Wozu Tablets in Zukunft noch gebraucht werden
Berlin – Gut acht Jahre ist es her, dass das erste iPad auf den Markt kam. Es war flacher und leichter als jeder Laptop. Die Smartphones übertrumpfte es damals mit großer Bildschirmdiagonale und einer größeren virtuellen Tastatur.
Darauf folgten zahllose Geräte anderer Hersteller. Tablets gibt es für unter 100 Euro – die Verkäufe gehen aber zurück. Laut Home Electronics Markt Index wurden im ersten Halbjahr 2018 in Deutschland 1,74 Millionen Tablets verkauft. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 1,83 Millionen.
Die Brücke zwischen Smartphone und PC
Das Tablet schlägt die Brücke zwischen Smartphone und PC: Mit dem großen Bildschirm erleichtert es die Bedienung sowie das Ansehen von Fotos, Videos oder Internetseiten. Im Vergleich zu Computern ist es mobiler, leichter, ausdauernder und schnell einsatzbereit. Bis heute nutzen fast alle Tablets mobile Betriebssysteme wie Apples iOS oder Googles Android. Nur Microsoft setzt auf Windows auch bei Tablets.
Beim Preis gibt es starke Unterschiede: Android-Tablets gibt es schon für unter 100 Euro, während die Preise für Apples iPads erst bei rund 350 Euro beginnen und bis deutlich über 2000 Euro reichen. Dennoch ist Apple Marktführer in Westeuropa: Im ersten Halbjahr 2018 war jedes dritte verkaufte Tablet ein iPad.
iPad als Notebook-Ersatz
Für den Chefredakteur der Fachzeitung «Mac & i», Stephan Ehrmann, liegt der Schwerpunkt der Apple-Tablets auf dem Business-Bereich mit dem iPad Pro, das auch per Stift bedienbar ist. «Apple positioniert seine iPads mehr in Richtung Notebook-Ersatz, als Kreativ- und Profigeräte», sagt er. Das kleine iPad Mini, das kaum größer ist als das größte iPhone XS Max, sei seit 2015 nicht aktualisiert worden.
Fast ausschließlich auf Privatnutzer zugeschnitten sind Android-Tablets. Der Trend geht, da sind sich Experten einig, weg von den kleinen Tablets mit sieben Zoll Bilddiagonale. Selbst Markenhersteller wie Huawei, Samsung oder Lenovo bieten Tablets für 100 Euro an – selbst größere mit 11 Zoll Bilddiagonale.
Zugang zum Play Store für Android-Tablets
Vor dem Kauf eines Android-Tablets gibt es einiges zu beachten: Die wichtigste Quelle für Software ist der Google Play Store. Das Tablet sollte Zugang dazu haben, was meist in der Produktbeschreibung steht. Die Bildschirmauflösung sollte zum Lesen, Schauen und Surfen mindestens HD-Qualität (1920×1200 Pixel) betragen, sagt Matthias Rößler von «Chip Online». «Zudem sollte das Gerät stabil und gut verarbeitet sein, denn bei minderwertigen Geräten kann man oft von der Rückseite bis auf das Display durchdrücken», sagt er. Eine möglichst aktuelle Android-Version ab 7.0 sollte an Bord sein. Wer nur zu Hause surft, braucht keine SIM-Karte.
Der Speicher sollte nicht zu knapp bemessen sein, allerdings lassen sich viele Android-Tablets mit Speicherkarten erweitern. Wer Spiele spielen oder schnell zwischen Apps wechseln möchte, sollte auf Prozessoren mit mindestens vier, besser acht Kernen sowie auf den Arbeitsspeicher achten: Mindestens 3 Gigabyte sollten anspruchsvolle Nutzer einplanen, so Rößler – dann liege der Preis aber oft über 300 Euro.
Android-Tablets als Zweitgerät
Dass Android-Tablets sich eher an Privatnutzer richten, bestätigen auch einige Hersteller. Marktforschern von Samsung zufolge habe sich das Tablet als Zweitgerät neben dem Smartphone etabliert: Etwa ein Viertel der Nutzer verwende das Tablet für Videoclips und Spiele oder um Nachrichten, Artikel und E-Books zu lesen. Im Business-Bereich verzeichneten lediglich Hybride aus Notebook und Tablet Zuwächse.
Stärker im Unterhaltungsbereich sieht Amazon seine Fire-Tablets. Der US-Konzern verkauft sie zu Preisen ab 50 Euro, bietet aber fast nur hauseigene Angebote: Die Tablets haben keinen Zugang zum Play Store, sondern nur zu den Amazon-Marktplätzen für E-Books, Musik und Videos. Auch die Sprachassistentin Alexa ist an Bord. Das Nutzungsverhalten der Kunden wird außerdem bei Zustimmung genau analysiert.
Nutzer, die ihr Tablet wie einen Computer nutzen wollen, spricht Microsoft an. Windows gibt es auch für Tablets. Sie eignen sich vor allem zur Arbeit in der gewohnten Umgebung mit Textverarbeitung, Tabellen oder Präsentationen. Der Konzern baut dafür auch Hardware: Die Surface-Reihe, teilweise mit Tastatur, ist teurer als die meisten Tablets und zum gelegentlichen Surfen definitiv zu viel des Guten.
Tablet-Boom ist vorbei
Die Experten sind sich einig: Der Tablet-Boom ist vorbei, große Smartphones sind angesagt. Während im Profi-Bereich Tablets vor allem für Präsentationen oder Anwendungen mit Stift und Tastatur ankommen, finden günstige Tablets allerdings ihre Rolle als Zweitgerät zum Lesen oder Filmeschauen.
Fotocredits: Lenovo,Amazon,Samsung,Apple,Microsoft,Huawei
(dpa/tmn)