Wikipedia versus Brockhaus
Werden kostenpflichtige Lexika bald überflüssig sein?
Diese Befürchtung legen die Ergebnisse einer Studie nahe, welche der „Wissenschaftliche Informationsdienst Köln“ im Auftrag des Magazins „der Stern“ jüngst unternommen hat. Beim Vergleich von 50 Artikeln lag das kostenfreie Online-Lexikon in den Kategorien, Ausführlichkeit, Aktualität und inhaltliche Korrektheit vor dem altehrwürdigen Nachschlagewerk aus Deutschland. Im Interview mit dem „Stern“ stellte der Gründer der Wikipedia, Jimmy Wales, sogar die Frage, ob kostenpflichtige Lexika überhaupt noch eine Zukunft hätten. Denn die Wikipedianer sind den bezahlten Redakteuren in Verlagen zahlenmäßig um ein Vielfaches überlegen, und zudem häufig ausgewiesene Experten in den Sachgebieten, zu denen sie Artikel veröffentlichen.
Von den Schattenseiten des freien Lexikons, ungesicherten Informationen und Vandalismus, bleibt der Brockhaus hingegen verschont. Wie die englische „Encyclopedia Britannica“, so hat auch Brockhaus in den letzten Jahren zudem sein multimediales Angebot massiv ausgebaut. Das Flagschiff in dieser Sparte ist zurzeit der auf DVD erhältliche „Brockhaus multimedial“. Neben klassischen Lexikoneinträgen bietet die digitale Ausgabe durch den kombinierten Einsatz verschiedener Medien zu jedem Thema ein ganzes Bündel an Informationen. So erhält man zu Ortsnamen die dazugehörigen Landkartenausschnitte und zu Einträgen über berühmte Musiker Klangbeispiele ihrer Werke. Während derlei Angebote mehr und mehr auch im Netz zur Verfügung stehen, enthält der digitale Brockhaus mit seiner intelligenten Suchfunktion weiterhin ein Feature, dass Wikipedia auf absehbare Zeit nicht kopieren können wird: Zu jedem Artikel lassen sich Ober- und Unterkategorien sowie verwandte Themen in Form eines dreidimensionalen Begriffsnetzes anzeigen. Ein weiterer Clou ist das sogenannte „Planetarium“, eine interaktive Grafik zum Sonnensystem. Jimmy Wales könnte mit seiner Prognose über die Zukunft des Lexikon also eventuell falsch gelegen haben.