben und somit wie ein autonomes Handy funktionieren», sagt Donath. Auf dem Markt gibt es auch solche Modelle bereits.
Fotocredits: Christin Klose,Tobias Hase,Tobias Hase
(dpa/tmn)